Kampf um Einfluss im Supreme Court

Die katholische Kirche in den USA ruft für August und September zu besonderen Gebeten auf. Jeden Freitag sollen Christen eine Novene für den rechtlichen Schutz menschlichen Lebens beten. Eine eigens angefertigte Gebetsanleitung befindet sich auch schon online. 

Dabei wurde es zuletzt ruhig im Streit zwischen den Gruppen des „Rechts auf Leben“ versus „Recht auf reproduktive Selbstbestimmung“. Die historische Grundsatzentscheidung des Supreme Courts im Fall Roe vs Wade im Jahr 1973 legalisierte bekanntlich Abtreibungen.

Doch 45 Jahre nach Roe vs Wade stehen die Lebensschützer vor einer einmaligen Chance einer Deliberalisierung des bestehenden Rechts. Denn Präsident Trump hat in seiner noch kurzen Amtszeit bereits zum zweiten Mal die Möglichkeit einen Richter am Obersten Gericht erfolgreich zu nominieren.

Mit Neil Gorsuch installierte er schon einen konservativen Verfassungsrichter. Da mit Richter Anthony Kennedy nun ein moderater Richter ausscheidet, besteht für Präsident Trump und die republikanische Partei die Möglichkeit die Judikative auf Jahrzehnte in ihrem, strikt konservativen, Sinne zu prägen. Richter am Supreme Court werden wohlgemerkt auf Lebenszeit berufen.

Der von Präsident Trump nominierte Brett Kavanaugh ist zwar nicht ganz so konservativ zu verorten wie Neils Gorsuch. Doch insbesondere in gesellschaftspolitischen und religiösen Fragen vertritt Kavanaugh die Linie der erzkonservativen republikanischen Parteibasis.

Allerdings steht die vom Senat benötigte Mehrheit zur Bestätigung eines neuen Richters am Obersten Gerichtshof auf der Kippe. 51 republikanische stehen 49 demokratische Senatoren gegenüber. Die Zustimmung des republikanischen Senators Rand Paul erscheint zudem alles andere als sicher. (Update 01.08.2018: Senator Paul hat seine Zustimmung versprochen. Die Zustimmung anderer Republikaner ist weiterhin fraglich.)

Folglich werben Republikaner um die Stimme demokratischer Senatoren. Die Erfolgschancen stehen hierbei am besten bei den Volksvertretern, die eher republikanische, konservative Bundesstaaten vertreten.

So wird in West Virginia, North Dakota, Indiana und Alabama sogar Fernsehwerbung in Höhe von $1,5 Millionen ausgestrahlt. Der Druck auf ausgewählte Demokraten soll so hoch wie möglich ausgestaltet werden.

Demokratische Senatoren wie Joe Manchin oder Heidi Heitkamp stehen somit vor einer Quadratur des Kreises: Trumps Nominierung zustimmen und Wiederwahlchancen aufrecht erhalten? Sich aber gleichzeitig gegen die eigene demokratische Parteiführung stellen? Oder Kavanaugh als Obersten Richter ablehnen und Wiederwahlchancen riskieren? Letztendlich hilft, egal auf welcher Seite im Einfluss im Supreme Court gekämpft wird, nur beten.

#Blog1600Penn Update: Parteien bereiten US-Wahl 2020 vor

#Blog1600Penn bringt euch über die wichtigsten Ereignisse rund um US-amerikanische Politik der vergangenen Wochen auf den aktuellen Stand:

Neuer Kriegsveteranenminister

Der U.S. Senat hat Robert Wilkie mit deutlicher Mehrheit von 86 zu 9 Stimmen als Kriegsveteranenminister bestätigt.

G20-Treffen der Finanzminister

US-Finanzminister Steven Mnuchin nahm in Buenos Aires am G20-Gipfel der Finanzminister teil. Mnuchin traf in Argentinien auch auf seinen deutschen Amtskollegen Olaf Scholz.

TRUMP ERWIDERT IRANISCHE DROHUNGEN

Das politische und religiöse Oberhaupt des Iran, Ajatollah Khamenei, fordert in Dauerschleife die Vernichtung Israels. Irans Präsident Rohani hat in einer Rede zudem „mit der Mutter aller Schlachten“ gegen die USA gedroht. US-Präsident Trump erwiderte diese Worte mit seinerseits verbalen Drohgebärden.

