Ich weiß, dass Gespräche mit repressiven Regimen nicht dasselbe befriedigende, reinigende Gefühl vermitteln wie Empörung. Aber ich weiß auch, dass Sanktionen ohne Gespräche – Verurteilung ohne Diskussionen – nur einen lähmenden Status quo weiterführen können. (Präsident Obama)*
Präsident Donald Trump und sein Vorgänger Barack Obama könnten in ihrem Auftreten und politischen Entscheidungen unterschiedlicher kaum sein. In Bezug auf die Nordkorea-Politik scheint sich der aktuelle Hausherr von 1600 Pennsylvania Avenue jedoch ein Beispiel an der oben angeführten Aussage von Obama genommen zu haben.
Seit Ende 2017 macht der Friedensprozess auf der koreanischen Halbinsel Fortschritte, auch dank der offenen Haltung von Präsident Trump bezüglich einem persönlichen Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un, welches im Juni 2018 auch stattfand. Ein historisches Ereignis.
Ein expliziter Plan zur Denuklearisierung Nordkoreas fehlt zwar weiterhin, doch dass die Staatsführer der verfeindeten Staaten überhaupt miteinander sprechen ist schon alleine ein Erfolg. Zudem hat Nordkorea seit Ende 2017 keine Atom- oder Interkontinentalraketentests mehr durchgeführt.
Der Entspannungsprozess wurde am 27. und 28. Februar 2019 in Hanoi, Vietnam, mit einem zweiten persönlichen Treffen zwischen Präsident Trump und Diktator Kim Jong-Un fortgeführt. Kam es zunächst zu einem Abendessen der beiden Staatschefs, an dem auch US-Außenminister Pompeo und Stabschef Mulvaney teilnahmen, wurden am zweiten Tag in mehreren Treffen explizite Themen angesprochen.
Ein gemeinsames Dokument wurde diesmal jedoch nicht unterzeichnet. Kim Jong-Un verlangte die Aufhebung aller US-amerikanischen Sanktionen gegenüber Nordkorea. Zu viel für Präsident Trump. Der zweitägige Gipfel in Vietnam brachte somit einen ersten Rückschlag in den neuesten Friedensbemühungen.
Dass der Friedensprozess auf der koreanischen Halbinsel nicht im Schnelltempo vonstatten gehen wird, ist jedoch keine Überraschung. Aus Hanoi mitgenommen werden kann allerdings, dass die Gesprächskanäle weiterhin offengehalten werden sollen. Frei nach Präsident Obama kann sich zudem auch wieder empört werden.
Trump hat durchaus recht, wenn er argumentiert, dass alle seine Vorgänger wenig erreicht haben. Seit 2006 gab es einen Atom- oder Raketentest nach dem anderen. All die Strategien, die die USA versucht haben, waren nachweislich nicht effektiv. Trump hat es immerhin geschafft, sich mit Kim hinzusetzen und einen Dialog in die Wege zu leiten.
(Professor Jürgen Frank im Interview mit der Süddeutschen Zeitung;
Interview ist untenstehend verlinkt)
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* Rhodes, Ben: Im Weissen Haus. Die Jahre mit Barack Obama, München 2019, S. 126