KANDIDATUR VERKÜNDET: John KASICH (R)

„Der Letzte wird der Erste sein“ – so könnte sich John Kasich gedacht haben, als er am 21. Juli seine Bewerbung um die republikanische Präsidentschaftskandidatur eingereicht hat. Kasich, 63-jähriger Gouverneur von Ohio, ist schon der 16. Kandidat um die GOP-Nominierung. Selten hat die ruhmreiche Partei Abraham Lincolns mehr Bewerber im Vorwahlkampf gesehen.

Will Kasichs Kandidatur von Erfolg gekrönt sein, muss er sich von den Mitkonkurrenten absetzen. Sein spätes – offizielles – Eintreten in den republikanischen Vorwahlkampf setzt dieses Ausrufezeichen schon einmal nicht. Denn seit Wochen liegt jegliche mediale Aufmerksamkeit bei Donald Trump, der das Land oder zumindest die republikanische Partei mit kontroversen Aussagen und seiner ganz eigenen extrovertierten Art in Aufregung hält. Kasichs Rede blieb somit lediglich eine Randnotiz.

John Kasichs Bewerbungsrede an der Ohio State University wird den moderat-konservativen Anglikaner dementsprechend kaum in die Top 10 bei nationalen Umfragen zur GOP-Kandidatur katapultieren. Derzeit steht der pragmatische Republikaner im RealClearPolitics-Durchschnitt bei 1,8% und müsste somit der ersten TV-Debatte am 06. August zur Hauptsendezeit fernbleiben.

Der Wahlkampfstart hätte für Kasich besser verlaufen können. Doch welche Gründe lassen den Familienvater von zwei Zwillingstöchtern dennoch an einen Erfolg glauben? Einerseits gehört hierzu Kasichs Erfolgsbilanz als Gouverneur von Ohio – als Exempel lässt sich die Arbeitslosenquote von 5,2% anführen, die damit mit 0,3 Prozentpunkten unter dem US-Schnitt liegt.

Folglich wurde Kasich andererseits 2014 nicht nur als Gouverneur wiedergewählt, auch seine momentane Zustimmungsquote liegt bei starken 60%. Seine Mitkonkurrenten Jindal (Gouverneur von Louisiana), Christie (New Jersey) oder Walker (Wisconsin) können hiervon nur träumen.

Statistiken, die insbesondere bei einer möglichen General Election für Kasich sprechen. Denn er ist in einem bei Präsidentschaftswahlen hart umkämpften Staat Gouverneur. Ebenso kann er Arbeiter sowie konservative Wähler für sich begeistern.

The Republican Party is my vehicle, not my master. (John Kasich)

Die Meinung seiner Partei ist ihm in vielen Themen eher unwichtig, so dass Kasich beispielsweise Medicaid als Teil von „Obamacare“ in Ohio ausgeweitet oder gar eine Fracking-Steuer vorgeschlagen hat. Kasichs scheinbare Unabhängigkeit ist Stärke und Schwäche zugleich. Ist er doch insbesondere bei den parteieigenen Vorwahlen von der vergleichsweise konservativeren GOP-Basis abhängig.

Als Vor- und Nachteil zugleich lässt sich auch Kasichs Vita deuten. 18 Jahre saß er als Abgeordneter im US-Kongress und machte sich als Vorsitzender des Haushaltsausschusses einen Namen. Fiskalpolitik ist spätestens seit dieser Zeit sein Lieblingsthema, wie er auch in Ohio mit Haushaltsbudgetkürzungen bewiesen hat.

I thought Jeb was just going to suck all the air out of the room, and it just hasn’t happened. (John Kasich)

Als Stärke lässt sich definitiv Kasichs Erfahrungen mit dem Washingtoner Politbetrieb beschreiben. Andererseits wird ein Teil der Wählerschaft eben jene engen Verbindungen zu Washington negativ bewerten. Vor diesem Hintergrund ist Rand Pauls Wahlkampf zu nennen, der insbesondere auf der Bekämpfung des alteingesessenen Politbetriebes in D.C. fusst: „Defeat The Washington Machine.“

Die Kandidatur von John Kasich gehört definitiv zu den interessanteren der Außenseiter im republikanischen Bewerberfeld. Ob das eingehende Zitat auf seinen Wahlkampf zutreffen wird, zeigt sich in den kommenden Monaten. Falls nicht und John Kasich nach 1999 ein zweites Mal auf dem Weg zur GOP-Kandidatur scheitert, gibt es immer noch ein weiteres Zitat: „Wer zuletzt kommt, den bestraft das Leben.“


Die Bewerbungsrede von John Kasich:


Website: johnkasich.com
Facebook: facebook.com/JohnKasich
Twitter: twitter.com/JohnKasich


 

Stimmungsbarometer 7/15: Trump verunsichert Republikaner

Nahezu alle Kandidaturen sind verkündet und die TV-Debatten stehen kurz bevor. Ein guter Zeitpunkt für unser monatliches Stimmungsbarometer – im Monat Juli erstmals in neuem Design!

