Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird oftmals als der „mächtigste Mann der Welt“ bezeichnet. Als Regierungschef der letzten verbliebenen Supermacht ist dies zwar richtig, doch insbesondere in der Innenpolitik ist der Präsident der gut ausgearbeiteten Gewaltenteilung und -verschränkung unterworfen. Vor diesem Hintergrund sind neben der Präsidentschaftswahl am 05.11.2024 auch die Wahlen zum U.S. Kongress für die politische Ausrichtung der USA für die nächsten zwei Jahre von enormer Bedeutung. Der nachfolgende Beitrag gibt infolgedessen einen Überblick über die Wahlen zum U.S. Senat sowie zum U.S. Repräsentantenhaus.
Wahlen zum U.S. Senat
Der U.S. Senat besteht aus 100 Mitgliedern. Ein Drittel dieser Kongresskammer wird alle zwei Jahre neu gewählt. Gegenwärtig stellen Demokraten 47 U.S. Senatoren. Die vier Unabhängigen stimmen in der Regel mit der Demokratischen Partei. 49 Abgeordnete gehören der Republikanischen Partei an. In diesem Wahljahr haben Demokraten 23 Sitze zu verteidigen, Republikaner elf Sitze. Die Wahlkarte favorisiert in diesem Jahr folglich die Republikanische Partei.
Die meisten Senatswahlen sind, ähnlich den Bundesstaaten bei der Präsidentschaftswahl, nicht umkämpft. Infolgedessen soll an dieser Stelle ein Blick auf eine Auswahl interessanter und für die zukünftige Mehrheitsverteilung im U.S. Senat entscheidender Duelle geworfen werden:
Montana: Senator Jon Tester (D) vs. Tim Sheehy (R)
Dass der Demokrat Jon Tester schon seit dem Jahr 2007 seinen Bundesstaat Montana im U.S. Senat vertritt, ist keine Selbstverständlichkeit. Schließlich gilt der im Nordwesten der USA gelegene Bundesstaat als Hochburg der Republikaner. Um seine Wiederwahlchancen in diesem Jahr zu erhöhen, forderte U.S. Senator Tester infolgedessen zunächst öffentlichkeitswirksam Präsident Joe Biden zur Aufgabe seiner Präsidentschaftskandidatur auf. Als Demokraten sodann Vizepräsidentin Kamala Harris als Kandidatin für das Weiße Haus inthronisierten, verweigerte U.S. Senator Tester ihr die Unterstützung. Herausgefordert wird U.S. Senator Tester vom 38-jährigen Republikaner Tim Sheehy. Die Senatswahl in Montana gilt als mitentscheidend für die Mehrheitsverhältnisse in dieser Kongresskammer für die nächste Legislaturperiode.
Nebraska: Dan Osborn (I) vs. Senatorin Deb Fischer (R)
Unerwartet interessant gestaltet sich die Senatswahl im strukturell konservativen Nebraska. Die republikanische Amtsinhaberin Deb Fischer wird von dem unabhängigen Kandidaten Dan Osborn herausgefordert. Der Veteran der U.S. Navy liegt dank eines unorthodoxen, populistischen Auftretens in repräsentativen Umfragen konstant in Schlagdistanz zu U.S. Senatorin Fischer. Im Wahlkampf hat Osborn nicht verlautbaren lassen, ob er bei einer erfolgreichen Wahl (mehrheitlich) mit Demokraten oder Republikanern im U.S. Senat stimmen würde. Als ehemaliger Gewerkschaftsführer dürfte Osborn jedoch zur Demokratischen Partei tendieren.
Ohio: Senator Sherrod Brown (D) vs. Bernie Moreno (R)
Ohio hat sich von einem Swing State zu einem republikanisch dominierten Bundesstaat entwickelt. Gegen diesen Trend kämpft der demokratische U.S. Senator Sherrod Brown an, der seit dem Jahr 2007 den Buckeye State in Washington D.C. vertritt. Gegen den in Kolumbien geborenen Republikaner Bernie Moreno gilt U.S. Senator Brown nach einem starken Wahlkampf als leicht favorisiert.
Pennsylvania: Senator Bob Casey Jr. (D) vs. David McCormick (R)
Pennsylvania kommt bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl die Rolle des wichtigsten Swing States zu. Auch die Senatswahl zwischen dem demokratischen Amtsinhaber Bob Casey Jr. und dem republikanischen Herausforderer David McCormick versprach zunächst reichlich Spannung. Doch einige Aussetzer von Seiten des Republikaners brachten U.S. Senator Casey Jr. in eine laut repräsentativen Umfragen gute Ausgangsposition.
Texas: Colin Allred (D) vs. Senator Ted Cruz (R)
Texas galt als der republikanische Staat schlechthin. Doch auf Grund des Zuzugs von Minderheiten sowie von liberaleren US-Amerikanern aus anderen Bundesstaaten hat sich der Lone Star State in politischer Hinsicht in den vergangenen Jahren von einem dunkel- zu einem hellroten Bundesstaat verändert. Der republikanische U.S. Senator Ted Cruz musste dies schon im Jahr 2018 feststellen, als er vom populären Beto O’Rourke herausgefordert wurde und nur knapp mit 2,58 Prozentpunkten Vorsprung gewann. Sechs Jahre später ist der demokratische Kandidat, der ehemalige NFL-Profi und amtierende Abgeordnete im U.S. Repräsentantenhaus Colin Allred, erneut konkurrenzfähig.
