Stimmungsbarometer 12/2015: Cruz und Clinton mit Rückenwind ins Wahljahr

Nur noch einen Monat bis zum Beginn der Vorwahlen. Es wird ernst, der Januar heiß umkämpft werden. Während sich bei der demokratischen Nominierung eine klare Angelegenheit zugunsten von Hillary Clinton abzeichnet, ist der republikanische Vorwahlkampf offen. Ob Ted Cruz sein Momentum bis zu den ersten Urnengängen aufrechterhalten kann wird eine der großen Fragen der nächsten Wochen sein.

Die Grundlage für das Stimmungsbarometer 12/15 sind die durchschnittlichen Umfragewerte von Real Clear Politics für den Zeitraum zwischen dem 04.12. und 23.12.2015. Alle Angaben in Prozent und ohne Gewähr. (Grün/ Rot = Zum vorherigen Stimmungsbarometer an Prozentpunkten gewonnen/ verloren)


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Liegt Hillary Clinton in nationalen Umfragen und in den meisten Vorwahlstaaten weiterhin deutlich vor Bernie Sanders, hat der 74-jährige Senator in New Hampshire abermals die Führung übernommen.

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VORWAHL IOWA – TOP 3

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VORWAHL NEW HAMPSHIRE – TOP 3

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Donald Trump liegt zwar in nationalen Umfragen weiterhin in Front, bei der wichtigen frühen Vorwahl in Iowa hat jedoch der junge Senator Ted Cruz die Führung übernommen. Bei den Kandidaten des Establishments ist derzeit Marco Rubio am besten platziert. Chris Christie holt insbesondere in New Hampshire weiter auf.

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Lindsey Graham hat seine Kandidatur zurückgezogen.

VORWAHL IOWA – TOP 3

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VORWAHL NEW HAMPSHIRE – TOP 3

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GENERAL ELECTION – HILLARY CLINTON VS. TOP 3 DER GOP

Bei möglichen Duellen in der general election zwischen Hillary Clinton und den derzeit in nationalen Umfragen führenden Republikanern zeichnet sich ein enges Rennen ab – vom Vergleich mit Donald Trump abgesehen.

Nachfolgend der Vergleich zwischen Hillary und den derzeit führenden Republikanern:

CLINTON VS. TRUMP

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CLINTON VS. Cruz

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CLINTON VS. RUBIO

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Frohe Weihnachten!

Der Vorwahlkampf zur Präsidentschaftswahl 2016 begann so turbulent wie selten zuvor.  Es liegen wahrlich ereignisreiche Wochen hinter uns. Bevor die heiße Phase des Vorwahlkampfes mit den ersten Urnengängen am 01. Februar in Iowa und am 09.02. in New Hampshire eingeläutet wird, kehrt in diesen Tagen für einen Moment Stille ein.

Die Wahlkämpfer feiern Weihnachten beziehungsweise begehen die Holiday Season. Vor diesem Hintergrund wünscht auch #Blog1600Penn euch allen

FROHE UND FRIEDLICHE WEIHNACHTSFEIERTAGE! 

Nachfolgend ein paar Eindrücke aus dem vorweihnachtlichen US-amerikanischen Politzirkus:

„Let it Bo“ – Auch in Washington D.C. mangelt es dieses Jahr an Schnee. So sendet das Weiße Haus mit einem Bild aus dem vergangenen Jahr schöne Weihnachtsgrüße von Bo, dem „First Dog“…

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Weihnachts- und Neujahreskarte von Marco Rubio:

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Weihnachtskarte von Ted Cruz:

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Saturday Night Live – A Hillary Christmas:

Weihnachtskarte von Rand Paul:

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Ted Cruz – Cruz Christmas Classics:

#GOPDebate: Sin City und der „Chaos-Kandidat“

In Kooperation mit Bildmaterial von CNN International

In Kooperation mit Bildmaterial von CNN International

Tausende von Spieltischen. Zehntausende von Spielautomaten. Der jährliche Umsatz der Casinos in Las Vegas: 9 Milliarden Dollar. Durchschnittlich gibt ein Besucher während seines Aufenthaltes 545 Dollar an Spieleinsatz aus.

13 Besucher von Sin City haben am Abend des 15. Dezember jedoch weitaus mehr zu verlieren, als „nur“ Geld. Es ist der Kampf um Anerkennung. Das Ringen um Beliebtheit. Es soll nichts weiter als die Möglichkeit offen gehalten werden, sich als der 45. Präsident der Vereinigten Staaten in die Geschichtsbücher eintragen zu können.

