Episches Duell um Obama-Nachfolge

In einem Gastbeitrag für USA Tipps wagt #Blog1600Penn einen Ausblick auf die kommende Hauptwahl. 

Beide sind knapp 70 Jahre alt, haben ihre – politische – Heimat in New York und wollen als 45. Präsident der Vereinigten Staaten in die Geschichte eingehen: Die designierten Präsidentschaftskandidaten ihrer jeweiligen Parteien Hillary Rodham Clinton und Donald John Trump.

Ein Vorwahlkampf mit großen Überraschungen und Skandalen ist noch nicht einmal vorbei, da bahnt sich schon ein Hauptwahlkampf epischen Ausmaßes an. Mit Clinton und Trump werden sich zwei so stark polarisierende Persönlichkeiten duellieren, wie kaum zuvor.

Trump kapert die republikanische Partei

Mit einem Paukenschlag zu Beginn des Monats ist Trump zum designierten Präsidentschaftskandidaten der Republikaner aufgestiegen. Nach seinem überraschend deutlichen Vorwahlsieg in Indiana beendeten Trumps letzte Konkurrenten, Ted Cruz und John Kasich, kurz nacheinander ihre Wahlkampagnen.

Bis zuletzt wurde Trump von Medien und Konkurrenz nicht Ernst genug genommen – nun ist es Realität: Der Immobilienmogul wird die ruhmreiche republikanische Partei in den Präsidentschaftswahlkampf führen.

Doch das Establishment gibt nicht klein bei: Neben einer möglichen dritten, unabhängigen Kandidatur kündigen einige alteingesessene Republikaner ganz offen an ihre Stimme am 8. November nicht dem Bewerber der eigenen Partei zu geben.

Selbst bei Trumps offizieller Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten im Juli wird ein gänzlich ungewohntes Bild gezeichnet werden. Geben sich üblicherweise Ex-Präsidenten und –Kandidaten die Klinke in die Hand, werden weder Mitt Romney, John McCain, George W. Bush noch George H. Bush beim Nominierungsparteitag anwesend sein.

Die eh schon gespaltene Partei erlebt die größte Krise seit Bestehen. Ob sich Republikaner und deren moderate Mitglieder vom Trump-Schock erholen werden ist ungewiss.

Hartnäckigkeit Sanders’ offenbart Clintons Schwäche

Trotz einst 16 Mitkonkurrenten hat Trump den Vorwahlkampf nun eher für sich entschieden als Clinton bei den Demokraten. Dies sagt vieles über den Verlauf des Wahlkampfes der ehemaligen Außenministerin aus.

Der 74-jährige – bis vor kurzem noch parteilose – Senator Bernie Sanders hat Clintons Schwachstellen gnadenlos aufgedeckt. Junge, weibliche Demokraten können sich wenig für Clinton begeistern. Zudem sehnen sich Demokraten, wie schon auf republikanischer Seite, nach (weiterem) frischem Wind im Weißen Haus.

Gepaart mit mangelndem Enthusiasmus hat dies dazu geführt, dass Clinton die magische Delegiertenzahl von 2.242 noch nicht erreicht hat, um den Vorwahlkampf auch rechnerisch für sich zu entscheiden.

Clinton dennoch Favoritin

Nichts desto trotz bleibt Clinton Favoritin auf die nächste Präsidentschaft. In aktuellen Umfragen liegt die Demokratin deutlich vor Trump. Der neuesten CNN/ORC-Erhebung würde Clinton im November 54% der Wählerstimmen auf sich vereinen. 41% würden für Trump votieren.

Doch Trump hat schon mehrmals in dieser Wahlperiode gezeigt, dass Umfragen lediglich Momentaufnahmen sind. Wer hätte vor zehn Monaten gedacht, dass der Immobilienmogul realistische Chancen auf die republikanische Präsidentschaftskandidatur hat?

Zumal geben weitere Daten Trump berechtigte Hoffnungen: Ihm werden im traditionell wichtigen Themengebiet der Wirtschaft höhere Kompetenzwerte eingeräumt als Clinton. Des Weiteren denkt laut jüngster Wählerbefragungen die Hälfte der Sanders-Anhänger darüber nach, bei der Hauptwahl für Trump zu stimmen.

Trump gegen Clinton: Ein Duell der Gegensätze

Der Wahlausgang gestaltet sich somit offener als von vielen bislang prognostiziert beziehungsweise erhofft wird. Clinton gegen Trump wird ein geschichtsträchtiges Duell zweier so im politischen Betrieb ungleicher Alphatiere.

Von den zu Beginn des Artikels genannten Gemeinsamkeiten abgesehen könnten Trump und Clinton nicht verschiedener sein. Dem politischen Außenseiter, der sich zum ersten Mal um ein politisches Amt bewirbt, stehen die geballten, jahrzehntelangen Erfahrungen von Clinton als First Lady, Senatorin und Außenministerin entgegen.

Kümmert sich Trump wenig um politisch korrekte Aussagen, erklingt bei Clinton der typische Politikersprech. Füllt Trump, ähnlich wie Sanders, ganze Arenen, hält sich die Begeisterung bei Clintons Veranstaltungen in Grenzen.

Bei aller Unklarheit zur politischen Positionierung bei expliziten Themen, dürfte es mit Trump einen außenpolitischen Kursschwenk, hin zu einer defensiveren Ausrichtung der USA, geben. Clinton hingegen ist als demokratischer Falke bekannt.

Doch eine Gemeinsamkeit teilen sich die beiden designierten Kandidaten dann doch noch: Trump und Clinton werden die unbeliebtesten Präsidentschaftsbewerber seit Beginn der Umfrageaufzeichnungen sein. Zum Nachfolger Obamas wird nicht gewählt, wer geliebt, sondern wer weniger gehasst wird.


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