Sonntage sind dem Katholiken Joe Biden heilig. Üblicherweise verbringt er diese Tage gemeinsam mit seiner Familie in seinem Heimat-Bundesstaat Delaware und besucht einen Gottesdienst. Am Sonntag des 19. Februar 2023 reiste Präsident Biden jedoch heimlich nach Polen, einen Tag früher als geplant. Von dort aus sollte er am Montag mit dem Zug in die ukrainische Hauptstadt Kyiv reisen.
In Kyiv angekommen, besuchte Präsident Biden gemeinsam mit seinem ukrainischen Amtskollegen Volodymir Zelensky die St. Michaels Kathedrale, gedachte den im Krieg Gefallenen und führte bilaterale Gespräche. Dabei verkündete Präsident Biden zusätzliche Militärhilfen in Höhe von $500 Millionen.
Putin dachte, dass die Ukraine schwach und der Westen gespalten sei. Er dachte, er könnte uns überrumpeln. Aber da lag er völlig falsch (…) Ein Jahr später stehen wir hier zusammen – gemeinsam mit dem ukrainischen Volk. Die Ukraine steht. Die Demokratie steht.
Präsident Joe Biden in Kyiv, Ukraine, am 20.02.2023
Biden ist der erste amtierende US-Präsident, der ein Kriegsgebiet besucht, welches nicht von US-Streitkräften kontrolliert wird. Während Bidens Besuch ertönte in Kyiv Luftalarm, da russische Kampfflugzeuge über belarusischem Territorium aufstiegen. Dabei wurde Russland laut Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten, kurz vor dem Überraschungsbesuch über die Reise informiert.
„Symbols matter: a Kennedy or a Reagan at the Berlin Wall, a Churchill with a cigar and a bowler, for that matter a green-clad Zelensky growling, “I need ammunition, not a ride.” Simply by taking the hazardous trip to Kyiv, Biden made a strategic move of cardinal importance.“ pic.twitter.com/YVbUiOMM9O
Der Besuch des US-Präsidenten kurz vor dem Jahrestag der russischen Invasion der Ukraine brachte vor allem einen hohen Symbolcharakter mit sich. Für die Ukraine dürfte dieser Besuch einen weiteren enormen Motivationsschub in ihrem Freiheitskampf gegen die russischen Aggressoren mit sich bringen.
Historic. Timely. Brave. I welcomed @POTUS in Kyiv as Russian full-scale aggression approaches its one-year mark. I am thankful to the U.S. for standing with Ukraine and for our strong partnership. We are determined to work together to ensure Ukraine’s victory. pic.twitter.com/EPtH3fLWWD
Tags darauf traf sich Präsident Biden in Warschau mit seinem polnischen Amtskollegen Andrzej Duda. Präsident Biden bedankte sich hierbei unter anderem für die Aufnahme von mehr als 1,5 Millionen ukrainische Kriegsflüchtlinge. Ebenso angesprochen wurden die Themen der bilateralen Zusammenarbeit in der Verteidigungs- und Energiepolitik sowie gemeinsamer demokratischer Werte, um die transatlantischen Beziehungen zu stärken. Des Weiteren führte Präsident Biden Gespräche mit den „Bukarest Neun“, die sich aus den osteuropäischen NATO-Mitgliedern zusammensetzen, sowie mit Maia Sandu, Präsidentin der Republik Moldau.
Präsident Biden hielt zudem am Warschauer Königsschloss eine viel beachtete öffentliche Rede zum bevorstehenden Jahrestag der russischen Invasion der Ukraine ab. Dabei betonte er den Wert der Freiheit, welcher gegenwärtig in der Ukraine verteidigt werden müsste. Die freie Welt stehe so geschlossen zusammen wie nie zuvor, um die russischen Aggressoren zurückzuschlagen. Autokraten verstehen, so Präsident Biden, nur ein Wort:
Nein, nein, nein. Nein, ihr bekommt nicht mein Land. Nein, ihr bekommt nicht meine Freiheit!
