Der Super Tuesday erklärt

Super Tuesday. Der Höhepunkt der Vorwahlen. An keinem anderen Termin finden in so vielen Bundesstaaten innerparteiliche Wahlen wie an diesem Tag statt. Einige Kandidaten werden ihre realistischen Hoffnungen auf das Weiße Haus schon an diesem Tag aufgeben müssen. Andere Politiker wiederum können von der Nominierung träumen. „1600 Pennsylvania“ erklärt euch den Super Dienstag (der Beitrag konzentriert sich auf die demokratische Vorwahl, da Präsident Trump keinen innerparteilichen Konkurrenten zu fürchten hat).

Die Ausgangslage

Nach den ersten vier Vorwahlen führt Senator Bernie Sanders das Kandidatenfeld an. Der demokratische Sozialist konnte die Vorwahlen in New Hampshire und Nevada für sich entscheiden. 60 Delegiertenstimmen weiß Sanders auf seiner Seite. Auf Rang zwei folgt Joe Biden mit 54 Delegierten, gefolgt von Pete Buttigieg (26), Senatorin Elizabeth Warren (8) und Senatorin Amy Klobuchar (7). Der Delegiertenzähler (klick hier).

Der deutliche Vorwahlsieg in South Carolina tat Bidens Kampagne zwar gut. Bidens Argument, dass ein Präsidentschaftskandidat Sanders selbst zu innerparteilichen Kontroversen führen würde und er die einzige moderate Alternative ist, wurde somit neues Leben eingehaucht. Um aus dem Sieg in South Carolina jedoch signifikant höheres Kapital zu schlagen kommen die Vorwahlen am Dienstag zu früh. Beispielsweise kann durch zusätzliche Spendeneinnahmen die Organisation vor Ort kurzfristig nicht weiter ausgebaut werden.

Der Gewinner der ersten Vorwahl in Iowa, Pete Buttigieg, konnte sein Wählerklientel (weiße US-Amerikaner) nicht ausbauen. Dies hat auch damit zu tun, dass seine Homosexualität bei Minderheiten oftmals negativ angesehen wird. Infolgedessen hat Buttigieg seine Kandidatur am 01. März 2020 beendet. In den ersten beiden Vorwahlen waren noch weiße US-Amerikaner wahlentscheidend.

Als Favorit auf die meisten Delegiertenstimmen am Super Tuesday gilt der selbst ernannte demokratische Sozialist Bernie Sanders. Die Kampagne des Senators aus Vermont ist finanziell bestens ausgestattet und verfügt über eine gute Organisationsstruktur vor Ort.
Alle Präsidentschaftskandidaten in der Übersicht (klick hier).

Update 02. März 2020: Auch Senatorin Amy Klobuchar hat ihre Kandidatur beendet. Klobuchar unterstützt ebenso wie Buttigieg und Beto O’Rourke die Kampagne von Joe Biden. Sicherlich gute Nachrichten für den ehemaligen Vizepräsidenten. Da die Stimmabgabe für den Super Tuesday jedoch schon seit Tagen möglich ist, dürften diese Unterstützungen noch nicht ihre gesamte Wirkung zeigen.

Vorwahlen am Super Tuesday

Am Super Tuesday finden gleich in 14 Bundesstaaten Vorwahlen statt. Ebenso wird in American Samoa gewählt. Insgesamt werden ein Drittel aller Delegiertenstimmen an diesem Tage vergeben. Zum Vergleich: Bei den vier Vorwahlen im Februar wurden lediglich 3,9 Prozent aller Delegierten verteilt.

Kalifornien vergibt mit 415 Stimmen die meisten Delegierten. In Texas werden immerhin noch 228 und in North Carolina 110 Delegiertenstimmen verteilt. Über die geringste Anzahl an Delegierten entscheiden die Bürger in American Samoa (6 Delegierte).

In absoluten Zahlen werden bei den demokratischen Vorwahlen am Super Tuesday insgesamt 1.357 Delegierte verteilt. 1.991 Delegierte sind für eine Mehrheit am Nominierungsparteitag notwendig. Delegierte werden nur auf die Kandidaten verteilt, die mindestens 15 Prozent bei einer Vorwahl beziehungsweise in einem Wahldistrikt erreicht haben.

Karte: Anzahl der Delegierten für die demokratischen Vorwahlen pro Bundesstaat.
Die Staaten, in denen am Super Tuesday gewählt wird, sind blau eingefärbt.