West Virginia: Glenn Elliott (D) vs. Jim Justice (R)
U.S. Senator Joe Manchin bereitete seiner Demokratischen Partei über Jahre hinweg Kopfzerbrechen. Schließlich interpretierte er sein Mandat wie es ursprünglich auch sein sollte: Abstimmungen tätigte er nämlich im Sinne des eigenen Bundesstaates West Virginia, einem eher konservativen Staat, weitestgehend unabhängig von jeglicher Fraktionsdisziplin. Anfang des Jahres gab U.S. Senator Manchin seinen Rückzug aus dem U.S. Senat bekannt und registrierte sich als Unabhängiger. Dass Demokraten vor diesen Hintergründen den Senatssitz verteidigen können, gilt als sehr unwahrscheinlich. Als favorisiert auf die Nachfolge von U.S. Senator Manchin gilt der republikanische Gouverneur Jim Justice.
Alle Wahlen zum U.S. Senat des Jahres 2024 in der Übersicht:
| Bundesstaat | Sitz wird verteidigt von | Kandidat Demokraten | Kandidat Republikaner |
|---|---|---|---|
| Arizona | Demokraten (I) | Ruben Gallego | Kari Lake |
| Connecticut | Demokraten | Senator Chris Murphy | Matthew Corey |
| Delaware | Demokraten | Lisa Blunt Rochester | Eric Hansen |
| Florida | Republikaner | Debbie Mucarsel-Powell | Senator Rick Scott |
| Hawaii | Demokraten | Senatorin Mazie Hirono | Bob McDermott |
| Indiana | Republikaner | Valerie McCray | Jim Banks |
| Kalifornien | Demokraten | Adam Schiff | Steve Garvey |
| Maine | Demokraten (I) | Senator Angus King (I) | David Costello |
| Maryland | Demokraten | Angela Alsobrooks | Larry Hogan |
| Massachusetts | Demokraten | Senatorin Elizabeth Warren | John Deaton |
| Michigan | Demokraten | Elissa Slotkin | Mike Rogers |
| Minnesota | Demokraten | Senatorin Amy Klobuchar | Royce White |
| Mississippi | Republikaner | Ty Pinkins | Senator Roger Wicker |
| Missouri | Republikaner | Lucas Kunce | Senator Josh Hawley |
| Montana | Demokraten | Senator Jon Tester | Tim Sheehy |
| Nebraska | Republikaner | Dan Osborn (I) | Senatorin Deb Fischer |
| Nebraska (spezial) | Republikaner | Preston Love Jr. | Pete Ricketts |
| Nevada | Demokraten | Senatorin Jacky Rosen | Sam Brown |
| New Jersey | Demokraten | Andy Kim | Curtis Bashaw |
| New Mexico | Demokraten | Senator Martin Heinrich | Nella Domenici |
| New York | Demokraten | Senatorin Kirsten Gillibrand | Mike Sapraicone |
| North Dakota | Republikaner | Katrina Christiansen | Senator Kevin Cramer |
| Ohio | Demokraten | Senator Sherrod Brown | Bernie Moreno |
| Pennsylvania | Demokraten | Senator Bob Casey Jr. | David McCormick |
| Rhode Island | Demokraten | Senator Sheldon Whitehouse | Patricia Morgan |
| Tennessee | Republikaner | Gloria Johnson | Senatorin Marsha Blackburn |
| Texas | Republikaner | Collin Alred | Senator Ted Cruz |
| Utah | Republikaner | Caroline Gleich | John Curtis |
| Vermont | Demokraten (I) | Senator Bernie Sanders (I) | Gerald Malloy |
| Virginia | Demokraten | Senator Tim Kaine | Hung Cao |
| Washington | Demokraten | Senatorin Maria Cantwell | Raul Garcia |
| West Virginia | Demokraten (I) | Glenn Elliott | Jim Justice |
| Wisconsin | Demokraten | Senatorin Tammy Baldwin | Eric Hovde |
| Wyoming | Republikaner | Scott Morrow | Senator John Barrasso |
Wahlen zum U.S. Repräsentantenhaus
Das U.S. Repräsentantenhaus wird alle zwei Jahre komplett neu gewählt. Gegenwärtig haben Republikaner mit 217 zu 213 Sitzen eine hauchdünne Mehrheit inne. Auch in diesem Jahr wird mit einem knappen Wahlausgang gerechnet, Demokraten sind leicht favorisiert eine Mehrheit zu erreichen. Laut dem Cook Political Report dürften Republikaner mindestens 207 Sitze, Demokraten mindestens 203 Sitze gewinnen. 25 Wahlbezirke gelten als stark umkämpft.

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