Präsident Biden bedankte sich ebenso erneut für die Unterstützung Polens und der gesamten freien Welt und betonte, dass die „Ukraine niemals ein Sieg für Russland“ werden wird. Mit seiner Ansprache in Warschau konnte US-Präsident Biden dem russischen Präsidenten Vladimir Putin, der am gleichen Tag seine (Hass-)Rede zur Lage der Nation hielt, einen rhetorischen Niederschlag verpassen.
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.@NikkiHaley ist Tochter indischer Einwanderer, amtierte bereits als Gouverneurin von South Carolina und als US-Botschafterin bei den UN. Nun will sie Präsidentschaftskandidatin der Republikanischen Partei werden. Hat sie eine Chance?
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Am Ende der regulären Saison des Jahres 2017 standen für die Philadelphia Eagles 13 Siege nur drei Niederlagen gegenüber. Eine solch starke Bilanz hatte die American Football Franchise in ihrer bis zu diesem Zeitpunkt 85-jährigen Geschichte erst einmal zuvor, nämlich im Jahr 2004, vorweisen können. Doch kurz vor den Playoffs verletzte sich der stark aufspielende Quarterback Carson Wentz schwer. Für ihn rückte mit Nick Foles ein langjähriger Bankdrücker nach, seine ersten Spiele waren von vielen Fehlern geprägt.
Es folgten zahlreiche Expertenaussagen, dass die Eagles auf Grund dieser Situation keine einzige Playoff-Runde überstehen würden. Auch die Buchmacher sahen in der besten Mannschaft der NFC einen Außenseiter – eine Begebenheit, die es in dieser Konstellation nie zuvor gab. Trainer Doug Pederson ließ daraufhin ein Video mit einer Auswahl der pessimistischen Expertenmeinungen zusammenschneiden, um seine Mannschaft zu motivieren.
Die Strategie wirkte. Die Eagles fühlten sich auf einmal in der Rolle des Underdogs, des Außenseiters, wohl. Die Spieler identifizierten sich so stark mit ihrer Underdog-Rolle, dass sie sich sogar Hundemasken aus Latex bestellten, um diese als wirkmächtiges Symbol vor und nach den Spielen aufzusetzen.
Mit dem Außenseitertum kennt sich auch die republikanische Politikerin Nikki Haley aus. Im Jahr 1972 erblickte sie als Nimrata Nikki Randhawa in Bamberg, South Carolina, das Licht der Welt. Ihre Eltern Raj Kaur Randhawa und Ajit Singh Randhawa wanderten zuvor aus Punjab, Indien, in die USA ein. Vater und Mutter arbeiteten als Lehrer und eröffneten zudem den Geschenk- und Bekleidungsladen Exotica International. Haley, den Nachnamen trägt sie seit ihrer Hochzeit 1996 mit dem U.S. Army Major Michael, erledigte für das Unternehmen ihrer Eltern schon mit dem 13. Lebensjahr die Buchführung.
Ich war die stolze Tochter von indischen Einwanderern – nicht schwarz, nicht weiß. Ich war anders.
Nikki Haley über ihre Kindheit in South Carolina
Ihr ethnischer Hintergrund stellte sie in South Carolina, ein Südstaat mit einer starken rassistischen Historie, ebenso wie ihre Religion, bevor Haley zum Christentum konvertierte wuchs sie als Sikh auf, vor Herausforderungen. Trotz aller Unannehmlichkeiten wurde Haley fortwährend von ihren Eltern daran erinnert, dass sie „gesegnet seien, in den USA leben“ zu können. Eine positive Einstellung gegenüber den USA, welche Haley prägen sollte. Die Familie integrierte sich ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Haleys Mutter trat im traditionellen Sari und ihr Vater mit Turban in der Öffentlichkeit auf.
