Mitte Januar beginnen die innerparteilichen Präsidentschaftsvorwahlen. Doch was hat es damit eigentlich explizit auf sich? Wie wird gewählt? Wann finden die Wahlen statt? Wie liefen die vergangenen Vorwahlen ab? Diese und viele weitere Fragen zu den Vorwahlen werden im nachfolgenden Beitrag unaufgeregt, tiefgehend beantwortet.
Wie wird gewählt?
Die Demokratische und die Republikanische Partei halten ihre jeweiligen Präsidentschaftsvorwahlen unabhängig voneinander in allen 50 Bundesstaaten sowie in den US-Territorien ab. Die Vorwahlen beginnen am 15.01.2024 in Iowa und enden formal am 08.06.2024 auf Guam und den Virgin Islands.
Je nach Größe eines Bundesstaates sind bei einer Vorwahl, die entweder als Caucus oder Primary (Erklärungen siehe unten) abgehalten wird, mehr oder weniger Delegierte zu gewinnen. Auf den Nominierungsparteitagen im Sommer bestätigen diese Delegierten das Votum der Wählerschaft, die Präsidentschaftskandidaten werden quasi „inthronisiert“, der Hauptwahlkampf beginnt.
Was wird unter einem Caucus verstanden?
Ein Caucus bezeichnet eine Versammlung der Mitglieder und Anhänger einer Partei zur Vorwahl eines Kandidaten. Solche Treffen finden in den verschiedenen Wahlbezirken statt. Bei diesem Verfahren werden die an bestimmte Kandidaten gebundenen Delegierten für die nationalen Parteitage in mehreren aufeinander folgenden Runden und häufig in offener Abstimmung ermittelt. Ein Caucus wird von den einzelnen Parteien selbstständig organisiert. Heutzutage wird bei Präsidentschaftsvorwahlen nur noch in wenigen Bundesstaaten ein Caucus angewandt.
Was wird unter einer Primary verstanden?
Bei einer Primary geben die Wahlberechtigten in einem einzigen und geheimen Wahlgang ihre Stimme über ihre Präferenz über einen Präsidentschaftskandidaten ab. Primaries werden wie gewöhnliche Wahlen in der Wahlkabine abgehalten.
Man unterscheidet zwischen open primary, semi-open primary, semi-closed primary, closed primary und nonpartisan blanket primary. Welche Art von Primary Anwendung findet, hängt vom jeweiligen Bundesstaat ab, da das Wahlrecht in den USA in die Zuständigkeit der Einzelstaaten fällt. Die meisten Bundesstaaten wenden solch ein Verfahren zur Ermittlung der Präsidentschaftskandidaten an.
Wie hoch liegt die durchschnittliche Wahlbeteiligung?
Die Wahlbeteiligung bei einer Primary liegt durchschnittlich bei 35% oder höher. An einem Caucus nehmen in der Regel lediglich 10% der Wahlberechtigten teil. Dies liegt an einem höheren persönlichen Aufwand begründet, muss man sich doch an einem Abend für eine längere Zeit aktiv und offen an einem Wahlprozess beteiligen.
Wer darf bei den Vorwahlen antreten?
Bei den innerparteilichen Präsidentschaftsvorwahlen darf jede Person antreten, die
- seit Geburt US-Amerikaner und
- mindestens 35 Jahre alt ist,
- sowie seinen Wohnsitz seit mindestens 14 Jahren in den USA hat
- und das passive Wahlrecht besitzt.
Eine innerparteiliche Kandidatenbegrenzung gibt es nicht.
Wann finden die ersten Vorwahlen statt?
Die erste republikanische Vorwahl findet in Iowa (Caucus) am 15.01.2024 statt. Es folgen die republikanischen und demokratischen Vorwahlen in New Hampshire (Primary) am 23.01.2024. Anfang Februar halten Demokraten in South Carolina sowie beide große Parteien in Nevada ihre Vorwahlen ab. Alle Vorwahltermine in der Übersicht gibt es auf einer Sonderseite (Klick hier).
Wie viele Delegierte sind für einen Vorwahlsieg nötig?
Um die republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen für sich zu entscheiden werden mindestens 1.235 gewonnene Delegierte benötigt. In den frühen Vorwahlstaaten Iowa und New Hampshire werden insgesamt 40 beziehungsweise 22 Delegierte vergeben.
Die demokratischen Vorwahlen gewinnt, wer mindestens 1.895 Delegierte auf sich vereinen kann. New Hampshire stellt 33, South Carolina 63 Delegierte.