Bloomberg greift in die Vorwahlen ein

Erstmals wird am Super Tuesday der ehemalige New Yorker Bürgermeister, einstige Republikaner und Multi-Milliardär Michael „Mike“ Bloomberg auf den Wahlzetteln zu finden sein. Bloomberg hat bislang mehr als eine halbe Milliarde Dollar in seinen noch vergleichsweise kurzen Wahlkampf investiert. Mike Bloomberg will sich als moderate Alternative zu dem linken Senator Bernie Sanders präsentieren: „Wir brauchen keine Revolution! Wir wollen Evolution! Wir brauchen einen Kandidaten, der dies liefern kann!“

Am Super Tuesday fokussiert sich Bloomberg auf die Staaten Arkansas (31 Delegierte), North Carolina (110), Texas (228) und Kalifornien (415). Neben massiver Wahlwerbung in TV und Sozialen Medien hat er auch zahlreiche Mitarbeitende vor Ort angestellt. Die Mitarbeitenden werden garantiert bis Dezember bezahlt sowie Appartements in New York City zur Verfügung gestellt. In wie weit sich seine guten Umfragewerte in reale Ergebnisse widerspiegeln, ist abzuwarten. Tom Steyer, der eine ähnliche Strategie fuhr, scheiterte.

Die Umfragen

Repräsentative Umfragen sind zum Super Tuesday mit Vorsicht zu genießen. Dies liegt einerseits daran, dass erst vor wenigen Tagen die letzte Vorwahl in South Carolina stattfand und sich hierdurch ein neues Momentum aufbauen kann. Andererseits gibt es für einige Staaten nicht genügend Umfragematerial.

In Kalifornien liegt gegenwärtig Sanders mit durchschnittlich 34 Prozent deutlich vor Warren mit 17 Prozent. Biden (13 Prozent) und Bloomberg (10 Prozent) liegen dahinter und müssten um Delegiertenstimmen aus dem Golden State bangen.

Sanders führt ebenso die Umfragen in Texas an (30 Prozent). Biden (21 Prozent) und Bloomberg (18 Prozent) folgen auf den Plätzen. In North Carolina liegt Biden (26 Prozent) vor Sanders (23 Prozent) und Bloomberg (16 Prozent.)

Könnte Sanders am Super Tuesday einen Vorsprung von 300 Delegiertenstimmen herausarbeiten, wäre dies nahezu eine Vorentscheidung im Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur. Würde Biden jedoch einen Rückstand von nur 60 bis 150 Delegierten haben, hat der ehemalige Vizepräsident gute Chancen auf die Nominierung.

Erste Ergebnisse

Vermont wird als erster Bundesstaat um 1 Uhr MEZ seine Wahllokale schließen. Erste Ergebnisse werden kurz darauf veröffentlicht. Den Super Tuesday beenden wird Kalifornien. Im Golden State ist die Stimmabgabe bis 5 Uhr MEZ möglich. Die finale Vergabe aller Delegiertenstimmen wird einige Zeit, womöglich Tage, in Anspruch nehmen. Alle offiziellen Ergebnisse werden auf dieser Seite veröffentlicht (klick hier).

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Gesucht: Bidens Wählerschaft

Gute Nachricht für Joe Biden: Er nimmt immer noch an den demokratischen Vorwahlen teil. Seine vorherigen beiden Teilnahmen verliefen nämlich wenig erfolgversprechend. Im Jahr 1988 scheiterte Bidens erster Anlauf auf das Weiße Haus bereits nach wenigen Wochen. Auf Grund von Plagiatsvorwürfen zog er seine Kandidatur zurück bevor es zu ersten Abstimmungen kam.

Zwanzig Jahre später erreichte Biden immerhin den ersten caucus in Iowa. Mit knapp einem Prozent der Wählerstimmen sah er jedoch keinen realistischen Weg zur Nominierung und beendete seine Teilnahme an den demokratischen Vorwahlen. Barack Obama gewann die Vorwahlen und später die Präsidentschaftswahl 2008 – an seiner Seite als Vizepräsidentschaftskandidat: Joe Biden.

In den acht Jahren als Vizepräsident unter Obama erarbeitete sich Biden in den USA wie weltweit großen Respekt. Dieser Hintergrund sorgt zugleich zur gegenwärtig schlechten Nachricht für den Demokraten aus Delaware: Trotz seines Status als ehemaliger zweiter Mann im Staat hat Biden nach drei Vorwahlen seine Favoritenrolle auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur an Senator Bernie Sanders abgeben müssen.

Dabei sah es im vergangenen Jahr noch vielversprechend für Joe Biden aus. Seit Bekanntgabe seiner Kandidatur im April 2019 lag der mittlerweile 77-jährige Demokrat in nationalen Umfragen teils deutlich in Führung. Diese Tatsache war jedoch aus zwei Gründen irreführend.