Zu frisch sind die Erinnerungen an TV-Auftritte vergangener Kandidaten, die jede Chance auf das Weiße Haus zunichte machten. Es sei an den „Oops-Moment“ von Rick Perry erinnert. Oder an die schwachen Auftritte von Scott Walker in diesem Jahr, die zu seinem frühen Ausstieg aus dem Präsidentschaftsrennen beitrugen.

Unter diesen Vorzeichen begaben sich die republikanischen Kandidaten in das noble Venetian Hotel & Casinos in der Spielerstadt Las Vegas, um über die außen- und sicherheitspolitischen Herausforderungen zu debattieren.

Jeb Bush fordert Donald Trump heraus

Im Zentrum des Geschehens: einmal mehr Donald Trump. Obwohl der Immobilien-Mogul seit Monaten in nationalen Umfragen in Front liegt und durch kontroverse Aussagen die Partei spaltet, gingen die restlichen Bewerber abermals nicht in die Offensive.

Die Ausnahme bildeten lediglich Rand Paul und Jeb Bush. Ist die Angriffslust von Paul, der gleich mit seinem Eingangsstatement Trump kritisierte, spätestens seit der letzten Debatte bekannt, war Bushs Auftritt überraschend.

Nach bisher durchwachsenen Debatten und einem schlecht anlaufenden Wahlkampf gab es diesmal jedoch gute Nachrichten für den Präsidenten-Sohn und -Bruder. Denn im Vergleich zu vorherigen Auftritten gab Bush gegenüber Trump nicht nach, attackierte ihn scharf und versprühte erstmals so etwas wie Kampfgeist und den unbedingten Willen die republikanische Kandidatur gewinnen zu wollen.

Folgerichtig geht auch das Zitat des Abends an Bush (sieht man von Lindsey Grahams wiederholtem humoristischem Auftritt in der Vordebatte ab):

[Trump] ist ein Chaos-Kandidat und er würde auch ein Chaos-Präsident sein!

Nachdem Bush mit seinem Angriff gegen Marco Rubio wenige Wochen zuvor noch zu viel riskierte (und verlor), konnte der 62-jährige die lang ersehnten positiven Schlagzeilen produzieren. Ob es ihm zu einer Trendwende verhilft, scheint jedoch mehr als fraglich.

Ted Cruz schliesst – vorläufigen – Friedenspakt mit Trump

Ein ganz anderes Bild zeichnete sich zwischen Trump und Cruz. Wird der junge Senator aus Texas dem New Yorker in Umfragen immer gefährlicher, wurde im Vorfeld der Debatte mit Angriffen von Trump auf Cruz gerechnet.

Doch nichts dergleichen passierte. Dies lag wohl auch daran, dass sich Cruz, trotz einladender Fragen des CNN-Moderators Wolf Blitzer, nicht kritisch über „The Donald“ äußerte. Ebenso ist sich Trump bewusst, dass Angriffe auf seinen derzeit größten Konkurrenten kontraproduktiv sein könnten: Cruz‘ Beliebtheitswerte im wichtigen Vorwahlstaat Iowa sind einfach zu gut.

Und so beschränkte sich Ted Cruz auf einen Schlagabtausch mit dem anderen Emporkömmling aus der Riege der jungen Senatoren: Marco Rubio. Eine interessante Angelegenheit, kämpfen doch Cruz und Rubio um unterschiedliche Wählerschichten. Während Rubio sich zum Liebling des Establishments hochgearbeitet hat, vereint Cruz die extreme Rechte und Evangelikale.

Verlierer des Abends: Dr. Ben Carson

Nach der fünften republikanischen TV-Debatte dürfte der Status Quo in den Umfragen zunächst beibehalten werden. Eine Entwicklung, an der sich Dr. Ben Carson nicht erfreuen kann. Galt er noch vor kurzem als größter Konkurrent von Trump, ist ihm die thematische Neuausrichtung des Vorwahlkampfes auf Außen- und Sicherheitspolitik nicht gut bekommen.

Seine sinkenden Umfragewerte kommen zur Unzeit, beginnen die Vorwahlen doch schon am 01. Februar. Zwar hat sich Dr. Carson zweifelsohne Mühe gegeben, sich in die US-Außenpolitik einzulesen. Von seinem Debattenauftritt wird jedoch nur sein Eingangsstatement in Erinnerung bleiben:

Ich bitte einen Moment um Ruhe…

Spielt bei diesem, freilich abgekürzten, Satz doch eine gewisse Ironie mit. War es doch gerade die scheinbare innere Ruhe, die Dr. Carson ausstrahlte und ihm einen Zauber im bisherigen Vorwahlkampf mitgab. Doch die Ruhe ist zur Stille geworden, zu wenig aussagekräftigen außenpolitischen Statements.

