
In Kooperation mit Bildmaterial von CNN International
Tausende von Spieltischen. Zehntausende von Spielautomaten. Der jährliche Umsatz der Casinos in Las Vegas: 9 Milliarden Dollar. Durchschnittlich gibt ein Besucher während seines Aufenthaltes 545 Dollar an Spieleinsatz aus.
13 Besucher von Sin City haben am Abend des 15. Dezember jedoch weitaus mehr zu verlieren, als „nur“ Geld. Es ist der Kampf um Anerkennung. Das Ringen um Beliebtheit. Es soll nichts weiter als die Möglichkeit offen gehalten werden, sich als der 45. Präsident der Vereinigten Staaten in die Geschichtsbücher eintragen zu können.
Zu frisch sind die Erinnerungen an TV-Auftritte vergangener Kandidaten, die jede Chance auf das Weiße Haus zunichte machten. Es sei an den „Oops-Moment“ von Rick Perry erinnert. Oder an die schwachen Auftritte von Scott Walker in diesem Jahr, die zu seinem frühen Ausstieg aus dem Präsidentschaftsrennen beitrugen.
Unter diesen Vorzeichen begaben sich die republikanischen Kandidaten in das noble Venetian Hotel & Casinos in der Spielerstadt Las Vegas, um über die außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen zu debattieren.
Jeb Bush fordert Donald Trump heraus
Im Zentrum des Geschehens: einmal mehr Donald Trump. Obwohl der Immobilien-Mogul seit Monaten in nationalen Umfragen in Front liegt und durch kontroverse Aussagen die Partei spaltet, gingen die restlichen Bewerber abermals nicht in die Offensive.
Die Ausnahme bildeten lediglich Rand Paul und Jeb Bush. Ist die Angriffslust von Paul, der gleich mit seinem Eingangsstatement Trump kritisierte, spätestens seit der letzten Debatte bekannt, war Bushs Auftritt überraschend.
Nach bisher durchwachsenen Debatten und einem schlecht anlaufenden Wahlkampf gab es diesmal jedoch gute Nachrichten für den Präsidenten-Sohn und -Bruder. Denn im Vergleich zu vorherigen Auftritten gab Bush gegenüber Trump nicht nach, attackierte ihn scharf und versprühte erstmals so etwas wie Kampfgeist und den unbedingten Willen die republikanische Kandidatur gewinnen zu wollen.
Folgerichtig geht auch das Zitat des Abends an Bush (sieht man von Lindsey Grahams wiederholtem humoristischem Auftritt in der Vordebatte ab):
[Trump] ist ein Chaos-Kandidat und er würde auch ein Chaos-Präsident sein!
Nachdem Bush mit seinem Angriff gegen Marco Rubio wenige Wochen zuvor noch zu viel riskierte (und verlor), konnte der 62-jährige die lang ersehnten positiven Schlagzeilen produzieren. Ob es ihm zu einer Trendwende verhilft, scheint jedoch mehr als fraglich.
Ted Cruz schliesst – vorläufigen – Friedenspakt mit Trump
Ein ganz anderes Bild zeichnete sich zwischen Trump und Cruz. Wird der junge Senator aus Texas dem New Yorker in Umfragen immer gefährlicher, wurde im Vorfeld der Debatte mit Angriffen von Trump auf Cruz gerechnet.
Doch nichts dergleichen passierte. Dies lag wohl auch daran, dass sich Cruz, trotz einladender Fragen des CNN-Moderators Wolf Blitzer, nicht kritisch über „The Donald“ äußerte. Ebenso ist sich Trump bewusst, dass Angriffe auf seinen derzeit größten Konkurrenten kontraproduktiv sein könnten: Cruz‘ Beliebtheitswerte im wichtigen Vorwahlstaat Iowa sind einfach zu gut.
Und so beschränkte sich Ted Cruz auf einen Schlagabtausch mit dem anderen Emporkömmling aus der Riege der jungen Senatoren: Marco Rubio. Eine interessante Angelegenheit, kämpfen doch Cruz und Rubio um unterschiedliche Wählerschichten. Während Rubio sich zum Liebling des Establishments hochgearbeitet hat, vereint Cruz die extreme Rechte und Evangelikale.
Verlierer des Abends: Dr. Ben Carson
