Rund um die zweite Debatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber schwebte der Geist von Ronald Reagan, dem Säulenheiligen aller US-Konservativen. Wie könnte es auch anders sein, fand das Aufeinandertreffen doch in der Ronald Reagan Presidential Library in Simi Valley, Kalifornien, statt.
Doch beim Wettstreit um die Nachfolge des 40. Präsidenten wurde Reagans geistlicher Nachlass schon im Vorfeld von dessen Nachfahren wenig Beachtung geschenkt. Als elftes Gebot ging Reagans „Du sollst nicht schlecht über deine republikanischen Parteifreunde reden“ in die Geschichte ein.
Doch spätestens seit dem Einstieg von Donald Trump ist von diesem Rat in der republikanischen Partei wenig zu spüren. Zumal sich dieser Eindruck verstärkt, nachdem Jeb Bush, Bobby Jindal und Co. in den vergangenen Wochen zum Gegenangriff übergegangen sind.
Und wie könnte es anders sein sahen 22,9 Millionen Amerikaner, eine Rekordeinschaltquote für CNN, zum Auftakt eine Attacke von Trump auf Paul. Der Multi-Milliardär stellte in herablassender Art die Anwesenheit von Paul bei der Hauptdebatte auf Grund derzeitiger schlechter Umfragewerte in Frage. Doch überraschenderweise sollte dies eine der wenigen Offensivaktionen von Trump werden.

Carly Fiorina überzeugte mit smarten Angriffen auf Donald Trump
Zum ersten Mal im noch frühen Vorwahlkampf geriet Donald in die Defensive. Insbesondere Jeb Bush und Carly Fiorina setzten Attacken auf den derzeit in nationalen Umfragen führenden Republikaner. Fiorina, die nach ihrem starken Auftritt bei der ersten Debatte erstmals bei der Hauptdebatte teilnehmen durfte, genoss den größten Applaus des Publikums.
Mit smart gestalteten Angriffen auf Trump und detaillierten Antworten konnte sich die ehemalige CEO von Hewlett-Packard von den restlichen Kandidaten absetzen. Spannend wird zu sehen sein, ob sich ihr positiver Auftritt auch in den Umfragen widerspiegeln wird.
Einen Aufschwung erhofft sich auch Lindsey Graham, der die kleine Debatte der in nationalen Umfragen zwölf bis 15 platzierten Republikaner dominierte. Im Gegensatz zu seinem blutleeren Auftritt bei der ersten TV-Debatte überzeugte Graham diesmal durch seinen ausgewiesenen Humor und Argumenten, die außenpolitische Falken wie auch das Establishment ansprechen dürften.

Marco Rubio (dritter von links) mit einem souveränen Auftritt
Weniger humorvolle Zeiten sieht sich der Gouverneur von Wisconsin, Scott Walker, gegenüber. Einst galt er als großer Mitfavorit auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur, sind in den letzten Wochen seine Umfragewerte stark gesunken. Ein enttäuschender Auftritt bei der Hauptdebatte, garniert mit der kürzesten Redezeit, werden seine Kampagne vor weiteren, vielleicht sogar unüberwindbaren, Herausforderungen stellen.
Anders stellte sich ein weiterer Hoffnungsträger dar: Marco Rubio. Überzeugte der junge Senator aus Florida schon in der ersten Debatte, konnte er nun auch in Kalifornien an seine souveräne Leistung anknüpfen. Schlussendlich werden von der zweiten GOP-Debatte neben einer lebendigen Diskussion die vielseitigen Angriffe auf Donald Trump in Erinnerung bleiben.
Dementsprechend wurde einerseits Trumps wenig tiefgründiger politischer Sachverstand mehrmals auf die Probe gestellt. Andererseits wurde der Immobilien-Mogul mit seinen eigenen Waffen geschlagen, indem Trumps Kritik an Kandidaten im Vorfeld der Debatte nun – vorwiegend von Bush und Fiorina – perfekt gekontert wurde.