Zu wenig im Spiel um Anerkennung, um Beliebtheit. Zu wenig in der Spielerstadt Sin City. Nach Las Vegas ist vor Carsons „Hangover“…


VIDEO-Highlights

DIE BESTEN ZITATE DES DEBATTENABENDS

Islam is different. Islam is not just a religion, it is also a political governing structure (Rick Santorum in der Vordebatte)

At least 3,500 American Muslims serving in the armed forces: Thank you for your service. You are not the enemy. Your religion is not the enemy … Leave the faith alone — go after the radicals who want to kill us all. (Lindsey Graham in der Vordebatte)

Ted, getting in bed with Iran and Russia to save Assad is inconceivable. Princess Buttercup would not like this. (Graham über Cruz)

Sequestration is Latin for doing really dumb things! (Graham)

To all of our Muslim friends throughout the world like the king of Jordan and the president of Egypt, I am sorry. He does not represent us. (Graham über Trump)

ISIL would be dancing in the streets–they just don’t believe in dancing. (Graham über Trumps Idee Muslimen ein Einreiseverbot zu erteilen)

I’m not afraid of a guy running around on a horse without a shirt. (Graham über Putin)

Donald, you’re not going to be able to insult your way to the presidency. (Jeb Bush zu Donald Trump)

He’s a chaos candidate, and he’d be a chaos president. (Bush über Trump)

I’m at 42 and you’re at three, so so far I’m doing better. (Trumps Erwiderung)

He has a wonderful temperament. He’s just fine, don’t worry about him. (Trump über Cruz)


REDEZEITEN DER KANDIDATEN IN DER HAUPTDEBATTE (IN MIN.)

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alle Angaben ohne Gewähr


KANDIDATENBEURTEILUNG HAUPTDEBATTE

Jeb Bush: Hatte seine bislang stärkste Debatte

Dr. Ben Carson
: Der Fokus auf außenpolitische Themen hat Dr. Carson entzaubert, die Debatte brachte für ihn keine Wende

Chris
Christie: Starker Auftritt; sprach des Öfteren die Fernsehzuschauer direkt an; setzte sich von den Senatoren klar ab

Ted Cruz: Rhetorisch gewohnt guter Auftritt

Carly Fiorina: Durchschnittlich

John Kasich
: Konnte sich abermals von seinen Mitkonkurrenten nicht absetzen

Rand Paul
: Einer der Gewinner des Abends; angriffsfreudig

Marco Rubio
: Rhetorisch gewohnt guter Auftritt

Donald Trump
: Bleibt seiner Linie treu, sich bei Debatten für seine Verhältnisse zurückzunehmen und dennoch sein Wählerklientel anzusprechen


DIE BILDER DES ABENDS – BEREITGESTELLT VON CNN INTERNATIONAL
Donald Trump and Ted Cruz shake hands after the CNN Republican debate at the Venetian Hotel in Las Vegas, Nevada.

Donald Trump und Ted Cruz

The Venetian Hotel in Las Vegas, site of the CNN Republican Debate.

Proteste gegen Donald Trump vor dem Venetian Hotel in Las Vegas

The candidates for the first debate, Governor George Pataki, Mike Huckabee, Rick Santorum and Lindsey Graham take the stage for the CNN Republican Debate in Las Vegas, Nevada at the Venetian Theater in the Venetian Hotel.

Die Vordebatte

The candidates for the first debate, Governor George Pataki, Mike Huckabee, Rick Santorum and Lindsey Graham take the stage for the CNN Republican Debate in Las Vegas, Nevada at the Venetian Theater in the Venetian Hotel.

Lindsey Graham dominierte einmal mehr die Vordebatte

Mike Huckabee and Rick Santorum on stage at the CNN Republican Debate in Las Vegas, Nevada at the Venetian Theater in the Venetian Hotel.

Mike Huckabee und Rick Santorum – vereint in niedrige Umfragewerte


Bild-Credit: © 2015 CABLE NEWS NETWORK. A TIME WARNER COMPANY. ALL RIGHTS RESERVED.