Einerseits handelt es sich bei Umfragen, die lange Zeit vor einer Wahl erhoben werden, um einen verzerrten Stimmungstest. Verzerrt, da die Wählerschaft sich oftmals lediglich für den Kandidaten ausspricht, der ihm/ihr am Bekanntesten erscheint. Wer kannte vor einem Jahr beispielsweise den ehemaligen Bürgermeister von South Bend, Indiana, Pete Buttigieg? Ein Kandidat, der mittlerweile im gleichen politischen Wählerspektrum wie Biden fischt.

Andererseits sagen zwar nationale Umfragen etwas über die Stimmung im gesamten Land aus. Bei den Vorwahlen geht es jedoch, ähnlich wie bei der US-Präsidentschaftswahl, um Sieg oder Niederlage in einzelnen Bundesstaaten. Da sich zwischen den einzelnen Staaten die Wählerstruktur teils signifikant unterscheiden kann, leiten nationale Stimmungserhebungen oftmals fehl.

Bidens treueste Unterstützergruppe sind Afroamerikaner. In den ersten beiden Vorwahlstaaten Iowa und New Hampshire spielte diese Wählergruppe jedoch keine entscheidende Rolle. Weiße US-Amerikaner machen in diesen Staaten den Großteil der Wählerschaft aus. Folgerichtig ging es für Biden zu Beginn der Vorwahlen nur um Schadensbegrenzung. Mit Platzierungen vier und fünf ist ihm selbst dies freilich nicht gelungen.

Dass beispielsweise „Zeit Online“ oder die „Tagesschau“ bereits in New Hampshire die „letzte Chance“ für Joe Biden sahen, deutet auf Unwissenheit in den Redaktionen über US-Politik hin.

Die dritte Vorwahl in Nevada konnte Joe Biden mit einem zweiten Platz schon erfolgreicher gestalten. Erstmals trafen die Präsidentschaftskandidaten auf eine gemischte Wählerschaft. Hispanics und Afroamerikaner gehören in Nevada zu wahlentscheidenden Gruppen.

Dass Biden dennoch einen so hohen Rückstand auf den Sieger des caucus, Bernie Sanders, aufwies, dürfte nicht zuletzt am sogenanntem Momentum gelegen haben. Während Sanders nach erfolgreichen ersten Vorwahlen mit Rückenwind nach Nevada reiste, musste sich Biden mit negativen Schlagzeilen und einer Kampagne im Krisenmodus auseinandersetzen.

Der Wahlkalender spielt somit auch eine bedeutende Rolle für den Ausgang der Vorwahlen. Für Joe Biden bedeutet dies, dass South Carolina eine Wahl mit vorentscheidendem Charakter für seine Kampagne darstellt. Im Palmenstaat sind erstmals Afroamerikaner die einzig relevante Wählergruppierung. Gewinnt Joe Biden auch diesen Staat nicht, dann dürfte auch sein dritter Anlauf auf das Weiße Haus mit einer für ihn schlechten Nachricht enden.

Update 01.03.2020: Joe Biden konnte die Vorwahl in South Carolina deutlich für sich entscheiden. 61 Prozent der Afroamerikaner votierten für den ehemaligen Vizepräsidenten, lediglich 16 Prozent für Bernie Sanders. Insgesamt erhielt Biden knapp die Hälfte aller Stimmen. Das Ergebnis (klick hier).

 

Das Stimmungsbarometer 02/2020: Für US-Amerikaner wirft Ukraine-Affäre schlechtes Licht auf Joe Biden

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Die Vorwahlen erklärt

In Deutschland sucht die CDU einen Nachfolger für Annegret Kramp-Karrenbauer, die ihr Amt als Parteivorsitzende zur Verfügung stellen wird. Traditionell hat der Vorsitzende der CDU ebenso wie bei der Schwesterpartei CSU sowie bei der SPD das Erstrecht bei der Nominierung eines Spitzenkandidaten für die nächste Bundestagswahl.

Regierungschef wird in der Regel eben jener Spitzenkandidat der Partei, welche die größte Fraktion innerhalb der Regierungskoalition stellt. Da in einer parlamentarischen Demokratie wie in Deutschland die Bürger ein Parlament wählen, welches wiederum den Bundeskanzler bestimmt, ist folglich schon die Wahl eines Parteichefs von hoher Relevanz.

In den Vereinigten Staaten von Amerika nehmen die Vorsitzenden der beiden großen Parteien eine untergeordnete Rolle ein. Parteivorsitzende üben primär organisatorische Aufgaben aus. Die politische Agenda wird von den jeweiligen Präsidentschaftskandidaten beziehungsweise für eine der beiden Parteien vom amtierenden Präsidenten gesetzt.