Ein iranisches Regierungsmitglied erneuerte daraufhin die Drohungen:

US-Präsidentschaftswahl 2020

Die Parteiversammlung der Republikaner zur Nominierung ihres Präsidentschaftskandidaten wird 2020 in Charlotte, North Carolina, stattfinden. Die Demokraten werden ihren Parteitag entweder in Houston, Miami Beach oder Milwaukee austragen.

Handelsstreit I

Präsident Trump lässt prüfen, ob Uranium-Importe die nationale Sicherheit bedrohen. Erhöhte Zölle könnten vor allem Russland und Kasachstan treffen.

Handelsstreit II

Die US-amerikanischen Zölle in Höhe von 25 Prozent auf 818 Waren aus China sind in Kraft getreten. Peking hat daraufhin mit Vergeltungszöllen geantwortet und mit einer Klage vor der WTO (Welthandelsorganisation) geantwortet.

Hymnenstreit

Das American Football Team der Miami Dolphins hat einen ausführlichen Strafenkatalog für Spieler, die während der Nationalhymne demonstrieren, ausgearbeitet. Bis zu vier Spiele sperre und eine Geldstrafe drohen einem Spieler, der während der Hymne demonstriert. Die Entscheidung dürfte ganz nach dem Geschmack von Präsident Trump sein.

„ES GIBT KEINE BESSEREN PARTNER“

Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk Kultur analysiert Professor Dr. Varwick das Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin. Ebenso geht er auf den Handelsstreit ein und findet deutliche Worte an den deutschen Außenminister Heiko Maas. Das Gespräch ist hier zu finden: https://bit.ly/2uHcD8r

„Liebesgrüße aus Helsinki“ (1600 Pennsylvania)

Anklagen in Russland-Ermittlungen

In den Ermittlungen zur russischen Einflussnahme auf die US-Präsidentschaftswahl 2016 hat die US-Justiz zwölf russische Geheimdienstoffiziere angeklagt. Die Angeklagten sollen unter anderem das Computernetzwerk der Wahlkampagne von Hillary Clinton gehackt haben.

Trump nominiert Verfassungsrichter

Präsident Trump hat den 53-jährigen Brett Kavanaugh als Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten von Amerika nominiert. Durch den Rückzug von Richter Anthony Kennedy wird bekanntlich ein Posten am Supreme Court vakant.

„Hört auf zu jammern, Demokraten!“ (Tages-Anzeiger)
„Kardinal Dolan lädt zu Gebetskampagne ein“ (Die Tagespost)
„Supreme Court“ (1600 Pennsylvania)

Rücktritt I

Der Direktor der Umweltschutzbehörde, Scott Pruitt, ist nach einigen Skandalen um seine Person zurückgetreten. Übergangsweise wird der ehemalige Kohle-Lobbyist Andrew Wheeler die Behörde leiten.

„Trump-Administration“ (1600 Pennsylvania)

Rücktritt II

Der US-Botschafter in Estland, James Melville, hat sein Amt zur Verfügung gestellt. Vorausgegangen waren unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Europäischen Union und der NATO zwischen ihm und Präsident Trump.

Arbeitsmarktzahlen Juni 2018


Leseempfehlungen

Iran


NATO


US-Innenpolitik

Stimmungsbarometer 07/2018: Wie US-Amerikaner den Trump-Putin-Gipfel sehen

#Blog1600Penn versorgt euch mit den aktuellsten repräsentativen Umfragen rund um US-amerikanische Politik (Pfeil nach oben/unten: Wert ist zum Vormonat gestiegen/hat abgenommen):


Leseempfehlungen (Pew Research Center)

NATO
„NATO is seen favorably in many member countries, but almost half of Americans say it does too little“

Handelsstreit
„As new tariffs take hold, more see negative than positive impact for the U.S.“

Supreme Court
„Americans Divided on Kavanaugh’s Nomination to the Supreme Court“

Liebesgrüße aus Helsinki

Nach den Besuchen von Präsident Trump beim NATO-Gipfel in Belgien und bei Premierministerin May und Queen Elizabeth II in Großbritannien traf der 45. US-Präsident in Helsinki auf seinen russischen Amtskollegen Putin.