Haley positionierte sich gegen „Woke Culture“
Beim republikanischen Parteitag 2020 gab Haley medienwirksam zu verstehen, dass trotz aller Probleme „Amerika kein rassistisches Land“ sei. Die Ermordung von George Floyd durch Polizisten lag bei dieser Aussage nur wenige Monate zurück. Haley verteidigt auch bis heute vehement den Gründungsmythos der Vereinigten Staaten gegenüber progressiven Aktivisten:
Manche sagen, dass unsere Ideen nicht nur falsch sind, sondern rassistisch und böse. Nichts könnte weiter entfernt von der Wahrheit sein.
In den USA ist ein regelrechter Kulturkampf um die Geschichte der USA entbrannt. Die extreme Linke und Rechte können sich nicht einmal mehr auf das Gründungsdatum der Vereinigten Staaten einigen. Schulbücher werden umgeschrieben, Bücher aus Bibliotheken verbannt. Je nach politischer Ausrichtung eines Bundesstaates weist das Pendel in die eine oder andere extreme Richtung.
Als Frau mit Migrationshintergrund ist Haley für ihre konservative Position eher unverdächtig, im Kulturkampf dem extremistischen Flügel anzugehören. Gleichwohl ihr progressive Politiker schon vorwarfen, ihren Namen für politische Zwecke „weißgewaschen“ zu haben. Dabei verwendet Haley ihren Mittelnamen Nikki schon seit ihrer Kindheit als Rufnamen.
Deutliche Worte auch gegen „Rechts“
Im Gegensatz zu einigen prominenten Parteikollegen erhob sich Haley auch schon gegen rechten Extremismus. Nach einem rassistischen Amoklauf in der Emanuel African Methodist Episcopal Church in Charleston, South Carolina, im Jahr 2015, bei dem neun Afroamerikaner getötet wurden, arbeitete Haley als Gouverneurin des Bundesstaates an der Beseitigung der Konföderierten Flagge vor dem Landesparlament federführend mit. Eine Flagge, die für die Unterdrückung der farbigen Bevölkerung steht. Zwischen 2011 und 2017 war Haley die erste Frau und erste indisch-amerikanische Person im Amt der Gouverneurin des Palmetto State.
Als Donald Trump weiße Rassisten bei den Ausschreitungen in Charlottesville im Jahr 2017 nicht verurteilte, fand Haley hierfür ebenso kritische Worte wie für die Rolle des 45. US-Präsidenten bei der Erstürmung des U.S. Kapitols im Januar 2021. Haleys Beziehung zu Trump kann ohnehin als ambivalent bezeichnet werden. Als einige der wenigen Republikanerinnen konnte sie nämlich eine gewisse Distanz zu Trump einnehmen, ohne den 45. US-Präsidenten nachhaltig zu verärgern.
Dabei unterstützte sie im republikanischen Vorwahlkampf zuerst noch den U.S. Senator Marco Rubio, nach dessen Ausscheiden U.S. SenatorTed Cruz. Dabei fand Haley deutliche Worte:
Trump vereinbart alle Eigenschaften, die ein Gouverneur nicht bei einem Präsidenten sehen will.
Haley als Teil der Trump-Administration
Dennoch gewann Trump bekanntlich die Präsidentschaftswahl 2016. Zur Verwunderung vieler politischer Beobachter schloss sich die damals noch als Gouverneurin amtierende Haley der Trump-Administration sogar an. Zwischen 2017 und 2018 amtierte Haley als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und konnte dabei wertvolle außenpolitische Erfahrungen sammeln. In dieser Position unterstützte und bewarb sie unter anderem den Ausstieg der USA aus dem UN-Menschenrechtsrat und aus dem Atomabkommen mit dem Iran.
Die Sanktionen gegen Russland werden so lange aufrechterhalten, bis sich Moskau von der Krim zurückzieht und die Ukraine über dieses Gebiet wieder die volle Kontrolle hat.