Donald Trump und die Verlierer der Moderne

Eigener Aussage zufolge könnte er sich sehr wohl um politische Korrektheit bemühen. Nur hat er dafür keine Zeit, wie Donald J. Trump in einem Interview mit dem TIME Magazine, von dem er erst mit dem dritten Rang bei der Wahl zur Person des Jahres ausgezeichnet wurde, tönte.

Trumps Geschichte ist ein Leben auf der Überholspur. Immobilien-Mogul. Reality-TV-Star. Bestsellerautor. Multi-Milliardär. Eigentlich hat Trump mehr erreicht, als sich jeder Erdenbewohner träumen lassen könnte. Doch mit seinen 69 Jahren hat ihn noch einmal das Jagdfieber gepackt. Es ist die Gier nach Aufmerksamkeit. Nach Macht. Trump will Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika werden.

Von der Witzfigur zum Schrecken des Establishments

Zunächst belächelt, diktiert Trump seit Monaten den Vorwahlkampf. Er beleidigt Mexikaner („Sie sind Vergewaltiger!“), beleidigt Frauen (Trump über die Moderatorin Megyn Kelly: „Da tropfte Blut aus ihren Augen, Blut aus ihrer Wo-auch-immer.“) und äfft behinderte Journalisten nach. Im Kampf um Aufmerksamkeit kennt Trump weder Freund noch Feind.

Wären diese Ausfälle nicht schon genug, setzt Trump mit seinen politischen Ideen noch einen oben drauf. Das anfängliche Fordern eines Mauerbaus an der 3.133 km langen Grenze zu Mexiko war ja noch einigermaßen amüsant. Was auch daran lag, dass Trumps Kandidatur wie erwähnt im Sommer 2015 noch wenig ernst genommen wurde.

Doch dies hat sich geändert, führt der Immobilien-Mogul doch schon seit vier Monaten die Umfragen zur republikanischen Vorwahl an. Trumps Aussagen haben an Beachtung gewonnen.

Republikaner in Trumps Zangengriff

Das republikanische Establishment zeigt sich sichtlich nervös. Das an Quantität und Qualität eigentlich hochwertige Bewerberfeld der Republikaner steht im Schatten Trumps. Keine guten Vorzeichen für die general election gegen die demokratische Mitbewerberin, die aller Voraussicht nach Hillary Clinton heißen wird.

Mit der Forderung, allen Muslimen ein Einreiseverbot zu erteilen, hat Trump auch seine letzten Freunde in der Grand Old Party verloren. Kritik von seinen Mitbewerbern und der Parteiführung kam prompt und unmissverständlich. Vom weltweiten medialen Sturm der Entrüstung ganz zu schweigen.

Parteibasis steht hinter Trump

Doch wer denkt, dass es Trump nun, endlich, wirklich zu weit getrieben hat, fühlt sich nach der neuesten repräsentativen Umfrage von Bloomberg Politics/Purple Strategies PulsePoll eines besseren belehrt.

Denn 65 Prozent aller republikanischen Anhänger unterstützen Trumps Idee des Einreiseverbots für Muslime! Auf die Gesamtbevölkerung betrachtet sympathisieren immerhin noch 37 Prozent mit dem Vorschlag, 50 Prozent lehnen ihn ab. Selbst die 18 Prozent der demokratischen Anhänger erscheinen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und politischen Spaltung in ein blaues (Demokraten) und rotes (Republikaner) Amerikaner als hoch.

Doch warum stimmen vergleichsweise so dermaßen viele Amerikaner den fundamentalen Aussagen Trumps zu? Die Antwort liegt tiefgründiger, als die berechtigte, aber doch zumeist oberflächliche Kritik an Trump vermuten lassen würde.

Die Ängste der Bevölkerung sind Trumps Stärke

Seit Jahrzehnten entfernen sich die beiden großen Lager, liberal versus konservativ, voneinander. Gesellschaft und Politik unterscheiden sich hiervon wenig, wenngleich die Polarisierung in Washington D.C. noch ausgeprägter ist.

Eine Entwicklung, die zu steigender Radikalisierung, links wie rechts, beiträgt. Aktuell kanalisiert Trump den Unmut von rechts. Eine Begebenheit, die schon seit acht Jahren an Intensivität zugenommen hat.

Denn einst führte die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise zur (Wieder-) Belebung der extremen Rechten. Hieraus erfolgte durch die Wahl von Anhängern der Tea-Party in den Jahren 2010 und 2012 ein weiterer Polarisierungsschub im US-Kongress. Die Präsidentschaftskandidaten Ted CruzMarco Rubio und Rand Paul schwammen beispielsweise auf dieser Erfolgswelle gen Senat.

