„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein“, werden sich insbesondere praktizierende Christen gedacht haben, als sie Trump bei der US-Präsidentschaftswahl einen beachtlichen Vertrauensvorschuss gaben.
Ein in dritter Ehe lebender Immobilien-Mogul, der mit seinen 71 Jahren bislang nicht gerade mit einer christlichen Einstellung auffiel. Beleidigungen gegen die Schwächsten der Gesellschaft und wenig gehaltvolle Aussagen über das Christentum pflasterten Trumps Weg in das Weiße Haus.
Mit dem Verlassen des Pariser Klimaschutzabkommens hat sich Trump als Präsident zudem gegen das Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken gestellt. In wie weit die USA nun einen umweltfreundlicheren Kurs einschlagen, gilt als fraglich.
Trotz ungewöhnlichen Wahlkampf- und Regierungsstilen, die mehr an eine Reality-TV-Show erinnern als an sonst so trockene Alltagspolitik, hat Präsident Trump durchaus schon einige wichtige religionspolitische Entscheidungen getätigt.
Das konservative und christliche Amerika ist durch die Installierung von Neil Gorsuch als Richter am Obersten Gerichtshof erleichtert einen der ihren in diesem wichtigen Amt zu wissen. Gorsuch wird über Jahrzehnte im Sinne Trumps Wählerschaft agieren und – zunächst – eine konservative Mehrheit im Supreme Court festigen.
Gleiches gilt für untere Justizebenen. Trump schlägt, beispielsweise bei Bundesrichtern, zumeist junge und strenggläubige Kandidaten vor. Da Bundesrichter auf Lebenszeit bestimmt werden, ist eine langfristige Stärkung christlicher Werte in der Justiz zu erwarten.
Ebenso erließ Trump ein Dekret, dass die staatliche Förderung von Organisationen, die Abtreibungen unterstützen, vermindert. Trump setzt somit auf Kontinuität mit seinen republikanischen Vorgängern, die sich ebenso für Lebensschutz einsetzten.
Neben der Umsetzung dieser zwei Kernversprechen betonte Trump in seiner Warschauer Grundsatzrede die Bedeutung des Einsatzes „für Familie, Freiheit, Vaterland und Gott“. Insbesondere die Gottesbetonung unterscheidet die Wertevorstellungen der USA (und Polen) elementar von Mittel- und Westeuropa.
Zudem findet erstmals wieder eine fest organisierte wöchentlich stattfindende Bibelstunde für Kabinettsmitglieder im Weißen Haus statt.
Trumps Anhänger danken mit Treue: 96% der Amerikaner, die im November ihre Stimme Trump gaben, halten diese Entscheidung nach wie vor für richtig. Bei ansonsten ausbaufähigen Umfragen für den Präsidenten ein beeindruckender Wert.
Wenn sich Trump jetzt noch auf Mitmenschlichkeit besinnen würde, könnte er ein Präsident für alle Amerikaner werden. Ganz so wie er es bei der Amtseinführung geschworen hatte – symbolisch auf gleich zwei Bibeln.