Der Hype um Multimilliardär Donald Trump hat für eine Rekordeinschaltquote bei der ersten TV-Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber geführt. 24 Millionen Amerikaner verfolgten den Schlagabtausch – ein Rekordwert für eine Debatte in den Vorwahlen.
Und gleich in den Anfangsminuten stand der polarisierende Immobilienmogul im Mittelpunkt der Debatte zwischen den in Umfragen zehn besten abschneidenden Republikaner. Auf die Frage des Moderators, ob ein hier im Raum vertretener Kandidat bei einer Vorwahlniederlag sich vorstellen könnte, als unabhängiger Kandidat zur Präsidentschaftswahl anzutreten, hob lediglich eine Person den Arm: Donald Trump. Und dies ohne zu zögern.
Das Publikum quittierte dies mit Buh-Rufen, die Stimmung kochte schon zu Beginn hoch. Als Rand Paul sogleich auf Angriff gegenüber seinem Konkurrenten überging, war jegliches Abtasten beendet. Die heiße Phase hat schon ein halbes Jahr vor dem ersten Urnengang in Iowa begonnen.
Im weiteren Verlauf der ersten GOP-Debatte hat kein Bewerber seine Kandidatur durch unqualifizierte Aussagen oder durch eine schlechte Vorbereitung frühzeitig zerstört – im Gegensatz zu den Vorwahlen vier Jahre zuvor. Bei der Vielzahl an Bewerbern war dies auch kaum möglich, war die Redezeit zwischen fünf und zehn Minuten pro Kandidat doch stark begrenzt.
Folglich konnte am Ende des Abends auch kein klarer Sieger ausgerufen werden. Lediglich John Kasich, der als Gouverneur von Ohio bei dieser Debatte in Cleveland ein Heimspiel hatte, überraschte durch ein souveränes Auftreten und wartete mit detaillierten Fakten auf. Nachdem sich Kasich in den letzten Wochen durch verbesserte Umfragewerte in letzter Sekunde in die Hauptdebatte katapultiert hatte, dürfte die erste GOP-Debatte ihm weiteren Auftrieb geben.
Den einzigen weiteren verbalen Schlagabtausch gab es zwischen Chris Christie und Rand Paul. Keine Überraschung, dauern ihre Streitigkeiten insbesondere in sicherheitspolitischen Fragen schon seit Längerem an.
Die Überraschung des Abends gab es in der sogenannten kleinen Debatte zwischen den derzeit in Umfragen elf bis 17 platzierten. Carly Fiorina überzeugte auf ganzer Linie. Die ehemalige Chefin von Hewlett-Packard kritisierte in rhetorisch überzeugender Art den derzeitigen Umfrage-Führenden Donald Trump bezüglich dessen Verbindungen zu den Clintons sowie seine wenig konstanten politischen Meinungen.
In der zunächst viel belächelten Vordebatte konnte sich Fiorina entscheidend von ihren Mitbewerbern absetzen und ihren nationalen Bekanntheitsgrad erweitern. In den sozialen Medien erreichte sie die mit Abstand beste Frequenz. Der erste republikanische Debattenabend hat Carly Fiorina aus dem Windschatten der bisher besten zehn Kandidaten treten lassen. Ob sich dies auch in Umfragen widerspiegeln wird?
Die besten Zitate des Debattenabends
I’ve been challenged by so many people, and I don’t frankly have time for total political correctness (…) And to be honest with you, this country doesn’t have time either. (Trump)
Probably the Russian and Chinese government know more about Hillary Clinton’s email server than the United States Congress. (Walker)
If I’m our nominee, how is Hillary Clinton gonna lecture me about living paycheck to paycheck? I was raised paycheck to paycheck. (Rubio)
You know, I was asked by an NPR reporter once why don’t I talk about race that often. I said, “It’s because I’m a neurosurgeon.” And she thought that was a strange response . . . I said, “You see, when I take someone to the operating room, I’m actually operating on the thing that makes them who they are. The skin doesn’t make them who they are. The hair doesn’t make them who they are. And it’s time for us to move beyond that because (…) our strength as a nation comes in our unity. (Dr. Carson)
Since [Donald Trump] has changed his mind on amnesty, on health care and on abortion, I would just ask, what are the principles by which he will govern? (Fiorina)
I didn’t get a phone call from Bill Clinton before I jumped in the race (…) maybe it’s because I hadn’t given money to the foundation or donated to his wife’s senate race. (Fiorina)
Kandidatenbeurteilung
Jeb Bush: Wirkte teilweise unsicher
Dr. Ben Carson: Zu Beginn der Debatte mit sehr wenig Redezeit, starkes Schlussplädoyer
Chris Christie: Fiel insbesondere durch seinen Schlagabtausch mit Paul auf
Ted Cruz: Eher unauffällig
Mike Huckabee: Eher unauffällig
John Kasich: Souveränes, staatsmännisches Auftreten
Rand Paul: Wenig Redezeit, jedoch angriffslustig
Marco Rubio: Guter Auftritt, insbesondere rhetorisch überzeugend
Donald Trump: Gewohnt selbstbewusstes Auftreten, wenig inhaltliche Tiefe
Scott Walker: Eher unauffällig
Videos
Die TV-Debatte der in Umfragen besten zehn Kandidaten in voller Länge:
Die TV-Debatte der in Umfragen 11 bis 17 platzierten:
Redezeiten der Kandidaten in der Hauptdebatte (In Min.)
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