Der Austragungsort der zweiten TV-Debatte zu den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen 2024 hätte kaum von größerer historischer Bedeutung sein können. Am 27.09.2023 bekamen nämlich in der Ronald Reagan Presidential Library zu Simi Valley, CA, die in Umfragen und bei Spendern beliebtesten Teilnehmer der republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen zum zweiten Mal die Möglichkeit sich einem landesweiten Publikum zu präsentieren.
Das Hauptaugenmerk der auf Fox Business und dem spanischsprachigen Sender Univision ausgestrahlten und von Ilia Calderón, Dana Perino und Stuart Varney moderierten Debatte lag auf den Themen Wirtschaft und Migration. Präsident Joe Biden und Donald Trump wurden von den republikanischen Kandidaten, teils stark, kritisiert.
Die Wiederwahlkampagne von Präsident Biden erwartete diesen Verlauf, so dass ein prominenter Werbeplatz für den Demokraten auf Fox Business reserviert wurde. Vor Beginn der Debatte wurde der Werbespot ausgestrahlt:
Die Ausgangslage
Trump konnte nach der ersten TV-Debatte, trotz Abwesenheit, seinen ohnehin schon großen Umfragevorsprung weiter ausbauen. Laut dem Stimmungsbarometer 09/2023 würden landesweit gesehen 56,6% der Republikaner ihre Stimme dem ehemaligen Präsidenten geben. Der Stern von Ron DeSantis sinkt hingegen weiter – gegenwärtig unterstützen nur 12,7% der Republikaner die Kampagne des Gouverneurs von Florida. Kein anderer Republikaner erreicht derzeit einen zweistelligen Zustimmungswert. Repräsentative Umfragen zu den frühen Vorwahlstaaten zeichnen ein ähnliches Bild.
Die Regeln zur Teilnahme
Zur Teilnahme waren nur Kandidaten berechtigt, die a) mindestens 3% in zwei landesweiten Umfragen oder 3% in einer landesweiten Umfrage sowie 3% in zwei Umfragen in frühen Vorwahlstaaten erreichten und b) von mindestens 50.000 unterschiedlichen Personen (darunter 200 Spender aus 20 unterschiedlichen Bundesstaaten) Spenden erhielten.
Die Teilnehmer
Für die zweite TV-Debatte zu den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen konnten sich acht Kandidaten qualifizieren (siehe nachfolgende Tabelle). Im Vergleich zur ersten Fernsehdebatte konnte sich somit nur Asa Hutchinson nicht für das zweite große TV-Event qualifizieren. Trump verzichtete erneut auf eine Teilnahme.
Kandidat | Alter | Bisheriges höchstes politisches Amt | Politische Ausrichtung |
---|---|---|---|
Doug Burgum | 67 | Gouverneur | Moderat |
Chris Christie | 60 | Gouverneur | Moderat |
Ron DeSantis | 44 | Gouverneur | Rechtspopulistisch |
Nikki Haley | 51 | Gouverneurin | Moderat |
Mike Pence | 64 | US-Vizepräsident | Konservativ |
Vivek Ramaswamy | 38 | – | Rechtspopulistisch |
Tim Scott | 57 | U.S. Senator | Konservativ |
Debatte erneut ohne Trump
Wie schon bei der ersten TV-Debatte bevorzugte Trump einem anderen Event beizuwohnen. Nach seinem Online-Interview bei Tucker Carlson während der ersten Fernsehdebatte hielt Trump diesmal eine Rede vor streikenden Arbeitern der Automobilindustrie in Michigan. In dem er die Wähler eines Swing States direkt adressierte versuchte sich Trump erneut vom restlichen Teilnehmerfeld zu den republikanischen Vorwahlen abzusetzen. Der 45. US-Präsident führt weiterhin einen Wahlkampf, als wäre er schon der republikanische Präsidentschaftskandidat.
Die Gewinner des Abends
Als Gewinnerin des Abends gilt Haley. Die ehemalige Gouverneurin von South Carolina überzeugte durch ihr detailliertes Wissen in den unterschiedlichsten Themenbereichen. Des Weiteren zeigte sich Haley angriffslustig, insbesondere gegenüber Scott und Ramaswamay.
Ebenso stellte Christie als ehemaliger Generalstaatsanwalt bei der zweiten TV-Debatte einmal mehr unter Beweis, dass er zu den besten Diskutanten unter den republikanischen Präsidentschaftsbewerbern gehört. Mit seinen Einzeilern sorgte er für die größten Schlagzeilen des Abends und ging auf Social Media viral.
Der Verlierer des Abends
Wie schon bei der ersten Debatte musste Ramaswamy einige Attacken von seinen Mitbewerbern über sich ergehen lassen. Allerdings konnte der junge Unternehmer dem diesmal kaum etwas entgegensetzen.
Die bemerkenswertesten Zitate
Du bist heute nicht hier, weil du Angst hast. Und wenn du so weitermachst, dann nennen wir dich nicht mehr Donald Trump, sondern Donald Duck.
Chris Christie an Donald Trump gerichtet, der erneut auf eine Teilnahme verzichtete. In der englischen Sprache bedeutet das Verb „to duck“ „sich wegducken“.
Er hat mehr als sieben Billionen Dollar Schulden gemacht. Biden weitere fünf Milliarden. Biden versteckt sich in seinem Keller, Trump auf seinem Golfplatz.
Chris Christie über die Finanzpolitik der 46. und 45. US-Präsidenten.
Wenn Mexiko gewusst hätte, dass Trump nur 52 Meilen Mauer bauen würde, hätte es vermutlich für die Mauer bezahlt.
Ron DeSantis über Donald Trumps enttäuschende Bilanz im Hinblick auf die Befestigung der Grenze zu Mexiko.
Er [Trump; Anm. d. Verf.] ist es Ihnen schuldig, seine Bilanz zu verteidigen, in der er die Schulden um 7,8 Billionen Dollar erhöht und so die Voraussetzungen für die Inflation geschaffen hat.
Ron DeSantis über die Haushaltspolitik von Donald Trump.
Jedes Mal, wenn ich dir zuhöre, fühle ich mich etwas dümmer.
Nikki Haley, an Vivek Ramaswamy gerichtet.
Biden sollte sich an der Arbeitslosenschlange anstellen. Seine grüne Politik ist gut für China und schlecht für Detroit
Mike Pence mit Kritik an der Wirtschafts- und Energiepolitik von Präsident Joe Biden. Der Demokrat solidarisierte sich zuletzt mit der streikenden Arbeiterschaft, in dem er sich in deren Protestschlange einreihte.
Biden sollte nicht in Detroit sein, sondern an der Grenze zu Mexiko. Seit er im Weißen Haus ist, haben sechs Millionen Menschen die Grenze illegal überschritten.
Tim Scott mit Kritik an der Migrationspolitik von Präsident Joe Biden.
Die nächste TV-Debatte
Die nächste Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist für November 2023 geplant. Austragungsort soll Miami, FL, sein. Weitere Informationen sind noch nicht bekannt.
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