Anders als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz ist in den USA der Weg zur Nummer Eins einer Partei ein langer und kostenaufwendiger Weg. Nachdem Präsident Trump noch eine weitere Amtszeit anstrebt und somit den de facto Parteichef der republikanischen Partei darstellt, sucht bei den diesjährigen Vorwahlen nur die demokratische Partei nach einem Präsidentschaftskandidaten.

Warum werden Vorwahlen abgehalten?

In den Vorwahlen wählen die beiden Parteien jeweils ihren Präsidentschaftskandidaten. Auch ein amtierender Präsident, der sich zur Wiederwahl stellt, muss zunächst im Rahmen innerparteilicher Vorwahlen nominiert werden.

Jeder Bundesstaat stimmt über die Kandidaten einzeln ab. Je nach Größe entsendet ein Bundesstaat mehr oder weniger Delegierte auf die jeweiligen Nominierungsveranstaltungen.

Wie wird eine Person Präsidentschaftskandidat einer Partei?

Die beiden Parteien nominieren auf ihren Parteitagen im Sommer ihre jeweiligen Präsidentschaftskandidaten. Nominiert wird, wer bei den Vorwahlen die meisten Delegiertenstimmen errungen hat. Bei der demokratischen Partei werden 1.991 Delegierte für eine Mehrheit benötigt, bei der republikanischen Partei 1.276 Delegierte.

Karte: Anzahl der Delegierten für die demokratischen Vorwahlen pro Bundesstaat.
Farbgruppierungen stellen Zeitraum dar, in der die Vorwahl abgehalten wird
(rot = Februar; blau = Super Tuesday; grün = März; lila = April; orange = Mai; gelb-grün = Juni)

Warum sind die frühen Vorwahlen so wichtig?

Bei den vier Vorwahlen im Februar (Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina werden nur 3,9 Prozent aller Delegiertenstimmen vergeben. Von enormer Bedeutung sind diese ersten Vorwahlen dennoch.

Ein gutes Abschneiden insbesondere bei den ersten beiden Vorwahlen bringt eine positive Medienresonanz sowie vermehrte Spendeneinnahmen mit sich. Solch ein Momentum kann einen Kandidaten durch die gesamten Vorwahlen tragen.

Andersherum tragen Ergebnisse, die unter den Erwartungen liegen, zu negativer Presse, sinkenden Spendeneinnahmen und folglich zu sinkenden Umfragewerten in nachfolgenden Vorwahlen bei. Kandidaten sehen auf Grund dieses Vertrauensverlustes oftmals keinen weiteren realistischen Weg zur Nominierung und ziehen sich von den Vorwahlen zurück.

Alle Vorwahltermine und -ergebnisse im Überblick (klick hier).

Warum hat der Super Tuesday einen so hohen Stellenwert?

Am Super Tuesday werden in so vielen Bundesstaaten gleichzeitig Vorwahlen abgehalten wie an keinem anderen Tag. In diesem Jahr geben am 03. März 14 Staaten ihr Votum ab. Bei den demokratischen Vorwahlen bedeutet dies, dass alleine an diesem Tag über ein Drittel aller Delegiertenstimmen entschieden wird.

Warum steigt Bloomberg erst
ab dem Super Tuesday in die Vorwahlen ein?

Da sich der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg sehr spät für eine Teilnahme bei den demokratischen Vorwahlen entschieden hat, konzentriert sich seine Kampagne auf die Staaten, die am Super Tuesday ihre Vorwahlen abhalten. Bei den Abstimmungen im Februar steht der Multi-Milliardär nicht auf den Wahlzetteln. Bloomberg will sich als moderate Alternative zu Senator Bernie Sanders respektive Senatorin Elizabeth Warren präsentieren.

Wie wird gewählt?

In den meisten Bundesstaaten wird eine primary abgehalten. Darunter wird im weitest gehenden Sinne eine herkömmliche geheime Abstimmung verstanden. Primaries können sich jedoch dadurch unterscheiden, wer wahlberechtigt ist.

Vor diesem Hintergrund wird zwischen geschlossenen (Teilnahme nur für Personen mit registrierter Parteipräferenz), halb-geschlossenen (Teilnahme für Parteimitglieder und Bürger ohne Parteimitgliedschaft), halb-offenen (jeder Bürger darf in einer der beiden primaries wählen) und offenen primaries (alle Wahlberechtigten dürfen an den Abstimmungen beider Parteien teilnehmen) unterschieden.