Spannendes Duell: Donald Trump gegen Jeb Bush
So auch am Ende der Debatte, als sich die Kandidaten einen möglichen Codenamen beim Secret Service geben sollten. Bush nutzte diese Chance geschickt und ritt eine letzte Attacke auf Trump: „Mein Codename wäre Ever-ready [Immer-bereit], das ist sehr viel Energie, Donald“. Eine Anspielung auf Trumps Aussage, dass Bush energielos sei.
Trump reagierte souverän, lächelte und bot Bush einen Handschlag an. Jeb nahm dieses Angebot an und schlug – kräftig – ein. Der Geist von Ronald Reagan schien doch noch in die Präsidentenbibliothek eingekehrt zu sein. Oder war es von Seiten Bushs doch nur der Gedanke, dass die Entzauberung des Donald Trump an diesem Abend begonnen hatte?
Die besten Zitate des Debattenabends
Forty years ago I smoked marijuana, and I admit it. (Jeb Bush)
The marijuana that kids are smoking today is not the same as the marijuana that Jeb Bush smoked 40 years ago. (Carly Fiorina)
Your brother gave us Barack Obama. (Donald Trump zu Jeb Bush)
There will always be a Bush or Clinton for you if you want to go back to war in Iraq. (Rand Paul)
I think women all over this country heard very clearly what Mr. Trump said. (Carly Fiorina als Antwort auf Trumps sexistischen Kommentar über ihr Aussehen vor der Debatte)
One, thanks, CNN, for having people at this debate (Lindsey Graham; bei FOX News mussten die schlechterplatzierten Kandidaten ohne Publikum diskutieren)
I wasn’t the best law student. By the end of this debate it’d be the most time I’d spent in any library. (Lindsey Graham; die Debatte fand in Ronald Reagans Präsidentenbibliothek statt)
In my world, Hispanics are Americans. (Lindsey Graham)
That’s the first thing I’m going to do as president: We’re gonna drink more. (Lindsey Graham)
REDEZEITEN DER KANDIDATEN IN DER HAUPTDEBATTE (IN MIN.)
alle Angaben ohne Gewähr
KANDIDATENBEURTEILUNG
Jeb Bush: Hatte zweifelsohne starke Momente, jedoch auch eine länger Schwächephase in der Mitte der Debatte
Dr. Ben Carson: Gewohnt ruhiger, souveräner Auftritt
Chris Christie: Leidenschaftlich
Ted Cruz: Eher unauffällig
Carly Fiorina: Souverän, mit smarten Angriffen auf Donald Trump
Mike Huckabee: Wenig Redezeit, eher unauffällig
John Kasich: Wenig Redezeit, eher unauffällig
Rand Paul: Wenig Redezeit, hatte es schwer sich in die Debatten mit einzubringen
Marco Rubio: Staatsmännisch, rhetorisch überzeugend, hielt sich aus persönlichen Angriffen gegenüber seinen Mitbewerbern heraus
Donald Trump: Befand sich überwiegend in der Defensive, wenig inhaltliche Tiefe, schwieg zwischenzeitlich für 37 (!) Minuten
Scott Walker: Enttäuschender, unauffälliger Auftritt

Arnold Schwarzenegger, ehemaliger Gouverneur von Kalifornien, gehörte zu den Gästen
Bild-Credit: © 2015 CABLE NEWS NETWORK. A TIME WARNER COMPANY. ALL RIGHTS RESERVED.
na ja, ihr habt Trumps Antwort auf Bush’s Handschlag glatt unterschlagen: HUMBLE. Das war mindestens gleichwertig. Im Übrigen hat nach der Debatte auch Trump weiter zugelegt: http://www.breitbart.com/big-government/2015/09/18/post-debate-poll-trump-increases-lead-fiorina-leaps-carson-drops/
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In wie weit sich die Debatte (überhaupt) auf Umfragen ausüben wird, zeigt sich in der nächsten Woche. Breitbart gilt diesbezüglich als wenig aussagekräftig.
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