Präsident Biden hat eine Vision

Am 99. Tag seiner Präsidentschaft trat Joe Biden vor den U.S. Kongress, um seine ersten Monate im Amt zu bilanzieren und seine weiteren Ziele darzulegen. Freilich war das „Hohe Haus“ nicht vollbesetzt, die Vorsichtsmaßnahmen auf Grund der Coronavirus-Pandemie sind trotz eines schnellen Impffortschritts weiterhin hoch.

Dass die USA mittlerweile mehr als 230 Millionen Impfungen durchführten, schreibt sich der amtierende Präsident natürlich auf seine Fahnen. Zur differenzierten Betrachtung gehört jedoch die Feststellung, dass es die Administration von Präsident Donald Trump war, welche frühzeitig ausreichend Impfdosen bestellte und Verträge mit Paketdiensleistern zur Transportion des Impfstoffes abschloss.

Präsident Biden professionalisierte das Impfprogramm jedoch weiter, die USA sind unter seiner Führung zu einem Vorbild in dieser Phase der Pandemiebekämpfung herangereift. A propos professionell: Mit Biden ist wieder business-as-usual in das Weiße Haus eingekehrt. Präsident Biden agiert unaufgeregt, äußert sich gegenüber der Öffentlichkeit diszipliniert. Ebenso merkt man dem 46. Präsidenten der USA an, dass er zielgerichtet einen Plan verfolgt.

Biden will die USA nämlich nicht nur aus der Pandemie herausführen, sondern besser machen als je zuvor: Bestehende Ungleichheiten minimieren, Wirtschaft und Infrastruktur klimaneutral modernisieren, in der Außenpolitik wieder eine Führungsrolle übernehmen. Für den linken Flügel seiner Partei geht Biden dabei nicht weit genug, dabei haben die ersten Monate gezeigt, dass die USA nun von einem stark progressiven Präsidenten geführt werden.

Der 78-jährige Biden hat in seinen ersten 100 Tagen deutlich gemacht, dass er nicht nur ein Übergangskandidat sein will. Jahrzehntelang hat Biden darauf hingearbeitet, das Land als Hausherr in 1600 Pennsylvania Avenue nach seinen Vorstellungen zu verändern. Mit den Ausführungen des Ziels eines stärkeren Sozialstaates hat Biden seine Vision bei seiner ersten Rede vor dem U.S. Kongress vorgestellt („The American Families Plan; weitere Informationen klick hier). Ob er diese auch verwirklich kann, hängt auch von seinem Verhandlungsgeschick mit Parlamentariern beider Parteien ab.


Weiterführende Leseempfehlungen

Die Neue Zürcher Zeitung zieht eine außenpolitische Bilanz der ersten 100 Tage von Präsident Biden (Klick hier). Eine Zusammenfassung der Rede von Präsident Biden vor dem U.S. Kongress bietet die Tagesschau an (Klick hier).

Höhepunkte der Rede von Präsident Biden vor dem U.S. Kongress
Rede von Präsident Biden vor dem U.S. Kongress in voller Länge

Die Republikanische Antwort wurde
von Senator Tim SCott vorgetragen

Die Buchbesprechung: „Der Fall des Präsidenten“ (Marc Elsberg)

Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) beschäftigt sich mit den schlimmsten Verbrechen von Individuen. Es befasst sich explizit mit der strafrechtlichen Verfolgung von Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und mit Kriegsverbrechen. Grundlage des Internationalen Strafgerichtshofs ist das Römische Statut aus dem Jahr 1998, welches von 123 Ländern verabschiedet wurde. 

