Die Präsidentschaft von Donald Trump dauerte lediglich vier Jahre an. Doch der Eintrag in die Geschichtsbücher wird für den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika sehr ausführlich sein. Denn Trumps Präsidentschaft war alleine in Bezug auf das Thema Impeachment, ein ansonsten sehr seltenes Verfahren, historisch.
Zum einen war Trump der erste US-Präsident, der sich zwei Amtsenthebungsverfahren stellen musste. Zum anderen wurde mit Trump erst einem Präsidenten nach dessen Amtszeit der Prozess vor dem U.S. Senat gemacht. Dabei sind diese beiden Begebenheiten noch nicht einmal die größte Besonderheit der Präsidentschaft von Donald Trump. Denn diese wird dem Fakt, dass Trump gleich zweimal freigesprochen wurde, zuteil.
An diesen Freisprüchen hat Mitch McConnell, Fraktionsführer der Republikaner im U.S. Senat, den größten Anteil. Ein Machtpolitiker, der selbst bei House of Cards eine besondere Rolle einnehmen würde. Am 13. Februar 2021, dem Tag des abermaligen Freispruchs für Trump, beging McConnell sein vorläufiges „Meisterstück“.
Vor der finalen Abstimmung über den Anklagepunkt „Anstiftung zum Aufruhr“ gegen Trump ließ McConnell öffentlich verlautbaren, dass er mit seiner Stimme den ehemaligen Präsidenten freisprechen werde. Die Chancen einer Verurteilung gingen hierdurch gegen Null, hat McConnells Wort bei republikanischen Senatskollegen doch enormes Gewicht.
Folgerichtig stimmten nur sieben Republikaner dem Anklagepunkt zu. 17 republikanische sowie alle demokratischen und unabhängigen Senatoren wären für eine Verurteilung notwendig gewesen. Der demokratische Senator Chris Coons kritisierte infolgedessen auch McConnells frühzeitige Entscheidung: „Wir hätten mehr republikanischen Mut gebraucht.“
Diesen Mut brachten weder McConnell noch die Mehrheit der Republikaner mit gutem Grund nicht auf. Denn Trump ist bei der republikanischen Basis nach wie vor äußerst beliebt. Laut einer repräsentativen Umfrage der Quinnipiac University sprechen sich 87 Prozent der Republikaner für eine erneute Präsidentschaftskandidatur von Trump in vier Jahren aus. Ein Votum gegen den 45. US-Präsidenten hätte aller Wahrscheinlichkeit nach eine Revolte von unten zur Folge gehabt.
Dass Worte und Taten bei Politikern oftmals nicht übereinstimmen, bewies nach der Abstimmung McConnell mit seiner Rede vor dem U.S. Senat. In seiner 20-minütigen Ansprache verurteilte der mächtigste Republikaner in dieser Kammer Trumps Verhalten nämlich auf einmal scharf:
Es steht außer Frage, vollkommen außer Frage, dass Präsident Trump praktisch und moralisch verantwortlich ist, die Ereignisse dieses Tages [Anm. Erstürmung des U.S. Kapitols] ausgelöst zu haben.
Noch kurz zuvor lehnte, wie oben beschrieben, McConnell eine Verurteilung des ehemaligen Präsidenten Trump durch den U.S. Senat ab. Vielmehr plädierte McConnell nun für eine juristische Aufarbeitung des 06. Januar 2021: Trump sei juristisch haftbar für die Attacke seiner Anhänger auf das Kapitol:
Wir haben Zivilprozesse. Und ehemalige Präsidenten sind nicht immun dagegen, von einem Gericht zur Rechenschaft gezogen zu werden.
McConnell gibt folglich die Verantwortung an die Judikative ab. Für den Durchschnittsbürger steht dieser Politikstil stellvertretend für das „dreckige“ Washington. Ein Washington, welches bei US-Amerikanern zu so großem Misstrauen geführt hat, so dass eine Wahl von Donald Trump 2016 erst ermöglicht werden konnte.
Politisch gesehen wartete McConnell jedoch mit einem smarten Schachzug auf. Weitere republikanische Stimmen für Trumps Verurteilung durch den U.S. Senat hätten zu unvorhergesehenen direkten Konsequenzen bei den innerparteilichen Vorwahlen zu den im nächsten Jahr anstehenden Zwischenwahlen geführt. Schon jetzt sind republikanische Amtsinhaber, die mit Trump gebrochen haben, einem unüblichen starken Druck aus den eigenen Reihen ausgesetzt.
Als Exempel soll an dieser Stelle der steigende Druck auf den republikanischen Senator Richard Burr, der für eine Verurteilung stimmte, dienen. Niemand geringeres als Lara Trump, Schwiegertochter des ehemaligen Präsidenten, hat ein Auge auf Burrs Senatorensitz geworfen. Unterstützung erfährt sie hierbei vom einflussreichen Senator Lindsey Graham: „Sie ist die Zukunft der Republikanischen Partei.“
Mitch McConnell weiß um diese Umstände und versucht, hauptsächlich hinter den Kulissen, die Republikanische Partei aus ihrer selbstverschuldeten Gefangenschaft heraus zu manövrieren. Es ist kein leichtes Unterfangen, plant Donald Trump doch weitere Einträge unter seinem Namen in den Geschichtsbüchern.
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