Grundlage sind die durchschnittlichen Umfragewerte von Real Clear Politics für den Zeitraum zwischen dem 26.06. und 15.07.2015. Alle Angaben in Prozent und ohne Gewähr.
(Grün/ Rot = Zum vorherigen Stimmungsbarometer an Prozentpunkten gewonnen/ verloren)


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Hillary Clinton führt nach wie vor unangefochten das demokratische Bewerberfeld an. Jedoch konnte in den letzten Wochen Bernie Sanders den Abstand zur ehemaligen Außenministerin verringern.

National

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Vizepräsident Joe Biden hat sich weiterhin noch nicht über eine mögliche Kandidatur entschieden.

VORWAHL IOWA – Top 3

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VORWAHL NEW HAMPSHIRE – Top 3

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Republikaner

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Das Stimmungsbarometer bei der republikanischen Partei führt weiterhin Jeb Bush an. Jedoch konnte Multimilliardär Donald Trump in den letzten Umfragen stark aufholen und führt sogar neuste Umfragen an. Die besten zehn Kandidaten qualifizieren sich für die erste Debatte am 6. August.

National

GOP

John Kasich gibt seine Kandidatur am 21. Juli bekannt.

Vorwahl Iowa – Top 3

GOPIowa

Vorwahl New Hampshire – Top 3

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General Election – Hillary Clinton vs. Top 3 der GOP

15 Monate vor der eigentlichen Präsidentschaftswahl ist zwar ein Blick auf Umfragen zu möglichen Duellen noch wenig aussagekräftig. Für einen ersten Stimmungstest dennoch von Interesse. In dieser Rubrik wird die Favoritin auf die demokratische Kandidatur, Hillary Clinton, mit den Top 3 der aktuellen republikanischen Umfrage verglichen.

Obwohl Clintons Beliebtheitswerte einen neuen Tiefststand erreicht haben, nur 39% der Amerikaner stehen Hillary positiv gegenüber, führt sie weiterhin jede Umfrage gegen einen potentiellen republikanischen Herausforderer an.

Am engsten ist derzeit ein mögliches Duell zwischen Clinton und Paul (47% vs. 41,8%). Nachfolgend jedoch der Vergleich zwischen Hillary und den derzeit führenden Republikanern:

Clinton vs. Bush

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Clinton vs. Walker

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Clinton vs. Trump

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KANDIDATUR VERKÜNDET: Scott WALKER (R)

Kurz vor der offiziellen Verkündung seiner Präsidentschaftskandidatur hat Scott Walker in den sozialen Medien ein Bild veröffentlicht, dass viel über den 47-jährigen aussagt. Gepostet wurde ein Zitat von Ronald Reagan, welches besagt, dass aller Wandel in Amerika vom Essenstisch ausgehe.

Eine Aussage, die Reagan in seiner Abschiedsrede vom Weißen Haus 1988 tätigte. Reagan gilt in den USA quasi als Säulenheiliger der Konservativen. Der Gouverneur von Wisconsin, Scott Walker, bildet bei der Verehrung des 40. US-Präsidenten keine Ausnahme.

Let me tell you what I’m for. I’m for reform. Growth. Safety. (Scott Walker)

Folgerichtig führt Walker seit Amtsantritt 2011 ein konservatives Reformprogramm durch, welches ihm auch über die Bundesstaatsgrenzen hinaus zu Bekanntheit verholfen hat. Strengere Abtreibungsregeln, Senkung der Einkommens- und Unternehmenssteuer und Einschränkungen des Rechts auf Tarifverhandlungen für Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes gehören zu Walkers Agenda.

Mehrere zehntausend Personen protestierten gegen letztere Maßnahme in der Hauptstadt Madison. Gar das Parlamentsgebäude wurde gestürmt und circa 900.000 Unterschriften zur Einberufung einer Abwahl von Gouverneur Walker gesammelt. Solch eine Sonderwahl stellte erst die Dritte seiner Art in der Geschichte der Vereinigten Staaten dar.

My record shows that I know how to fight and win. Now, more than ever, America needs a president who will fight and win for America. (Scott Walker)

Doch Scott Walker kämpfte – und siegte. Ein neuer konservativer Held war geboren. Mit seiner klaren Wiederwahl im Jahr 2014 weist Walker nun die außergewöhnliche Wahlbilanz von drei Siegen in vier Jahren auf. Und dies in einem tendenziellen „blauen“ Staat – in den letzten 30 Jahren gewann kein republikanischer Präsidentschaftskandidat Wisconsin.

Und auch für die Vorwahl werden dem bürgernahen Walker gute Aussichten bescheinigt. Im wichtigen Staat Iowa, in dem als erstes gewählt wird, liegt Scott Walker seit Monaten mit einem relativ komfortablen Vorsprung in Front. Des Weiteren hat Walker das Potential verschiedene Flügel – Christlich-Konservative, die Tea Party sowie die Wirtschaftsfaktion – der Partei (gleichzeitig) für sich zu gewinnen.