Die Vereinigten Staaten von Amerika gehören nicht dazu. Die Administration von Präsident Donald Trump belegte den Internationalen Strafgerichtshof sogar mit Sanktionen, da dieser mögliche US-Kriegsverbrechen in Afghanistan untersuchen wollte und will. Präsident Joe Biden hob diese Sanktionen zwar wieder auf, doch steht seine Regierung dem IStGH ebenso kritisch gegenüber wie alle vorherigen US-Administrationen. Außenminister Antony Blinken äußerte sich hierzu mit diesen Worten:

Wir sind weiterhin nicht einverstanden mit der Arbeit des IStGH bezüglich der Situationen in Afghanistan und Palästina. Wir sind dagegen, dass das Gericht gegen Angehörige von Staaten ermittelt, die dem Strafgerichtshof nicht angehören, wie die USA und Israel. Wir glauben jedoch, dass wir effektiver dagegen vorgehen können, indem wir mit den Verantwortlichen sprechen und sie nicht bloß sanktionieren.

Doch was würde geschehen, wenn der IStGH gegen die USA ermitteln und gar hochrangige Mitglieder der aktuellen oder ehemaligen US-Administration festnehmen ließe? Mit diesem, bislang fiktiven, Szenario hat sich der österreichische Bestsellerautor Marc Elsberg in seinem 608 Seiten starken Thriller „Der Fall des Präsidenten“ auseinandergesetzt. 

Der Leser kann sich auf Grund einer detaillierten Beschreibung mit den Hauptakteuren des im Blanvalet Verlag erschienenden Buches bestens hineinversetzen. Gepaart mit gut recherchierten Hintergründen zu einer anspruchsvollen Thematik ist das Ergebnis ein spannungsgeladenes Werk ab der ersten Seite. 

Vielen Dank an den Blanvalet Verlag für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.  Weiterführende Informationen des Verlags (Klick hier).

Die offizielle Buchbeschreibung
Nie hätte die Juristin Dana Marin geglaubt, diesen Tag wirklich zu erleben: Bei einem Besuch in Athen nimmt die griechische Polizei den Ex-Präsidenten der USA im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs fest. Sofort bricht diplomatische Hektik aus. Der amtierende US-Präsident steht im Wahlkampf und kann sich keinen Skandal leisten. Das Weiße Haus stößt Drohungen gegen den Internationalen Gerichtshof und gegen alle Staaten der Europäischen Union aus. Und für Dana Marin beginnt ein Kampf gegen übermächtige Gegner. So wie für ihren wichtigsten Zeugen, dessen Aussage den einst mächtigsten Mann der Welt endgültig zu Fall bringen kann. Die US-Geheimdienste sind dem Whistleblower bereits dicht auf den Fersen. Währenddessen bereitet ein Einsatzteam die gewaltsame Befreiung des Ex-Präsidenten vor, um dessen Überstellung nach Den Haag mit allen Mitteln zu verhindern…

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen; Canva.com; eigene Grafiken; Blanvalet Verlag

Das Stimmungsbarometer 04/2021: US-Amerikaner zufrieden mit Coronavirus-Impfungen

#Blog1600Penn versorgt euch mit den aktuellsten repräsentativen Umfragen rund um
US-amerikanische Politik (Pfeil nach oben/unten: Wert ist zum Vormonat gestiegen/hat abgenommen). Quellen, falls nicht anders angegeben, sind die RCP-Durchschnittswerte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); The White House; U.S. Congress; eigene Grafiken

Leben für Amerika

Afghanistan galt zu Beginn dieses Jahrtausends als der Hort islamistischer Terroristen schlechthin. Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sagten die USA und ihre Verbündeten diesem Rückzugsort jedoch den Kampf an. Osama bin Laden, Anführer der für die Anschläge verantwortlichen Terrorgruppe al-Qaida, wurde gejagt. Die radikalislamische Taliban aus der Hauptstadt Kabul verjagt.

Die ursprünglichen Ziele wurden in Afghanistan erreicht. Die später hinzugekommenen Bestrebungen eines dauerhaften Friedens und einer Errichtung einer stabilen Demokratie sind in Afghanistan jedoch nach wie vor in weiter Ferne. US-Präsident Joe Biden knüpft vor diesem Hintergrund an die Ziele seine Vorgänger an und verkündete nun einen endgültigen Truppenabzug zum zwanzigsten Jahrestages der Anschläge von 9/11 (siehe untenstehende Videos).