Nikki Haley am 02.02.2017 als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen
Im Jahr 2018 zog sich Haley aus der Regierungsverantwortung zurück ohne für einen Skandal gesorgt zu haben oder beim damaligen Präsidenten Trump in Ungnade gefallen zu sein. Eine absolute Ausnahme für einstige Angehörige der Regierung Trump. Die außen- und innenpolitische Bilanz der Trump-Administration verteidigt Haley bis heute.
Haley verkörpert Generationenwechsel mit Erfahrung
Nach ihrem temporären Ausscheiden aus der Politik konnte Haley als Aufsichtsrat des in South Carolina ansässigen Flugzeugbauers Boeing sowie als Autorin und Rednerin, pro Veranstaltung soll sie bis zu $200.000 verdient haben, auch Erfahrungen in der freien Wirtschaft sammeln. Gepaart mit ihrer Vergangenheit als Teil der Exekutive auf Bundes- und Landesebene und in der Legislative, zwischen 2005 und 2011 war Haley Abgeordnete im Landesparlament von South Carolina, weist sie einen großen politischen Erfahrungsschatz auf.
Damit unterscheidet sich Haley fundamental zum Profil Trumps bei dessen erfolgreicher Kandidatur im Jahr 2016. Mit ihren heute 51 Jahren wäre sie zudem die erste Repräsentantin der Generation X im Weißen Haus. Ein deutlicher Kontrast zu den über 80-Jährigen amtierenden Präsidenten Joe Biden und dem fast 80-Jährigen Trump. Infolgedessen wirbt Haley in ihrem Vorstellungsvideo zu ihrer Präsidentschaftskandidatur auch für einen Generationenwechsel in Washington D.C.
Haley mit Außenseiterchancen
Des Weiteren könnte Haley als Frau mit Migrationshintergrund der Republikanischen Partei leichter neue Wählergruppen erschließen. Dennoch gehört Haley nur zum erweiterten Favoritenkreis auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur 2024. Der republikanische Stratege Terry Sullivan fasst dies wie folgt zusammen:
Sie [Haley; Anm. d. Verf.] sagt über sich selbst, dass sie seit jeher ein Underdog ist. Sie wird es auch diesmal sein.
Doch US-Amerikaner mögen Underdogs wie nicht zuletzt die erfolgreichen Kinofilme um Rocky Balboa, dem Boxhelden aus Philadelphia, zeigten. A propos Philadelphia: Nick Foles schrieb mit seinen Eagles entgegen allen Expertenmeinungen seine eigene Erfolgsgeschichte. In der eingehend erwähnten Saison führte Foles seine Eagles sensationell zum bislang einzigen Super Bowl Triumph. Was den Eagles die Hundemasken, könnten Haleys Schuhabsätze für ihr in die quere kommenden Konkurrenten sein:
Ich toleriere keine Tyrannen. Und wenn du zurücktrittst, schmerzt es ihnen umso mehr, wenn du Absätze trägst.
In außenpolitischer Hinsicht bezieht sich Haley mit dieser Aussage primär auf China und Russland. Bei den innerparteilichen Vorwahlen wird es jedoch ebenso unbequeme Mitbewerber, Stichwort Trump, geben. Übrigens weist Nikki Haley, ähnlich den Eagles in der Saison 2017/2018, eine starke Bilanz auf: Bislang hat sie noch keine einzige Wahl verloren. Ob diese Wahlbilanz auch noch nach den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen 2024 Bestand haben wird?
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Steinadler besiedeln große Teile der Holarktis, also die nördliche Hemisphäre. Steinadler Attila, seit 2006 lebendiges Maskottchen des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt, konnte hingegen den Großteil seines bisherigen Lebens nur innerhalb Deutschlands auf Jagd gehen. Erst im vergangenen Jahr setzte der Frankfurter Adler zum Höhenflug über Europa an. Die Eintracht krönte sich zum Sieger der UEFA Europa League.