In manchen Bundesstaaten findet jedoch ein caucus statt. Darunter wird eine Versammlung von Mitgliedern und/oder Anhängern einer Partei verstanden. Die Wahl findet nicht im Geheimen und in mehreren Wahlgängen statt. Folgendes Video erklärt den caucus von Iowa (klick hier).

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); 270towin.com; eigene Grafiken

Iowa ruft zum ersten Showdown

Seit mehr als einem Jahr hielt der Vor-Vorwahlkampf zur US-Präsidentschaftswahl 2020 das politische Amerika in Atem. Kandidaturen wurden verkündet. Umfragen analysiert. Wahlkampfteams aufgebaut. An TV-Debatten teilgenommen – oder sich dafür auch nicht qualifiziert. Es wurde um Aufmerksamkeit gebuhlt. Spenden gesammelt. Träume vom Einzug in das Weiße Haus begraben.

Im zwei Jahre andauernden Präsidentschaftswahlkampf ist es schon ein Erfolg, bei der ersten Vorwahl überhaupt noch dabei zu sein. Von den einst 29 Kandidaten sind nur noch 11 Personen im Rennen um die demokratische Präsidentschaftskandidatur. Hiervon haben nicht einmal die Hälfte realistische Aussichten auf Erfolg.

Am Montag, 03. Februar 2020, muss sich das verbliebene Teilnehmerfeld erstmals dem Votum der Wählerschaft stellen. Die erste Vorwahl, die traditionell im ländlich geprägten Iowa stattfindet, ist seit jeher besonders. Zwar geht es lediglich um 41 von insgesamt 3.979 Delegiertenstimmen, die beim Parteitag im Sommer den Präsidentschaftskandidaten bestimmen werden.

Doch ein gutes Abschneiden verleiht einem Kandidaten das Momentum, welches bei den weiteren Vorwahlen von großer Hilfe sein kann. Der Überraschungssieger von 2008, Barack Obama, weiß davon zu berichten. Die Demokraten haben zudem letztmals 1992 einen Präsidentschaftskandidaten nominiert, der in Iowa nicht gewonnen hatte.

Eine weitere Besonderheit ist das Wahlsystem: In Iowa findet nicht, wie bei den meisten anderen Vorwahlen, eine Abstimmung nach gewohntem Bilde statt. Der Sieger im Hawkeye State wird nämlich in einem caucus und nicht wie üblich in einer primary bestimmt. Mit anderen Worten ausgedrückt: Es findet keine Wahl im bekannten Sinne statt, bei dem Bürger in die Wahllokale strömen und ihre Stimme im Geheimen abgeben.

In einem caucus versammeln sich Mitglieder und Anhänger einer Partei. Bei dieser Versammlung werden dann Vorträge und Debatten abgehalten. Am Ende wird in mehreren Runden über die Präsidentschaftskandidaten öffentlich abgestimmt indem sich die Bürger in Unterstützergruppen für ihren jeweiligen Favoriten aufteilen. In Iowa finden knapp 1.700 solcher Versammlungen statt. Somit findet in jedem Bezirk ein caucus statt.

Um als „brauchbarer“ Kandidat gehandelt zu werden, sprich um Delegierte von einem Bezirk zu bekommen, gibt es eine Hürde von 15 Prozent. In einem zweiten Wahlgang können die Unterstützer eines Kandidaten, der nicht die Prozenthürde überspringen konnte, ihre Stimme einem aussichtsreicheren Kandidaten übertragen (das untenstehende Video erklärt explizit das Wahlsystem ebenso wie dieser Artikel; klick hier).

Dementsprechend versuchten Kampagnen der Spitzenkandidaten auch schon Absprachen mit Kandidaten mit niedrigeren Umfragewerten zu treffen. Joe Biden und Bernie Sanders wollten beispielsweise einen Deal mit Amy Klobuchar eingehen – diese lehnte jedoch zunächst ab. Ein weiterer Unterschied zu einer primary ist die Tatsache, dass die Wahlbeteiligung bei einem caucus niedriger ist. Wahlentscheidend ist somit die Organisation einer Kampagne. Senator Sanders könnte davon auf Grund seiner Wahlteilnahme vor vier Jahren und von seinen zahlreichen ehrenamtlichen Helfern profitieren.

Die US-Präsidentschaftswahl geht mit der ersten Vorwahl in eine neue Phase über. Der Vor-Vorwahlkampf ist vorbei. Nun zählen reale Resultate. Die Abstimmung in Iowa mit seinem speziellen Wahlsystem verleiht dem Beginn der Vorwahlen einen besonderen Zauber. Lasst das Wählen beginnen!