An Entscheidungen über Krieg und Frieden, über Einsätze des Militärs im Ausland, hängen auch immer Einzelschicksale. Zivilisten im jeweiligen Kriegsgebiet sind genauso betroffen wie die sich gegenüberstehenden Soldaten. Zwar hat das Militär in der US-Gesellschaft eine herausgehobene Stellung inne. Gleichwohl haben Kriegsveteranen nach ihrem Dienst nach wie vor viel zu oft mit weiteren Herausforderungen, Arbeitslosigkeit oder mangelnde Gesundheitsversorgung seien exemplarisch genannt, zu kämpfen.

Dies führt dazu, dass sich nach einem Militäreinsatz immer wieder Veteranen für eine politische Karriere entscheiden, um die Missstände zu beheben. Der 2018 verstorbene U.S. Senator John McCain, die U.S. Senatorin Tammy Duckworth und der Abgeordnete Dan Crenshaw gelten hierbei als Musterbeispiele.

McCain war einst Marineflieger der Navy im Vietnamkrieg, der sich nach einem Abschuss beide Beine sowie einen Arm brach und in nordvietnamesische Gefangenschaft geriet. Eine medizinische Versorgung erhielt McCain kaum, zwei Jahre verbrachte er in Einzelhaft. Eine vorzeitige Freilassung durch Gefangenenaustausch lehnte er trotz Folter ab, da McCain dem Feind keine positive Presse zukommen lassen wollte. Er wurde für insgesamt fünfeinhalb Jahre als Gefangener gehalten.

Es folgte eine einmalige Karriere als Abgeordneter des U.S. Repräsentantenhauses und als U.S. Senator. 2008 wurde McCain gar als Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei nominiert, verlor die Präsidentschaftswahl jedoch gegen Barack Obama. In seiner gesamten Zeit als Politiker verhielt sich McCain als Ehrenmann, wurde parteiübergreifend anerkannt.

Kurz vor dem Ableben von McCain zog die Demokratin Tammy Duckworth als Repräsentantin des Staates Illinois in den U.S. Senat ein. Im Irakkrieg wurde sie als Hubschrauberpilotin eingesetzt. Bei einem Einsatz wurde sie von einem Gefechtskopf einer reaktiven Panzerbüchse getroffen. Duckworth verlor beide Beine, ihr rechter Arm wurde schwer geschädigt. Ihre steile politische Karriere wurde auch dadurch unterstrichen, dass Biden sie im vergangenen Jahr als Vizepräsidentschaftskandidatin in Erwägung zog.

Erst seit 2019 ist Dan Crenshaw für die Republikanische Partei Abgeordneter im U.S. Repräsentantenhaus. Unter den 435 Parlamentariern sticht Crenshaw dennoch heraus, da der Texaner eine Augenklappe trägt. Als Navy Seal wurde er in Afghanistan eingesetzt und verlor bei einer Explosion einer Sprengfalle ein Auge. Die Netzhaut des anderen Auges wurde ebenso beschädigt.

Wie in diesen Tagen bekannt wurde, musste sich Crenshaw einer Notoperation unterziehen, da sich sein verbliebenes Auge ebenso verschlechterte. Nach der Operation ist Crenshaw für mindestens einen Monat komplett blind. Seine Arbeit als Abgeordneter will Crenshaw nach der Krankheitspause dennoch fortführen. John McCain, Tammy Duckworth, Dan Crenshaw: Leben für Amerika.

Rede von Präsident Biden zum Afghanistan-Abzug

Präsident Biden verkündete am 14. April 2021, dass die USA und deren Verbündete ihren Truppenabzug aus Afghanistan am 01. Mai 2021 beginnen werden. Bis zum 11. September 2021 soll der Abzug vollzogen sein.

Wehret der sicherheitspolitischen Naivität

Bei seiner ersten Rede zur Lage der Nation nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 erklärte US-Präsident George W. Bush den Irak, Iran und Nordkorea zur „Achse des Bösen“. Länder, welche zum damaligen Zeitpunkt nach Massenvernichtungswaffen strebten sowie terroristische Gruppen offensiv unterstützten.