Auch in den USA benötigte es eine lange Anlaufzeit, bis eine Traditionsmannschaft, die den Adler im Wappen trägt, durchstarten konnte. Bis zum Jahr 2018 dauerte es, bis die 1933 gegründeten Philadelphia Eagles erstmals den Super Bowl, die Meisterschaft im American Football, gewinnen konnten. Fünf Jahre später steht die Franchise der Stadt, in der die Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung unterzeichnet wurden, erneut im Finale.
Begehrte Tickets für astronomische Preise
Dr. Jill Bidenwird als leidenschaftliche Anhängerin der Eagles das Spiel gegen die Kansas City Chiefs live im State Farm Stadium in Glendale, Arizona, verfolgen. Die amtierende First Lady genießt damit mit 72.199 weiteren Personen das Privileg, den Super Bowl live vor Ort sehen zu können.
Gewöhnliche Fans mussten schon im Juni 2022 an einer Lotterie um die begehrten Tickets teilnehmen. Der reguläre Eintrittspreis für die günstigste Kategorie: $600. Die meisten Karten wurden laut The Sporting News allerdings über einen Zweitmarkt für einen durchschnittlichen Preis von $10.959 verkauft. Der Preis für einen Sitzplatz an der Mittellinie betrug stolze $40.723.
Super Bowl garantiert hohe Einschaltquoten und hohen Umsatz
Wer das Spiel nicht im Stadion anschauen kann, macht es sich vor dem heimischen Fernseher, oftmals mit Freunden, gemütlich. Mehr als 100 Millionen US-Amerikaner verfolgen jährlich den Super Bowl von zu Hause aus. Zum Vergleich: Für die Finalserien der NBA (Basketball) oder der World Series (MLB; Baseball) interessieren sich jeweils nur zwischen zehn und 20 Millionen US-Amerikaner. Auch weltweit wird American Football immer populärer: Die Einschaltquote beim Spiel des Jahres kratzt mittlerweile an der eine Milliarde Marke.
US-Amerikaner verzehren während des Super Bowl insgesamt 4.000 Tonnen Popcorn, 14.000 Tonnen Chips, mehr als eine Milliarde Chicken Wings und trinken 120 Millionen Liter Bier. Der US-Lieferdienst Domino’s macht während des Super Bowl regelmäßig ein Drittel (!) seines Jahresumsatzes in Höhe von $2 Milliarden. Der Super Bowl ist ein wahres Konjunkturpaket für die heimische Wirtschaft.
American Football als Kulturgut
Der Super Bowl ist der Höhepunkt des Sportjahres in den USA. War zunächst Baseball der Nationalsport, ist laut dem Meinungsforschungsinstitut Gallup American Football seit dem Jahr 1972 mit deutlichem Abstand die beliebteste Sportart in den USA. Das Finale der American Football Liga NFL hat sich zum jährlich wiederkehrenden größten kulturellen Event der Vereinigten Staaten von Amerika entwickelt.
Zusammenkunft mit Freunden, gemeinsames Singen der Nationalhymne, große Show und leistungsstarker Sport: Das ist der Super Bowl. Das ist Amerika.
Unternehmen lassen sogar speziell für den Super Bowl neue, hochklassige Werbespots anfertigen, über die auch noch Tage danach gesprochen wird. Ein 30-sekündiger Werbeplatz während des Großereignisses kostet in diesem Jahr $7 Millionen.
NFL als Geldmaschine
Vor diesen Hintergründen ist es wenig verwunderlich, dass laut dem Ranking von Forbes aus dem Jahr 2022 30 der 50 wertvollsten Sportvereine Franchises der NFL sind. Die Liste führen die Dallas Cowboys mit einem geschätzten Wert von $8 Milliarden an. Der deutsche Fußball-Rekordmeister FC Bayern München weist zum Vergleich einen Wert von „nur“ $1,19 Milliarden auf. Der Gesamtwert aller 32 NFL-Teams: $136,8 Milliarden.
