Am 05.11.2024 unterlag sie bei der Präsidentschaftswahl Donald Trump. Am 20.01.2025 übernahm J.D. Vance ihre Amtsgeschäfte. Nach einer Zeit der Selbstreflexion, in der sie sich gegen eine Kandidatur für das Amt der Gouverneurin von Kalifornien entschied, meldet sich Kamala Harris nun zurück. Am 23.09.2025 erschien nämlich ihr neuestes Buch. In „107 Days“ arbeitet die Demokratin ihre Wahlniederlage auf und kritisiert dabei ihre Parteikollegen teilweise scharf. Das 320 Seiten starke und im Simon & Schuster Verlag erschienene Werk wird Harris zahlreiche Medienauftritte sowie Lesungen im ganzen Land bescheren.
Die zurückgewonnene und wohl nur zeitlich begrenzte Medienaufmerksamkeit für die erste Vizepräsidentin in der Geschichte der USA darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Demokratische Partei im Jahr 2025 ohne Führung dasteht. Im politischen System der Vereinigten Staaten ist dies für Parteien, die bei vorangegangen Präsidentschaftswahlen unterlagen, der Normalzustand. Der unterlegene Kandidat tritt in der Regel (zunächst) in den Hintergrund. Parteivorsitzende nehmen in den USA zudem nur eine untergeordnete Rolle ein, sind diese doch primär für die Verwaltung, aber nicht für die politische Ausrichtung ihrer Partei verantwortlich. Folgerichtig dürfte Ken Martin, der amtierende Vorsitzende der Demokraten, nur den wenigsten US-Amerikanern bekannt sein.
Gouverneur Newsom zieht Aufmerksamkeit auf sich
Vielmehr versuchen potentielle Bewerber um die nächste Präsidentschaftskandidatur in dieses Machtvakuum vorzustoßen. Auffällig offensiv versucht sich in Trumps zweiter Amtszeit der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom zu profilieren. Erst rief er einen Podcast ins Leben, in dem er auch mit Vertretern des konservativen bis rechten Amerika spricht. Beispielsweise hielt der Demokrat Newsom vor einem halben Jahr mit dem am 10.09.2025 ermordeten rechten Aktivisten Charlie Kirk eine Konversation ab, die von gegenseitigem Respekt geprägt war. Eine erfrischende Begebenheit in Zeiten, in denen sich Demokraten und Republikaner kaum noch in die Augen sehen können.
In den Sozialen Medien versucht Gouverneur Newsom indes die polarisierenden und oftmals niveaulosen Posts von Präsident Trump zu spiegeln. Aus Make America Great Again machte der Demokrat schon Make America Gavin Again, rote Mützen mit der Aufschrift „Newsom hatte mit allem Recht“ stehen zum Verkauf, mit künstlicher Intelligenz genierte Bilder sollen Aufmerksam erregen (zum Beispiel Newsom als Teil des Mount Rushmore) und die Wortwahl des 47. US-Präsidenten („Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit“) übernimmt Gouverneur Newsom ebenso.
Lösung realer Probleme wichtiger als Aufmerksamkeit in den sozialen Medien
Freilich hat Gouverneur Newsom mehr Stil als Präsident Trump. Auf dessen Niveau lässt sich Gouverneur Newsom dennoch hinab, um gezielt den MAGA-Republikaner zu provozieren und Medienaufmerksamkeit zu generieren. Dies gelingt dem Kalifornier gut und dürfte die eigene Basis mobilisieren. Doch ob Demokraten mit dieser Strategie auch wieder Wahlen gewinnen können? Denn schon die Präsidentschafts- und Kongresswahlen 2024 zeigten, dass Trump und republikanische Kandidaten für den Capitol Hill nicht wegen, sondern trotz ihres Kommunikationsstils gewählt wurden. Republikaner adressierten nämlich im Gegensatz zu ihren demokratischen Mitbewerbern die wichtigsten Herausforderungen des Landes, darunter zähl(t)en die wirtschaftliche Entwicklung des Landes sowie die Eindämmung der hohen Inflation und der illegalen Migration, am glaubwürdigsten.
Demokraten fokussierten sich derweil auf für die Wählerschaft weniger wichtige Themen. Oder warben damit, dass sich die Wirtschaft doch positiv entwickle. Doch US-Amerikaner hatten noch mit den Folgen hoher Inflationsraten in Höhe von bis zu 9,1%, eine Auswirkung der Coronavirus-Pandemie und massiver staatlicher Programme zur Unterstützung der Wirtschaft, während der Präsidentschaft von Joe Biden zu kämpfen. Um bei den Zwischenwahlen im November 2026 und bei der Präsidentschaftswahl 2028 wieder erfolgreich sein zu können, benötigen Demokraten mehr als Podcasts und Social Media Posts. Die Partei benötigt Lösungsansätze für die Bewältigung realer Probleme aller US-Amerikaner.
Demokratin aus Michigan lenkt Fokus auf reale Herausforderungen
Dass die Demokratische Partei zunächst einmal überhaupt bestehende Alltagsprobleme erkennen muss, hat Mallory McMorrow auf den Plan gerufen. Die 39-jährige Demokratin ist gegenwärtig Mitglied des Senats des Bundesstaats Michigan und nimmt an den Vorwahlen für den U.S. Senatssitz des Great Lakes States im nächsten Jahr teil. Amtsinhaber Gary Peters stellt sich nicht zur Wiederwahl. Zum Auftakt der neuen Saison der NFL ließ McMorrow einen vielbeachteten Werbespot (siehe unten) schalten. Darin beschreibt sie die steigenden Kosten für US-Amerikaner als ein enormes Problem: „Alles wird teurer“, so McMorrow. Präsident Trump, so McMorrow, hätte hierfür keine Lösungen parat und würde die Situation, unter anderem durch seine Zollpolitik, gar verschlimmern. Mit ihrem Werbespot erinnert McMorrow entfernt sogar an die konservative Margaret Thatcher, die sich in Supermärkten wöchentlich die Entwicklung der Milchpreise anschaute.
Dabei tritt McMorrow nicht so lautstark und populistisch wie ihre Parteikollegin Alexandria Ocasio-Cortez, die ebenso eine Senats- oder gar Präsidentschaftskandidatur auslotet, auf. Dennoch versuchen Kritiker McMorrow als „progressiv“ zu verunglimpfen. Sie selbst beschreibt sich jedoch als „pragmatisch“. Eine Begebenheit, die auf ihr politisches Dasein ebenso zutrifft wie auf ihr Privatleben. McMorrow sieht sich nämlich selbst als eine „heterosexuelle, weiße, christliche, verheiratete Vorstadtmutter“, die sich dennoch für Diversität in der Gesellschaft einsetzt. Zudem ist die Katholikin mit einem Juden verheiratet. Ein Buch hat McMorrow zu Beginn diesen Jahres übrigens auch veröffentlicht: Der Titel Hate Won’t Win ist aktueller denn je und hat eigentlich mehr Aufmerksamkeit verdient als so manche Bücher ihrer Parteikolleginnen.

Ein Beitrag von Kai-Uwe Hülss M.A.
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