Trotz oder gerade wegen des angespannten Verhältnisses beider Länder ist es gut, dass die Präsidenten der USA und Russlands miteinander reden. Die Resultate des Treffens waren hingegen wenig überraschend überschaubar.

Die Aussagen von Präsident Trump bei der gemeinsamen Pressekonferenz bezüglich der US-Präsidentschaftswahl 2016 („Die Ermittlungen rund um die russische Einflussnahme bei der US-Wahl sind ein Desaster“) sorgten nicht nur für die größten Schlagzeilen. Auch erweisen diese der Demokratie und dem Westen beziehungsweise deren Werte einen Bärendienst.


Die gemeinsame Pressekonferenz in voller Länge

Reaktionen



 

Präsident Trump in Europa

Bevor Donald Trump am Montag, 16. Juli 2018, in Helsinki zum ersten Mal den russischen Präsidenten Vladimir Putin zu bilateralen Gesprächen trifft, reiste der US-Präsident nach Belgien und Großbritannien.

Beim NATO Gipfel in Brüssel unterstrich Präsident Trump seine Kritik an den 24 NATO-Mitgliedsländern, die weiterhin weit von der 2014 in Wales ausgegebenen Zielmarke von 2 Prozent des BIP für Militärausgaben entfernt sind.

Ebenso hatte Präsident Trump, begonnen bei einem bilateralen Frühstück im Rahmen mit NATO-Generalsekretär Stoltenberg, seine Kritik an Deutschland erneuert. Einerseits halte Deutschland die versprochene Erhöhung des Militärhaushalts nicht ein.

Andererseits investiere Deutschland Milliarden für den Bau einer russischen Gaspipeline. Im Gegenzug fordere Deutschland die USA zur Verteidigung gegenüber Russland auf. Für Trump ergibt dies keinen Sinn.

Abgesehen von dieser Kontroverse, die Präsident Trump weiter zuspitzte, erneuerten die NATO-Mitgliedsländer das Vorhaben ihre Militärausgaben zu erhöhen. Des Weiteren lud die NATO Mazedonien zu Beitrittsgesprächen ein.
Kurz vor Trumps Europareise sorgte ein weiterer deutscher Politiker für eine Entgleisung:

In Großbritannien demonstrierten derweil Zehntausende gegen US-Präsident Trump. Dieser bekam jedoch von diesen Ereignissen wenig mit. Premierministerin Theresa May empfing den US-Präsidenten in ihrem Landsitz „Chequers“, Queen Elizabeth II in Windsor Castle.

In bilateralen Gesprächen zwischen Präsident Trump und Premierministerin May unterstrichen beide Regierungschefs die Verbundenheit ihrer beiden Völker. Ebenso soll nach dem Brexit ein umfassendes Handelsabkommen zwischen beiden Nationen abgeschlossen werden. Des Weiteren gibt es Übereinkünfte bezüglich der Verhinderung eines nuklear aufgerüsteten Iran und der weltweiten Unterbindung  der Verbreitung von Nuklearwaffen.

Die Einwanderung ändert die Kultur Europas.
Ich habe ein großartiges Verhältnis zu Angela. Aber: Es ist ihr Deutschland, Angela Merkels Deutschland. Das ist politisch nicht korrekt, das zu sagen, aber trotzdem sage ich es: Sie sollten besser hinschauen. Sie verändern Ihre eigenen Länder, Ihre Sicherheitskultur. Das ist wirklich traurig. Das ist schlecht für Europa.
(Präsident Trump)

Das Wochenende verbringt Präsident Trump, gemeinsam mit First Lady Melania, in seinem Golf-Resort Turnberry in Schottland. Am Montag kommt es zum Aufeinandertreffen zwischen Präsident Trump und seinem russischen Amtskollegen Putin in Helsinki.


Leseempfehlungen

„Deutschlands unsolidarisches Verhalten in der Nato“ (NZZ)
„Things will not be okay“ (The Washington Post)
„Deutschland ist das Problem der Nato – nicht Trumps USA“ (Tagesspiegel)