Folglich sind die Spielergehälter auch weitaus höher als in europäischen Sportarten. Patrick Mahomes, Quarterback des diesjährigen Finalteilnehmers der Kansas City Chiefs, ist beispielsweise der bestbezahlte Spieler. Im Jahr 2020 unterzeichnete er bei der Franchise aus Missouri einen Vertrag über zehn Jahre, dotiert mit $450 Millionen. Tom Brady wiederum, bester Quarterback aller Zeiten, ist ab der nächsten Saison im sportlichen Ruhestand. Über garantierte $375 Millionen kann er sich in den nächsten zehn Jahren dennoch freuen, wird er doch als Sportkommentator bei Fox agieren.
Es sind für Europäer unvorstellbare Summen, mit denen in den USA hantiert wird. Nicht zuletzt auf Grund der sportlichen Spannung und Unberechenbarkeit sind diese jedoch gut begründet. In den vergangenen zehn Jahren gewannen acht verschiedene Mannschaften den Super Bowl. Im gleichen Zeitraum gab es in der Fußball-Bundesliga mit dem FC Bayern München nur einen einzigen Deutschen Meister.
Soziales Engagement wichtig in den USA
Zur US-amerikanischen Kultur gehört jedoch nicht nur das Wirtschaftssystem des Kapitalismus. Auch das soziale Engagement wird, im Gegensatz zum europäischen Profisport, großgeschrieben. In den Tagen vor dem Super Bowl wird beispielsweise der Walter Payton Man of the Year Award verliehen. Mit diesem Preis wird ein Spieler für seine guten Leistungen auf dem Spielfeld verbunden mit hohem sozialen Engagement außerhalb des Stadions ausgezeichnet. Jede Mannschaft nominiert für diese Auszeichnung, die gut sichtbar an der Rückseite des Helmes des Spielers zu sehen ist, einen Spieler.
"We're all blessed with the obligation to make an impact on our communities and to love our neighbors."
In diesem Jahr erhielt Dak Prescott den prestigeträchtigen Preis. Der Quarterback der Dallas Cowboys rief 2017 die Faith Fight Finish Foundation ins Leben, die sich mit der Prävention von Krebserkrankungen und Suiziden auseinandersetzt. Themenbereiche, mit denen Prescott eigene leidvolle Erfahrungen verbindet: Seine Mutter verstarb infolge von Darmkrebs, sein Bruder nahm sich während der Coronavirus-Pandemie das Leben.
Engagement für Krebsvorsorge und Veteranen
Im Monat Oktober macht auch die gesamte NFL auf das Thema Krebsvorsorge aufmerksam. Das Spielfeld und die Stadien erleuchten in speziellen Farben, der Schriftzug „Crucial Catch. Intercept cancer“ prangert überall (siehe Video). Freilich wird zu dieser Aktion auch passendes Merchandise angeboten, dessen Einnahmen teils gespendet werden. Die NFL kooperiert hierbei mit der American Cancer Society, also der Amerikanischen Krebsgesellschaft.
Im November wiederum macht die NFL auf die Belange von oftmals von der Politik alleingelassenen Kriegsveteranen aufmerksam. Seit wenigen Jahren dürfen Spieler auf ihren Helmen auch für Initiativen für soziale Gerechtigkeit werben und dabei aus sieben verschiedenen Botschaften, darunter zum Beispiel Black Lives Matter, auswählen. Die Zuschauer sollen hierdurch für ein würdigeres Zusammenleben sensibilisiert werden.