Sadly, today, under the Obama/Clinton doctrine, America is leading from behind. And that has us headed toward a disaster. (Scott Walker)

Im republikanischen Vorwahlkampf will sich Walker als unverbrauchte, konservativere Alternative zu Jeb Bush positionieren. Für die tägliche Gabenbereitung à la Reagan hat sich der Sohn eines Baptistenpfarrers auch schon etwas überlegt: die klassische Familie – bestehend aus Vater, Mutter und Kindern – soll Walkers Auffassung nach gestärkt werden.

Vor diesem Hintergrund plant Walker einen Verfassungszusatz, der es ausdrücklich den einzelnen Staaten überlassen soll, ob gleichgeschlechtliche Eheschließungen erlaubt sind. Scott Walker hat einmal mehr auf Kampfmodus geschalten. Schließlich geht der amerikanische Wandel vom Essenstisch aus.


Erster Wahlwerbespot:

Weiterer Wahlwerbespot:


Website: www.scottwalker.com
Facebook: facebook.com/scottkwalker?_rdr=p
Twitter: twitter.com/ScottWalker


Bildquellen: https://www.facebook.com/scottkwalker

KANDIDATUR VERKÜNDET: Chris CHRISTIE (R)

Im Oktober 2012 erlebte New Jersey den schlimmsten Hurrikan seiner Geschichte. Der republikanische Gouverneur Chris Christie reagierte umgehend mit Hilfsmaßnahmen für die insbesondere an der Atlantikküste betroffenen Einwohner und sprach seiner Bevölkerung vor Ort Mut zu.

Christie konnte in dieser Tragödie seine größten Talente ausspielen: Bürgernähe und Direktheit. Folglich tangierte ihm auch die innerparteiliche Kritik wenig, als er sich kurz vor der Präsidentschaftswahl mit dem Demokraten Obama im Zerstörungsgebiet zeigte und den Präsidenten für dessen Hilfe lobte.

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Das TIME Magazine sah 2013 in Christie die Zukunft der GOP

Chris Christies Popularitätswerte stiegen, seine Gouverneurswiederwahl im Jahr 2013 avancierte zu einem Erdrutschsieg. Dass 60,3% der wählenden New Jerseyans dem moderaten Republikaner ihre Stimme gaben ist umso bemerkenswerter auf Grund der Tatsache, dass der Garden State ein sogenannter „blauer“ Staat ist, also bei (Präsidenschafts-)Wahlen seit Jahrzehnten die Kandidaten der demokratischen Partei unterstützt werden.

Christie bringt also eine wichtige Komponente für das Präsidentenamt mit sich: in Zeiten der zunehmenden Polarisierung zwischen Demokraten und Republikanern hat der 52-jährige das Talent überparteilich zu agieren – in Trenton hat er es  zudem mit einer demokratischen Parlamentsmehrheit zu tun.

Doch die Zeichen stehen für Chris Christie wieder einmal auf Sturm. Diverse Skandale haben den Höhenflug des Katholiken zunächst einmal gestoppt. Als Exempel ist vor diesem Hintergrund die Schließung von mehreren Fahrstreifen der Washington Gate Bridge nach New York City aus politischen Gründen zu nennen, die von engen Christie Mitarbeitern (ohne dessen Wissen) veranlasst wurde. Ein Megastau ereignete sich – ein Skandal, der noch heute hohe Wellen schlägt.

Hinzu kommen für Christie unerfreuliche politische Entwicklungen in seinem Heimatstaat. Christies Bildungspolitik ist umstritten, die Wirtschaft wächst im US-amerikanischen Vergleich unterdurchschnittlich und die Armutsrate ist von 9,4% in 2009 auf 11,4% in 2013 angewachsen.

Letztere Entwicklung ist sicherlich eine Nachwirkung von Hurrikan Sandy. Nichts desto trotz sind Christies Beliebtheitswerte auf einem Tiefststand angelangt: Nur noch 30 Prozent der Bevölkerung stimmen seiner Politik zu. Dem gegenüber stehen 55 Prozent Ablehnung.

Christies politische Zustimmungswerte mögen im Keller sein. Doch seine persönlichen Werte geben dem Vater von vier Kindern Hoffnung: 47 Prozent, und damit die Mehrheit, der New Jerseyans finden ihren Gouverneur weiterhin sympathisch.

Telling It Like It Is. (Wahlkampfmotto)

Ein Hoffnungsschimmer für den langen Wahlkampf, ist Christie doch als starker und bürgernaher Wahlkämpfer bekannt. Kaum jemand liebt Town Hall Meetings mehr als Christie. Er wird versuchen einen persönlichen Kontakt zur Wählerschaft aufzubauen und durch seine direkte Art Probleme ansprechen, die sich kein anderer Mitbewerber zu sagen traut.

Die erste erfolgreiche Kontaktaufnahme ist Christie in seiner ehemaligen High School in Livingston, NJ, schon gelungen. Dort war er einst Klassensprecher und hat nun mit einer rhetorisch brillanten Rede seine Bewerbung zur republikanischen Präsidentschaftkandidatur offiziell verkündet.


Offizielle Verkündung der Kandidatur von Chris Christie:

Erster Wahlwerbespot:


Website: www.chrischristie.com
Facebook: facebook.com/govchristie?fref=ts
Twitter: twitter.com/GovChristie