Der jeweils aktuelle Zwischenstand zu den Präsidentschaftsvorwahlen 2024 ist im Delegiertenzähler einzusehen (Klick hier).
Welche Politiker konnten in der Vergangenheit die frühen Vorwahlstaaten für sich entscheiden?
Iowa und New Hampshire sind vergleichsweise kleine Bundesstaaten. Auf Grund ihrer jeweils niedrigen Einwohnerzahl sind in den beiden Staaten auch wenige Delegierte zu vergeben. Und dennoch haben die Vorwahlen eine enorme Bedeutung, schaut das ganze Land auf das Abschneiden der Kandidaten in diesen Staaten.
Ein eher unbedeutender U.S. Senator namens Barack Obama konnte mit einem Sieg in Iowa 2008 beispielsweise ein Momentum für seine Kampagne gewinnen. Es folgten Obamas Triumphe in den Vorwahlen sowie in der Hauptwahl.
Andererseits sind schlechte Resultate in Iowa und New Hampshire oftmals gleichbedeutend mit dem Aus von Präsidentschaftskandidaturen. Doch auch hier gibt es Ausnahmen wie Joe Biden vor vier Jahren unter Beweis stellte. Nach enttäuschenden Vorwahlen in Iowa, New Hampshire und Nevada konnte Biden im Jahr 2020 erst bei der vierten Vorwahl in South Carolina seinen ersten Sieg erringen.
Die vergangenen Sieger bei „offenen“ Vorwahlen in den ersten Vorwahlstaaten:
Jahr | Sieger Iowa | Sieger New Hampshire | Gesamtsieger Vorwahlen |
---|---|---|---|
2020 | Pete Buttigieg (D) | Bernie Sanders (D) | Joe Biden (D) |
2016 | Ted Cruz (R) Hillary Clinton (D) | Donald Trump (R) Bernie Sanders (D) | Donald Trump (R) Hillary Clinton (D) |
2012 | Rick Santorum (D) | Mitt Romney (R) | Mitt Romney (R) |
2008 | Mike Huckabee (R) Barack Obama (D) | John McCain (R) Hillary Clinton (D) | John McCain (R) Barack Obama (D) |
Welche Kandidaten haben 2024 realistische Chancen von ihrer Partei nominiert zu werden?
Präsident Biden Favorit bei Demokraten
Als Amtsinhaber ist Präsident Joe Biden der haushohe Favorit auch in diesem Jahr wieder als Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei nominiert zu werden. Landesweit bekannte und damit auch ernstzunehmende Herausforderer hat Präsident Biden nicht zu fürchten. Die Teilnehmer der demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen in der Übersicht (Klick hier).
Trump Favorit bei Republikanern
Erstmals seit Grover Cleveland im Jahr 1893 will mit Donald Trump ein ehemaliger Präsident nach einer vierjährigen Unterbrechung wieder in das Weiße Haus einziehen. Dementsprechend wartet der 45. US-Präsident vor Beginn der Vorwahlen mit einem deutlichen Umfragevorsprung auf seine stärksten Konkurrenten Nikki Haley und Ron DeSantis auf.
Ob Trump jedoch an allen Vorwahlen teilnehmen darf, werden in den kommenden Wochen die Gerichte entscheiden. Die Bundesstaaten Colorado und Maine entfernten Trump nämlich zunächst von den Wahlzetteln, da der ehemalige Präsident laut diesen Staaten an einem Aufruhr gegen die USA beteiligt gewesen sein soll (Sturm des Kapitols am 06.01.2021). Die Teilnehmer der republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen in der Übersicht (Klick hier).
Die Präsidentschaftswahl 2024 erklärt
In einem Gastbeitrag für „Die Politische Meinung“ der Konrad-Adenauer-Stiftung analysiert und informiert der Inhaber dieser Seite über die anstehenden „Vorwahlen, den Super Tuesday, Nominierungsparteitage und zu guter Letzt – die eigentliche Wahl am 5. November 2024. Wer tritt an?“ Den ausführlichen Beitrag gibt es auf der Seite der Konrad-Adenauer-Stiftung zu lesen: Klick hier.
In einem Gastbeitrag für die „Flaschenpost“ der Piratenpartei analysiert der Inhaber dieser Website zudem die außen- und sicherheitspolitischen Ansichten der vier aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten (Klick hier).
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Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.