Gesellschaftlicher Wandel lässt Teil der Bevölkerung zurück

In der Ära Obama schritt zudem der gesellschaftliche Wandel rasant voran. Zum ersten Mal hat es ein Afro-Amerikaner in das Weiße Haus geschafft. Leider für einige Amerikaner immer noch ein Unding. Schon 2008 kanalisierte Trump diesen Unmut, indem er Obamas US-amerikanische Staatsbürgerschaft und damit rechtmäßige Präsidentschaft anzweifelte.

Das Urteil des Supreme Courts, die Eheschließung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in allen 50 Bundesstaaten zu erlauben, erfuhr keine Legitimation durch den Souverän. 40 Prozent der Amerikaner lehnen weiterhin die Gleichstellung zwischen hetero- und homosexuellen Ehen ab. Ein Großteil der Bevölkerung im US-Kernland wurde somit übergangen. Insbesondere weiße, religiöse Personen fühlten und fühlen sich von diesem „progressivem Fortschritt“ überfahren.

Dass Obama das Weiße Haus am Tag der Gerichtsentscheidung in Regenbogenfarben der LGBT-Bewegung beleuchten ließ, legte zudem mangelndes Taktgefühl an den Tag. Der US-Präsident sollte das Land einen, nicht noch mehr teilen. Obama ging in den vergangenen Jahren überwiegend auf Minderheiten ein, den restlichen, konservativeren Teil der Bevölkerung hat er bei seinem Modernisierungskurs jedoch vergessen.

Demographie, Islam und fehlendes Politikervertrauen

Zudem haben bestehende Ängste in der US-amerikanischen Bevölkerung nach den Anschlägen von Paris und San Bernardino weitere Nahrung bekommen. Trump hat zwar keine Lösungen für die Bewältigung der Herausforderungen, spricht aber deutlich die Gefühlslage einiger Menschen an.

Es sind Veränderungen, die Ängste auslösen. Zumal die jetzige weiße Mehrheit bald zur demographischen Minderheit mutieren wird. Wäre dies alles nicht schon genug, entfremden sich die Volksvertreter zunehmend von der Bevölkerung. Lediglich 11 Prozent der Amerikaner sind mit der Arbeit ihrer Parlamentarier zufrieden.

Trump stoppen heißt das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen

Ein Wert, der politischen Neulingen wie Trump in die Karten spielt. Er agiert ohne Rücksicht auf politische Korrektheiten – und wird dafür von seinen Anhängern gefeiert. Die aus Politik, Medien und Prominenz geäußerte Kritik an Trump bewirkten bisher das Gegenteil, stärkten den New Yorker sogar noch. Alleine den Immobilien-Mogul zu verteufeln greift zu kurz.

Es ist das Gebot der Stunde tiefgehende, intelligente Kritik an Trump zu äußern. Viele Akteure hoffen Trump zum politischen Schweigen zu bringen. Doch die Ängste einiger Menschen werden bestehen bleiben.

Ein Demagoge kann nur smart gestoppt werden, indem diesem die Wurzeln des Erfolgs gekappt werden: die Bevölkerungszustimmung. Hierzu müssen die Sorgen der Menschen erkannt werden, Amerikaner bei politischen Entscheidungen mitgenommen werden.

Es werden insbesondere die Herausforderungen des nächsten Amtsinhabers in 1600 Pennsylvania Avenue sein. Ansonsten droht der Graben in den Polarisierenden Staaten von Amerika noch tiefer zu werden. Nicht auszudenken, wer dann in Trumps Fußstapfen treten könnte.


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Paris polarisiert Präsidentschaftswahlkampf II

Im ersten Teil der #Blog1600Penn-Serie zu den Reaktionen auf den Terroranschlag von Paris im US-Präsidentschaftswahlkampf wurden die sicherheitspolitischen Pläne von Hillary Clinton beleuchtet (Paris polarisiert Präsidentschaftswahlkampf I). Nachdem im zweiten Teil die Sichtweise der Bevölkerung dargestellt wurde, wird nun ein Blick auf ausgewählte Republikaner geworfen.

