Walker gibt auf – um Trump zu verhindern

Als Scott Walker im Juli seine Bewerbung um die republikanische Präsidentschaftskandidatur offiziell einreichte galt er noch als Mitfavorit. Drei Gouverneurswahlsiege in nur vier Jahren katapultierten Walker schlagartig zum Liebling des konservativen Parteiflügels. Als junger, dynamischer und erfolgreicher Gouverneur galt er – neben Senator Marco Rubio – als der größte Herausforderer des – scheinbar – alles überstrahlenden Jeb Bush.

Und Walker hatte auch sein Momentum – allerdings zu früh. Im Verlauf des Jahres 2015 stiegen seine Umfragewerte stetig, die wichtige Vorwahl in Iowa führte er sogar lange Zeit unangefochten an. Ob der frühzeitig starken Beliebtheitswerte baute Walker seine Kampagne weiter aus – und überhob sich.

Walker wurde außerhalb Wisconsin bekannter, seine Popularitätswerte fielen jedoch. Dies hatte neben ausbaufähigen Wahlkampfauftritten vor Ort und inkonsistenten politischen Meinungen insbesondere damit zu tun, dass im Sommer die Stunde der politischen Außenseiter geschlagen hatte.

Mit Donald Trumps Kandidatur änderte sich nahezu alles. Walker war nicht mehr der Außenseiter, der in nahezu heldenhafter Manier gegen Gewerkschaften in Wisconsin gekämpft und gewonnen hatte. Scott Walker mutierte vielmehr zu der ungeliebten Spezies der Berufspolitiker – als Gouverneur gehört er trotz seines politischen Lebenslaufs eben dieser politischen Kaste an.

Die Folge war, dass die Spendenakquise in qualitativer Hinsicht ausblieb. Da nützte auch die Unterstützung der einflussreichen Koch-Brüder wenig. Walkers enttäuschende Auftritte bei den bisherigen beiden TV Debatten (#Blog1600Penn berichtete) gaben ihm letztendlich den K.O. Bei der letzten CNN Umfrage kam Walker auf nur noch 0,5%.

Am Montag Abend hat Walker nun die Reißleine gezogen und sich aus dem Rennen um die GOP-Kandidatur verabschiedet. Mit einer kurzen, dafür umso bemerkenswerteren Rede. Walker blickte auf den Abend der letzten TV-Debatte in der Ronald Reagan Library zurück und erinnerte sich an die positive Grundstimmung, die einst Reagan verbreitete.

Einen Optimismus, den Walker derzeit in der republikanischen Partei vermisst. Der Gouverneur von Wisconsin kritisierte die persönlichen Angriffe, die den bisherigen Vorwahlkampf seit Eintritt Trumps prägen. Walker spielt damit auf die Missachtung des Elften Gebots nach Reagan an.

In seiner Rede ermutigte Walker andere – wenig aussichtsreiche – Kandidaten, sich an ihm ein Beispiel zu nehmen und sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen. Die Kräfte sollen zwischen den Kandidaten, die positive Botschaften verbreiten und ein ernsthaftes Agenda-Setting betreiben, gebündelt werden – mit dem Ziel Donald Trump als republikanischen Kandidaten zu verhindern.

Am Ende seiner Wahlkampagne hatte Scott Walker doch noch einen starken Vorwahlkampfauftritt. Für ihn kam es zu spät – doch für die republikanische Partei möglicherweise zum richtigen Zeitpunkt.


Auszug aus Scott Walkers Rede:

Today, I believe that I am being called to lead by helping to clear the race so that a positive conservative message can rise to the top of the field. With that in mind, I will suspend my campaign immediately (…)
I encourage other Republican presidential candidates to consider doing the same so the voters can focus on a limited number of candidates who can offer a positive conservative alternative to the current frontrunner. This is fundamentally important to the future of the party and – ultimately – to the future of our country. (Scott Walker)


 

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