Nach der fünften republikanischen TV-Debatte dürfte der Status Quo in den Umfragen zunächst beibehalten werden. Eine Entwicklung, an der sich Dr. Ben Carson nicht erfreuen kann. Galt er noch vor kurzem als größter Konkurrent von Trump, ist ihm die thematische Neuausrichtung des Vorwahlkampfes auf Außen- und Sicherheitspolitik nicht gut bekommen.
Seine sinkenden Umfragewerte kommen zur Unzeit, beginnen die Vorwahlen doch schon am 01. Februar. Zwar hat sich Dr. Carson zweifelsohne Mühe gegeben, sich in die US-Außenpolitik einzulesen. Von seinem Debattenauftritt wird jedoch nur sein Eingangsstatement in Erinnerung bleiben:
Ich bitte einen Moment um Ruhe…
Spielt bei diesem, freilich abgekürzten, Satz doch eine gewisse Ironie mit. War es doch gerade die scheinbare innere Ruhe, die Dr. Carson ausstrahlte und ihm einen Zauber im bisherigen Vorwahlkampf mitgab. Doch die Ruhe ist zur Stille geworden, zu wenig aussagekräftigen außenpolitischen Statements.
Zu wenig im Spiel um Anerkennung, um Beliebtheit. Zu wenig in der Spielerstadt Sin City. Nach Las Vegas ist vor Carsons „Hangover“…
VIDEO-Highlights
DIE BESTEN ZITATE DES DEBATTENABENDS
Islam is different. Islam is not just a religion, it is also a political governing structure (Rick Santorum in der Vordebatte)
At least 3,500 American Muslims serving in the armed forces: Thank you for your service. You are not the enemy. Your religion is not the enemy … Leave the faith alone — go after the radicals who want to kill us all. (Lindsey Graham in der Vordebatte)
Ted, getting in bed with Iran and Russia to save Assad is inconceivable. Princess Buttercup would not like this. (Graham über Cruz)
Sequestration is Latin for doing really dumb things! (Graham)
To all of our Muslim friends throughout the world like the king of Jordan and the president of Egypt, I am sorry. He does not represent us. (Graham über Trump)
ISIL would be dancing in the streets–they just don’t believe in dancing. (Graham über Trumps Idee Muslimen ein Einreiseverbot zu erteilen)
I’m not afraid of a guy running around on a horse without a shirt. (Graham über Putin)
Donald, you’re not going to be able to insult your way to the presidency. (Jeb Bush zu Donald Trump)
He’s a chaos candidate, and he’d be a chaos president. (Bush über Trump)
I’m at 42 and you’re at three, so so far I’m doing better. (Trumps Erwiderung)
He has a wonderful temperament. He’s just fine, don’t worry about him. (Trump über Cruz)
REDEZEITEN DER KANDIDATEN IN DER HAUPTDEBATTE (IN MIN.)
alle Angaben ohne Gewähr
KANDIDATENBEURTEILUNG HAUPTDEBATTE
Jeb Bush: Hatte seine bislang stärkste Debatte
Dr. Ben Carson: Der Fokus auf außenpolitische Themen hat Dr. Carson entzaubert, die Debatte brachte für ihn keine Wende
Chris Christie: Starker Auftritt; sprach des Öfteren die Fernsehzuschauer direkt an; setzte sich von den Senatoren klar ab
Ted Cruz: Rhetorisch gewohnt guter Auftritt
Carly Fiorina: Durchschnittlich
John Kasich: Konnte sich abermals von seinen Mitkonkurrenten nicht absetzen
Rand Paul: Einer der Gewinner des Abends; angriffsfreudig
Marco Rubio: Rhetorisch gewohnt guter Auftritt
Donald Trump: Bleibt seiner Linie treu, sich bei Debatten für seine Verhältnisse zurückzunehmen und dennoch sein Wählerklientel anzusprechen
DIE BILDER DES ABENDS – BEREITGESTELLT VON CNN INTERNATIONAL

Donald Trump und Ted Cruz

Proteste gegen Donald Trump vor dem Venetian Hotel in Las Vegas

Die Vordebatte

Lindsey Graham dominierte einmal mehr die Vordebatte

Mike Huckabee und Rick Santorum – vereint in niedrige Umfragewerte
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