Thanksgiving ist das größte Familienfest in den Vereinigten Staaten von Amerika. Ein Tag, der gut vorbereitet sein möchte, so dass viele US-Amerikaner schon die Tage zuvor Urlaub nehmen. Ein Donnerstag, an dem sich in der Regel ein weiterer freier Arbeitstag anschließt – schließlich sollen am Black Friday günstige Weihnachtsgeschenke erworben werden.
Präsident Joe Biden nimmt dabei keine Ausnahme ein. Am Montag vor dem Feiertag begnadigte er, wie alle US-Präsidenten seit George H.W. Bush im Jahr 1989, zwei Truthähne und erklärte Thanksgiving offiziell zum Feiertag. Danach begab er sich auf Nantucket, MA. Auf der Insel im Atlantischen Ozean verbringt Präsident Biden schon seit Jahrzehnten den Feiertag gemeinsam mit seiner Familie. Am Black Friday schließt sich traditionell ein Einkauf von Weihnachtsgeschenken an.
Die gemeinsame Zeit mit der Familie nutzen Politiker auch um über ihre politische Karriere nachzudenken. Kongressabgeordnete entscheiden oftmals in diesen Tagen, ob eine weitere Amtszeit angestrebt werden sollte. Präsident Biden machte indes schon Ende April diesen Jahres seine Wiederwahlambitionen publik. Und dennoch dürfte sich Präsident Biden an diesen freien Tagen rund um Thanksgiving einige Fragen über seine weitere politische Karriere gestellt haben.
Die Fragen nach Bidens Alter
Zu Beginn der Thanksgiving-Woche feierte Präsident Biden seinen 81. Geburtstag. Wobei von „feiern“ kaum die Rede sein konnte, wurde das Wiegenfest des US-Präsidenten von Seiten des Weißen Hauses so gut wie möglich medial klein gehalten. Wenig verwunderlich, sehen laut einer repräsentativen Umfrage der Monmouth University 76% der Wähler Präsident Biden zu alt für eine zweite Amtszeit. 80% der 18 bis 34-jährigen US-Amerikaner, eine für die Demokratische Partei bedeutende Wählergruppe, teilen laut CNN/SSRS diese Meinung.
Des Weiteren ist nur ein Viertel der Wählerschaft der Meinung, dass Biden das nötige Durchhaltevermögen mitbringt, um effektiv als Präsident dem Land zu dienen. Infolgedessen wird Präsident Biden und sein Team eine smarte Strategie ausarbeiten müssen, um das Manko des Alters weitestgehend aus dem kommenden Präsidentschaftswahlkampf zu verbergen.
Da ein Präsident jedoch unter ständiger Beobachtung steht und möglichst häufig mit Medien interagieren sollte, kommt dem Weißen Haus vor dem Hintergrund der sich vermehrenden ausbaufähigen öffentlichen Auftritte des Präsidenten die Quadratur des Kreises entgegen. Zuletzt verwechselte Präsident Biden die derzeit weltweit erfolgreichste Sängerin Taylor Swift mit Britney Spears (siehe untenstehendes Video)…
Die Fragen nach der wirtschaftlichen Entwicklung
Folglich gilt es für Präsident Biden mit expliziten politischen Entscheidungen und daraus resultierenden positiven Ergebnissen zu punkten. Die wirtschaftspolitische Bilanz des Präsidenten liest sich diesbezüglich positiv: 14 Millionen Arbeitsplätze wurden bislang in Bidens Amtszeit geschaffen, die Arbeitslosenquote liegt konstant unter 4% und die Inflationsrate konnte vom höchsten Stand seit den 1980er Jahren signifikant auf nunmehr 3,2% gesenkt werden.
Und dennoch sind laut einer repräsentativen Umfrage von NBC News, die von anderen Instituten bestätigt wird, 59% der registrierten Wähler mit der Wirtschaftspolitik von Präsident Biden unzufrieden. Kommuniziert die Biden-Administration ihre Erfolge nicht gut genug? Oder machen sich oben genannte ökonomische Daten bei der Bevölkerung nicht so positiv bemerkbar wie es auf den ersten Blick den Anschein haben mag? Um seine Wiederwahlchancen zu erhöhen, gilt es für Präsident Biden diese Fragen schnellstmöglich zu beantworten. Denn schon Bill Clinton wusste: It’s the economy, stupid („Es ist die Wirtschaft, Dummkopf“).
Die Fragen nach der Nahostpolitik
Wahlkampftechnisch gesehen kam der Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel für Präsident Biden zur Unzeit. Zwar setzt sich Biden seit jeher für das Existenzrecht Israels sowie glaubwürdig gegen Antisemitismus ein. Mit seinen Kindern und Enkelkindern besuchte Biden beispielsweise die Konzentrationslager Dachau und Auschwitz, um den Nachwuchs frühzeitig für dieses dunkle Kapitel in der Geschichte der Menschheit zu sensibilisieren.
Vor diesen Hintergründen war es keine Überraschung, dass sich Präsident Biden nach dem Terrorangriff mit sehr deutlichen Worten solidarisch mit Israel zeigte. Doch insbesondere bei jungen, liberalen US-Amerikanern kam dies nicht gut an, ist diese Kohorte heutzutage mehrheitlich kritisch gegenüber Israel und positiv gegenüber den Anliegen der Palästinenser eingestellt.
Infolgedessen sind laut einer Erhebung von NBC News 70% der jungen Wähler unzufrieden mit der Nahostpolitik von Präsident Biden, der zudem seit Anfang Oktober 15 Prozentpunkte an Zustimmung bei dieser Wählergruppe einbüßen musste. Das Weiße Haus reagierte auf diese Daten, betont seitdem verstärkt die humanitären Aspekte im Gazastreifen und übte hinter den Kulissen Druck auf die israelische Regierung bezüglich eine aus sicherheitspolitischen Aspekten fragwürdige temporäre Feuerpause ein. Doch ob Präsident Biden damit den Mittelweg zwischen der Einstellung junger pro-palästinensischer Wähler und älteren, jüdischen Demokraten gefunden hat?
Die Fragen nach der Präsidentschaftswahl 2024
Bidens voranschreitendes Alter, die wirtschaftliche Entwicklung in den USA sowie die Lage im Nahen Osten dürften den 46. US-Präsidenten und dessen Familie während Thanksgiving Kopfzerbrechen bereitet haben. Themen, auf die Präsident Biden Antworten finden muss, um seine Ausgangslage zur US-Präsidentschaftswahl aus eigener Kraft zu verbessern. Schafft er dies nicht, könnte Biden am Familienfest Thanksgiving bald weniger von existenziellen Fragen für die USA, die Welt und für die eigene Karriere geplagt werden.
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