Profisportler stärken die Gemeinschaft
Die Sportler füllen diese Botschaften sodann mit Leben wie nicht zuletzt der Einsatz von Prescott zeigt. Während der Trainingswoche halten die Vereine zudem normalerweise einen Tag frei, damit die Spieler ihrer Community, also ihrer Gemeinschaft, etwas zurückgeben können. Hochdotierte Profisportler besuchen an diesen Tagen Kinderkrankenhäuser oder verteilen Essen an Obdachlose. Für die Sportler ist dieser Einsatz in der Regel eine Selbstverständlichkeit, hat die Bevölkerung dahingehend doch auch eine gewisse Erwartungshaltung.
Oberflächlich betrachtet ist die NFL eine Geldmaschine. American Football in den USA ist dies auch zweifelsohne. Bei einer tiefergehenden Betrachtung lässt sich jedoch feststellen, dass insbesondere die Akteure, aber auch der Verband, ebenso eine enorme soziale Verantwortung wahrnehmen. Unter Fans des „Schachs mit Kühlschränken“ wurde der Ausspruch Football is family nicht umsonst populär.
Der Super Bowl zwischen den Kansas City Chiefs und den Philadelphia Eagles wird am Sonntag, ab 22.25 Uhr, auf Pro Sieben, DAZN und über den NFL Game Pass übertragen.
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Im Sommer des Jahres 2020 erreichte die Coronavirus-Pandemie ihre Hochphase. Die Fallzahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika stiegen in den Sommermonaten auf ihren vorläufigen Höchststand. Ein Impfstoff war noch nicht entwickelt, je nach Bundesstaat wurde ein mehr oder minder strikter Lockdown verhängt.
An einen gewöhnlichen Präsidentschaftswahlkampf mit zahlreichen Massenveranstaltungen war nicht zu denken. Der demokratische Präsidentschaftskandidat Joe Biden führte einen denkwürdigen Wahlkampf primär aus dem Keller seines Hauses in Wilmington, Delaware. Mit der Wählerschaft trat der Demokrat vorwiegend virtuell in Kontakt – oftmals zudem wenig professionell.
Nach vier turbulenten Jahren unter Präsident Donald Trump sehnte sich die Mehrheit der US-Amerikaner nach medialer Ruhe. Biden gab ihnen dies nicht nur durch sein altersbedingtes zurückhaltendes Auftreten. Auch und insbesondere kam dem einstigen Vizepräsidenten unter Präsident Barack Obama der durch die Pandemie auferlegte ruhigere Wahlkampf zugute.
2024 wird ein grundlegend anderer Wahlkampf als 2020
Doch was 2020 erfolgversprechend war, ist es definitiv im Jahr 2024 nicht. Denn die Umstände haben sich grundlegend geändert. Die Coronavirus-Pandemie erreichte dank eines schnell entwickelten und massenweise verabreichten Impfstoffes eine neue Phase. Die Lockdowns der Jahre 2020 und 2021 gehören in allen 50 US-Bundesstaaten der Vergangenheit an.
Im Weißen Haus residiert Biden nun selbst. Die Umfragewerte des 46. US-Präsidenten ähneln sich zudem denen seines Vorgängers. Zuletzt kam Biden bei den auf Real Clear Politics veröffentlichten Durchschnittswerten der wichtigsten Umfrageinstitute auf einen Zustimmungswert von 44,0 Prozent, 52,3 Prozent der US-Amerikaner lehnen ihn ab. Zum gleichen Zeitpunkt seiner Präsidentschaft kam Trump auf die exakt gleichen Werte.
Biden ist schon im Wahlkampfmodus
Als Politprofi ist sich Präsident Biden den grundlegend anderen Voraussetzungen bewusst. Als Reaktion hierauf begab sich Präsident Biden in den Tagen vor seiner alljährlichen Rede zur Lage der Nation vermehrt auf Reisen durch das Land, um das von ihm durchgesetzte überparteiliche Infrastrukturpaket zu bewerben.
Der überparteiliche Infrastructure Investment and Jobs Act stellt zusätzliche $550 Milliarden zur Modernisierung der Infrastruktur bereit.
