Am Freitag, 15.08.2025, empfing Präsident Donald Trump in Anchorage im US-Bundesstaat Alaska den russischen Machthaber Vladimir Putin zu bilateralen Gesprächen. Der 47. US-Präsident rollte dem vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchten Kriegsverbrecher regelrecht den roten Teppich aus. Auf dem Flugfeld der US-Militärbasis Elmendorf-Richardson applaudierte Präsident Trump dem ihm entgegenkommenden Putin, schüttelte ihm freundschaftlich die Hand und ließ den russischen Machthaber sogar im „Beast“ mitfahren. Das Gesicht des Teufels, des Schlächters von Irpin und Butscha, lächelte (siehe untenstehenden Post). Wie sich nur die ukrainischen Opfer bei diesen Bildern gefühlt haben mögen?
U.S. President Donald J. Trump and Russian President Vladimir Putin depart together in “The Beast” followed by several Secret Service SUVs. pic.twitter.com/MKCOtN9RMU
Doch das Aufeinandertreffen, bei dem bilateralen Gespräch wurde Präsident Trump von Außenminister Marco Rubio und dem US-Sondergesandten Steve Witkoff unterstützt, endete vorzeitig und weitestgehend ergebnislos. Selbst das gemeinsame Mittagessen fiel aus. Auf der gemeinsamen Pressekonferenz zwischen Präsident Trump und Putin wurden – überraschend – keine Fragen zugelassen. Putin unterstrich in seinen Ausführungen einmal mehr seine Maximalforderungen: Um Frieden zu erreichen, müssten zunächst die „Wurzeln des Konflikts“ beseitigt werden. Mit diesen Worten umschreibt der Kreml schon seit mehr als dreienhalb Jahren sein Ziel, alles Ukrainische ausradieren zu wollen.
Präsident Trump spielte das Ergebnis freilich herunter und schloss vorerst weitere Sanktionen gegen die Russische Föderation und deren befreundeten Ländern aus. Das Gespräch mit Putin, so der MAGA-Republikaner, sei nämlich „produktiv“ gewesen, auch wenn es noch keinen „Deal“ gebe. Die Beendigung des Krieges liege nun, wie Präsident Trump im Interview auf Fox News ausführte, ohnehin im Verantwortungsbereich des ukrainischen Präsidenten Volodymir Zelensky, dem er die Kapitulation nahe legte, und den Europäern. Am Montag wird Präsident Zelensky erneut im Weißen Haus zu Gast sein.
Fazit: Das Treffen zwischen Präsident Trump und Putin hätte einerseits schlechter für die Ukraine laufen können. Andererseits ist Putin halt doch der Gewinner, wurde er doch unnötig aufgewertet. Entscheidende Frage: Wacht das freie Europa endlich auf und unterstützt die Ukraine zu 100%? Erkennt die freie Welt an, dass der amtierende US-Präsident eben nicht mehr der Anführer der freien Welt ist und dass dementsprechend gehandelt werden muss?
Ein Beitrag von Kai-Uwe Hülss M.A. Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; eigene Grafiken. Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.
„Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Dieses aus dem Alten Testament stammende Prinzip der Vergeltung hat sich Donald Trump zu eigen gemacht. Jesus‘ Bergpredigt, welche die Versöhnung betonte, scheint für den heutigen 47. US-Präsidenten zumindest in seiner Rolle als Person des öffentlichen Lebens kein Begriff zu sein. Schließlich weist Trump eine jahrzehntelange Historie auf, in der er Personen oder Organisation, die sich gegen ihn stellten, „mit Gleichem“ versuchte zu vergelten. Als jüngstes prominentes Beispiel gilt Nikki Haley, die Trump bei den innerparteilichen Präsidentschaftsvorwahlen 2024 (erfolglos) herausforderte. Nach deren Ausscheiden ging Trump weder auf Haleys Angebot von gemeinsamen Wahlkampfveranstaltungen ein noch berief er seine ehemalige Botschafterin bei den Vereinten Nationen erneut in sein Kabinett.
Doug Burgum wollte 2024 Präsident werden
Doch Ausnahmen von der Regel gibt es auch im Leben des MAGA-Republikaners. Exemplarisch gilt an dieser Stelle die Personalie von Doug Burgum. Im Gegensatz zu Trump glaubte der zwischen den Jahren 2016 und 2024 amtierende Gouverneur von North Dakota nicht an einen Betrug bei der Präsidentschaftswahl 2020. Aus Sicht der MAGA-Bewegung schon nahezu ein Hochverrat. Zudem nahm Burgum, wie Haley, an den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen teil. Seinen Wahlkampf finanzierte Burgum größtenteils selbst, mehr als $ 12 Millionen von seinem eigenen Vermögen wendete der Republikaner hierfür auf.