Der sicherheitspolitische Kurs wird bei Republikanern heftig diskutiert. Insbesondere zwischen den drei jungen Senatoren – und Präsidentschaftskandidaten – Marco Rubio, Ted Cruz und Rand Paul ist ein Streit um den richtigen Umgang mit dem Islamischen Staat entbrannt. Die Kernpositionen der drei Kandidaten lest ihr hier:

MARCO RUBIO – DER REPUBLIKANISCHE FALKE

Der Kampf gegen „radikalen islamischen Terrorismus“ ist für Marco Rubio der Krieg „unserer Zeit“. Mit anderen Worten ausgedrückt befindet sich die westliche Hemisphäre, frei nach Samuel Huntington, in einem „Kampf der Kulturen“. Folglich sieht Rubio den Islamischen Staat auch als eine direkte Bedrohung für die USA an.

Um den IS zu „vernichten“ spricht sich Rubio für Bodentruppen, die vorwiegend aus kurdischen und sunnitischen Verbündeten bestehen sollen, unter Führung der Vereinigten Staaten aus. Ebenso sollen die USA vermehrt militärisches Material, Spezialkräfte vor Ort, Geheimdienstarbeit etc. zur Verfügung stellen.

Eine verbesserte militärische Ausstattung syrischer Rebellen soll zudem zum Sturz von Assad in Damaskus führen. Die Einrichtung einer  Flugverbotszone in Syrien soll diesen Machtwechsel beschleunigen und Zivilisten vor Assads Luftwaffe schützen.

Des Weiteren ist Rubio gegen die Aufnahme von syrischen Flüchtlingen in den USA.

TED CRUZ – DER evangelikale dritte Weg

Ted Cruz beschreibt seine sicherheitspolitischen Ansichten selbst als „dritten Weg“ zwischen den nicht-interventionistischen Ansichten eines Rand Paul und dem pro-interventionistischem Weg von Marco Rubio.

Cruz sieht den islamistischen Terrorismus durch „militärische Abenteuer“ im Nahen und Mittleren Osten mitbegründet. Die Intervention in Libyen war beispielsweise, so Cruz, wenig „hilfreich im Kampf gegen den Terror“. Vielmehr haben vergangene Interventionen die USA geschwächt. Auch sieht Cruz wenig Sinn darin andere Gesellschaften demokratisieren zu wollen. Aus diesen Fehlern, so Cruz, sollten die USA ihre Konsequenzen ziehen.

Dementsprechend sollte vor einem US-Militäreinsatz zunächst die Frage gestellt werden, ob auch wirklich die Sicherheit der Vereinigten Staaten bedroht sei. Für ein Eingreifen beziehungsweise den Einsatz amerikanischer Bodentruppen im „syrischen Bürgerkrieg“ sieht Cruz keine Begründung. Zu einer Koalition mit anderen Ländern meint Cruz: „Der Feind meines Feindes ist nicht notwendigerweise mein Freund.“

In Kurden sieht Cruz jedoch Verbündete, die vermehrt ausgestattet und unter gegebenen Umständen mit US-Luftstreitkräften unterstützt werden sollten.

Flüchtlinge will Cruz in den USA nur aufnehmen, wenn diese Christen sind.

RAND PAUL – DER LIBERTÄRE

In der sicherheitspolitischen Debatte steht Rand Paul in der Tradition seines Vaters Ron. Paul vertritt eine sogenannte „Nichteinmischungspolitik“ und setzt sich damit von seinen Mitkonkurrenten deutlich ab.

Hat Paul schon die Militärintervention im Irak für falsch angesehen, bleibt er seiner Linie auch jetzt treu und spricht sich gegen einen „weiteren Krieg“ aus, da seiner Meinung nach schon die jetzigen Luftschläge verfassungswidrig ausgeübt werden. Zudem sei eine weitere Militärintervention nicht finanzierbar.

Vielmehr sollten regionale Truppen den IS bekämpfen. Eine Ausstattung von syrischen Rebellen sieht Paul jedoch als Fehler an, wie schon die Vergangenheit (Afghanistan) gezeigt hat. Einen Regimewechsel in Damaskus lehnt Paul ab – die USA sollten sich weniger in die inneren Angelegenheiten anderer Länder einmischen.

Wenig überraschend spricht sich Paul folglich auch gegen die Einrichtung einer Flugverbotszone in Syrien aus – lediglich die demokratischen Bewerber Sanders und O’Malley teilen diese Auffassung. Die Folgen einer solchen Flugverbotszone könnten zu ungeahnten Konfrontationen mit Russland führen.

Der Aufnahme von syrischen Flüchtlingen in den Vereinigten Staaten steht Paul pessimistisch gegenüber.


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