Auffallend ist hierbei die Tatsache, dass ihn in der Regel Vizepräsidentin Kamala Harrisbegleitete. Zuletzt war die Beziehung der beiden wichtigsten US-Politiker etwas abgekühlt gewesen. Dass Biden und Harris die Bewerbung von Errungenschaften bei der Modernisierung der Infrastruktur auf ihre Agenda gesetzt haben, ist nicht verwunderlich. Die Wählerschaft sieht hierin explizite regionale Errungenschaften, welche durch die Administration unterstützt wurden. Die schlechten Umfragewerte sollen verbessert werden.
By the end of this year, over 20,000 projects will be underway across America with funding from the infrastructure law that I signed. pic.twitter.com/fBDsfgqlC2
In Baltimore, Maryland, besuchte Präsident Biden den 150 Jahre alten Baltimore and Potomac Tunnel. An diesem Ort konnte Präsident Biden, wie schon im Wahlkampf 2020, mit seiner Empathie punkten, ist er doch schon selbst mit dem Zug „tausendmal durch diesen Tunnel“ gereist, wie er bei seiner Ansprache verkündete. Durch Unterstützung des Infrastrukturpakets wird eine neue Röhre, benannt nach dem Abolitionisten Frederick Douglass, gebaut. Die Fahrzeit zwischen Baltimore und Washington D.C. soll sich hierdurch um 30 Minuten verkürzen.
Ein ähnliches Projekt besuchte Präsident Biden öffentlichkeitswirksam in der Welthauptstadt der Medien New York City. Dank bundesstaatlicher Unterstützung wird der Hudson River Tunnel, Werktags durchqueren diesen per Amtrak und New Jersey Transit cirka 200.000 Passagiere, saniert. In Philadelphia, Pennsylvania, bewarb Präsident Biden die Modernisierung von Leitungen zur Sicherstellung von sauberem Wasser.
Rede zur Lage der Nation als inoffizieller Wahlkampfbeginn
Präsident Biden hat das Thema der Infrastruktur in den vergangenen Tagen für einen wahrscheinlichen Wiederwahlkampf getestet. Dementsprechend war es wenig verwunderlich, dass er bei seiner alljährlichen Rede zur Lage der Nation ebenso darauf ausführlich zu sprechen kam. Gepaart mit dem Anpreisen weiterhin starker Arbeitsmarktdaten und einer „Buy American“ Wirtschaftspolitik versucht Präsident Biden aus dem Stimmungstief herauszukommen.
Wir werden sicherstellen, dass die Lieferkette für Amerika in Amerika beginnt. Die Lieferkette beginnt in Amerika (…) Unter meiner Aufsicht werden amerikanische Straßen, Brücken und Autobahnen mit amerikanischen Produkten gebaut.
Präsident Biden bei seiner Rede zur Lage der Nation 2023
Am Tag nach der Rede zur Lage der Nation (oder sollte man diese eher als Rede zur Lage des Biden’schen Vorwahlkampfs nennen?) knüpft Präsident Biden mit einem Besuch von Madison, Wisconsin, an seine Aussagen in seiner State Of The Union sowie an seine Inlandsreisen der vergangenen Tage an. Nach der Infrastruktur thematisiert der 46. US-Präsident nun seine Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik.
Bleibt Präsident Biden guter Gesundheit sowie von Schicksalsschlägen und Skandalen verschont, wird er 2024 eine zweite Amtszeit anstreben.
Dies ist auch dringend notwendig, sind doch laut einer repräsentativen Umfrage von Washington Post/ ABC News 62 Prozent der US-Amerikaner der Meinung, dass die Biden-Administration bislang nicht viel erreichte. Um im Jahr 2024 wiedergewählt zu werden, benötigt es zwei Jahre nach der Hochphase der Coronavirus-Pandemie mehr als virtuelle Wahlkämpfe aus Kellern.
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