Zwanzig Jahre später taucht der Irak nach dem Sturz von Saddam Hussein nicht mehr auf dieser Liste auf. Nordkorea stellt weiterhin eine  konstante Herausforderung für den Weltfrieden dar. An den weltweit größten Gönner des Terrorismus, die Islamische Republik Iran, kommt jedoch auch die Kim-Dynastie nicht heran. Nichts weniger als die Auslöschung des Staates Israel hat sich die Mullah-Diktatur auf die Fahnen geschrieben.

Auf Grund des iranischen Bestrebens nach Nuklearwaffen verhandelten die USA unter Präsident Barack Obama erfolgreich den Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA), kurz auch als Iran Deal oder Atomabkommen mit dem Iran bekannt. 2015 unterzeichneten die Vertragspartner Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA, China, Russland und Iran das Abkommen. Es sollte den Iran vom Bau einer Atombombe abhalten, im Gegenzug wurden Handelsbeschränkungen aufgehoben.

Ein historisches Abkommen, welches jedoch schwerwiegende Fehler aufwies. Der JCPOA zögerte zwar die nukleare Aufrüstung des Irans hinaus. Doch die Menschenrechtslage im Iran wurde ebenso außer Acht gelassen wie die iranische Einmischung in andere Länder sowie Unterstützung terroristischer Vereinigungen. Die Aufhebung – westlicher – Sanktionen gegenüber Teheran trug sodann nicht zur Entspannung der wirtschaftlichen Situation der iranischen Bevölkerung bei. Die freigesetzten monetären Mittel verwendete der Iran nämlich primär für den Ausbau terroristischer Bestrebungen im Nahen Osten.

Präsident Donald Trump zog hieraus 2018 die Konsequenzen und kündigte das Atomabkommen mit dem Iran einseitig auf. Ein Strategiewechsel zur Einhegung des aggressiven „Schurkenstaates“, um in der Sprache von George W. Bush zu bleiben, folgte. Harte Sanktionen, gepaart mit einer Koalition der Willigen 2.0 im Nahen Osten um Israel und Saudi-Arabien, sollten fortan die islamistische Diktatur in die Knie zwingen.

Der Wechsel im Weißen Haus zu Beginn des Jahres brachte jedoch einen erneuten Strategiewechsel im Umgang mit dem Iran mit: Präsident Joe Biden steht einer Wiederbelebung des JCPOA offen gegenüber. Erste – indirekte – Gespräche laufen in diesen Tagen in Wien. Bei den Verhandlungen sollte die Biden-Administration jedoch die Fehler aus 2015 vermeiden. Der Westen unter Führung der USA sollte sich aus der iranischen Erpressungsspirale befreien und ein vollumfängliches Abkommen anstreben.

Nur eine Vereinbarung, welche über die Abhaltung der nuklearen Bestrebungen des Iran hinausgeht, ist nachhaltiger Natur. Frieden im Nahen Osten wird es nur unter Einhegung des Mullah-Regimes geben. Der Schlüssel zur Befriedung einer ganzen Region liegt im Iran. Vor diesen Hintergründen gibt die deutsche Sichtweise auf das Atomabkommen mit dem Iran wenig Hoffnung. Bundesaußenminister Heiko Maas verkündete zu Beginn der Gespräche in Wien die gleiche Naivität, die das Abkommen schon einmal zum Scheitern verurteilte:

Ein wieder vollumfänglich respektiertes Abkommen wäre ein Plus an Sicherheit für die ganze Region und die beste Grundlage für Gespräche über andere wichtige Fragen der regionalen Stabilität.

Dass die Machthaber in Teheran die durch den JCPOA  freigewordenen monetären Mittel für die Finanzierung des Terrorismus verwendeten und eine ganze Region weiter in Brand steckten und stecken, lässt der deutsche Außenminister außen vor. Maas lässt das Prinzip Hoffnung walten – eine wenig nachhaltige politische Strategie. Die US-Diplomaten sollten sich auf diese Sichtweise diesmal nicht einlassen. Wehret der sicherheitspolitischen Naivität.