Als Gouverneur eines ländlich geprägten und bevölkerungsarmen Bundesstaates hatte Burgum jedoch mit einem mangelnden Bekanntheitsgrad zu kämpfen. Um die von der Republikanischen Partei auferlegten hohen Hürden zur Teilnahme an den Fernsehdebatten, exemplarisch sei an dieser Stelle eine hohe Anzahl von Spendern genannt, zu nehmen, wartete Burgum mit einer kreativen Idee auf: Für jede Person, die $ 1 spendete, bekam diese einen Gutschein im Wert von $ 20 zugesandt. Für die ersten beiden TV-Debatten konnte sich Burgum so qualifizieren, für die dritte Auseinandersetzung vor einem landesweiten Publikum sollte dies jedoch nicht mehr reichen. Noch vor den ersten Vorwahlen beendete Burgum im Dezember 2023 seine Präsidentschaftskandidatur.
Burgum wartete mit unternehmerischem Gespür auf
Während seiner halbjährigen Wahlkampagne begegnete Burgum den schon damals in Umfragen deutlich in Führung liegenden Trump nicht. Einen gewissen Eindruck scheint der Mann aus Arthur auf den New Yorker dennoch hinterlassen zu haben. Schließlich dachte Trump ernsthaft darüber nach Burgum zu seinem Vizepräsidentschaftschaftskandidaten zu machen. Neben den U.S. Senatoren Marco Rubio, Tim Scott und J.D. Vancebefand sich Burgum sogar auf der engeren Auswahlliste zur Komplementierung des republikanischen Tickets neben Trump. Gleichwohl Burgum die Sympathien von Trump auf seiner Seite hatte, entschied sich der MAGA-Republikaner nach einer intensiven Lobbyarbeit seiner Söhne Donald Jr. und Eric jedoch für Vance als Vizepräsidentschaftskandidaten.
Steckbrief des 55. US-Innenministers
Vollständiger Name
Douglas James Burgum
Geburtsdatum und Ort
01.08.1956 in Arthur, ND
Ausbildung
Wirtschaftswissenschaften (Stanford University)
Karriere
US-Innenminister (seit 2025), Gouverneur North Dakota (2016 – 2024), Unternehmer und Investor (seit 1983)
Dass Burgum in der Gunst von Trump, trotz eigener Ambitionen auf das Weiße Haus und Anerkennung des Wahlsieges von Joe Biden, überhaupt so stieg, mag seinem Aussehen und seinen professionellen TV-Auftritten geschuldet sein. Für den einstigen Reality-TV-Star sind solche Aspekte schließlich von hoher Bedeutung. Oder es mag mit dem unternehmerischen Gespür von Burgum zu tun gehabt haben. Nach seinem Masterstudium der Wirtschaftswissenschaften an der Stanford University, in dieser Zeit lernte er auch den späteren Microsoft CEO Steve Ballmer kennen, gründete Burgum nämlich sein eigenes Technologieunternehmen.
Durch den Verkauf geerbter landwirtschaftlicher Nutzfläche, Burgums Vater starb während dessen Zeit in der High School, machte Burgum monetäre Mittel für die Investition in das Softwareunternehmen Great Plains Software frei. Ab 1984 war Burgum dessen Präsident und führte das Unternehmen so erfolgreich, dass er es im Jahr 2001 an Microsoft für die stolze Summe von mehr als $ 1 Milliarde veräußern konnte. Vor seinem Eintritt in die Politik, im Jahr 2016 kandidierte er erfolgreich für das Gouverneursamt von North Dakota, war Burgum unter anderem als Chef der Microsoft Business Solutions und als Gründer von Immobilien- und Investmentunternehmen tätig.
Innenminister im zweiten Kabinett Trump
Trump nominierte zwar Vance als seinen Vizepräsidentschaftskandidaten. Doch auf die Dienste von Burgum will der 45. und 47. US-Präsident in seiner zweiten Administration dennoch nicht verzichten. Im Wahlkampf noch als Berater für Energiepolitik zuständig, schließlich setzte sich Burgum als Gouverneur für die weitere Nutzung fossiler Energieträger und für die sogenannte CO2-Sequestrierung (Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid) ein, nominierte ihn Trump letztendlich als Innenminister. Das Ministerium ist allerdings nicht mit den gleichnamigen Ministerien in Europa vergleichbar, ist es doch nur für die Verwaltung des bundeseigenen Grundvermögens, hierzu gehören beispielsweise Nationalparks, verantwortlich.
Der U.S. Senat bestätigte die Personalie vergleichsweise deutlich mit 79 zu 18 Stimmen. Dies ist nicht zuletzt auf Burgums traditionelles republikanisches Profil zurückzuführen. Den überparteilichen Rückhalt zahlte er schon teilweise zurück, in dem er die von Präsident Trump angeordneten Einsparungen explizit nicht bei staatlichen Programmen für amerikanische Ur-Einwohner vornahm.
In anderen Politikbereichen wird der Sohn eines unweit von Fargo, ND, gelegenen einhundert Einwohner starken Dorfes sicherlich nicht mit so wenig Gegenwind rechnen können. Schließlich ist er als Innenminister auch für den weiteren Ausbau von Kohlekraftwerken mitverantwortlich. Ein Bereich, in dessen Bestreben nach Energieunabhängigkeit von ausländischen Mächten Burgum ein bedeutendes nationales Sicherheitsinteresse sieht. In Zeiten, in denen es in der internationalen Politik um eine Neuordnung, ja schon nahezu um „Auge um Auge“ geht, ein zwar hehres Bestreben. Doch eben auch mit den Mitteln des Gestern.