Bevor im Juni die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland sowie Ende Juli die Olympischen Spiele in Paris von statten gehen, wartet das Sportjahr mit dem Super Bowl am Sonntag, 11.02.2024, mit dem ersten weltweiten Höhepunkt auf. Wenn die Titelverteidiger der Kansas City Chiefs auf die San Francisco 49ers treffen, werden mehr als 100 Millionen US-Amerikaner ihre Fernsehgeräte einschalten. Auch in Europa wird American Football immer beliebter, was sich nicht zuletzt an den NFL-Spielen in Frankfurt am Main und München gezeigt hat. Für die zwei Deutschland-Spiele des vergangenen Jahres gab es alleine 4,5 Millionen Ticket-Anfragen.
Die Franchise der Kansas City Chiefs wartete in der nun zum Abschluss kommenden Spielzeit nicht nur mit sportlichem Erfolg auf. Auch die Liebesgeschichte zwischen Tight End Travis Kelce und Taylor Swift, der erfolgreichsten Musikerin dieses Jahrzehnts, sorgte für reichlich Schlagzeilen – auch weit über die USA hinaus. Doch wo der Erfolg, da auch der Neid. Den erneuten Einzug der Chiefs in den Super Bowl nutzten Rechtspopulisten gar für die Verbreitung von Verschwörungstheorien. Doch der Reihe nach.
Taylor Swift erfuhr zunächst Kritik von der politisch Linken
In den vergangenen 17 Jahren hat sich Taylor Swift mit eigens geschriebenen Liedern, die oftmals von Liebesbeziehungen handeln, in die Herzen von Millionen Fans gesungen. In den USA spricht Swift mit ihrer Kunst insbesondere weiße und weibliche Fans aus der Generation der Millenials (geboren zwischen 1980 und 1995) an. Zu Beginn ihrer Karriere sorgte dies bei linken US-Amerikanern für Kritik an Swift, da sie sich in ihren Texten angeblich zu sehr mit heterosexuellen Beziehungen beschäftigen und das Patriarchat preisen würde.
Die politisch Linke in den USA änderte erst ihre Meinung über Swift, als diese sich im U.S. Senatswahlkampf 2018 in ihrem Heimatbundesstaat Tennessee für den demokratischen Kandidaten Phil Bredesen aussprach. Die Republikanerin Marsha Blackburn ging dennoch als Siegerin hervor. Nach der Ermordung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten kritisierte Swift, die ansonsten eher mit politischer Zurückhaltung auffällt, die ihrer Meinung nach rassistischen Statements des damaligen US-Präsidenten Donald Trump. Es folgte eine öffentliche Unterstützung für die Wahlkampagne des Demokraten Joe Biden.
Heute: Kritik von der Rechten an Taylor Swift
Seitdem erfährt Swift Kritik von der politisch Rechten in den USA. Teilweise handelt es sich dabei um Sexismus, tun sich manche Erzkonservative doch schwer mit Swifts Erfolg als unverheiratete Geschäftsfrau. Seit ihrer Eras-Tour gehört Swift sogar dem Club der Milliardäre an, worüber sich wiederum Trump abschätzig äußerte. Der ehemalige Präsident hat Swift auch nicht vergeben, dass diese im Jahr 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie zur Wahlteilnahme per Brief aufrief, damit sich weniger US-Amerikaner mit dem tödlichen Virus anstecken.
Laut Forbes besitzt Taylor Swift ein Gesamtvermögen von $ 1,1 Milliarden.
Dass zudem Swifts Lebenspartner Kelce 2020 und in den darauffolgenden Jahren für die Impfung gegen COVID-19 warb, rief nun rechte Verschwörungstheoretiker auf den Plan. Laut deren kruden Theorien, die unter anderem vom ehemaligen Teilnehmer der republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen Vivek Ramaswamy verbreitet werden, soll die diesjährige Saison der NFL vom liberalen Amerika manipuliert worden sein, damit die Kansas City Chiefs um Kelce im Finale stehen können – und den Super Bowl auch gewinnen.
Im Finale selbst, so die Verschwörungstheorie, soll sich dann die dort anwesende Swift für die Kampagne von Präsident Biden aussprechen und so den Weg für dessen Wiederwahl ebnen. Die Beziehung von Swift und Kelce diene lediglich dazu für Swifts Ankündigung die größtmögliche Aufmerksamkeit beim Super Bowl zu generieren. Zur Ausführung dieses Plans wurden und werden die Demokraten vom Pentagon unterstützt, so Verbündete des wahrscheinlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump, die zudem einen „Heiligen Krieg gegen Swift“ ausgerufen haben.
Rechte Verschwörungstheorie als Eigentor
Amerikas Kulturkampf erreicht somit auch das größte US-amerikanische Sportereignis des Jahres. Würde es beim American Football, wie beim europäischen Fußball, Tore geben, könnte von einem Eigentor des konservativen Amerikas geschrieben werden. Taylor Swift hat nämlich alleine auf Instagram 280 Millionen Follower, ihre Anhängerschaft, auch als „Swifties“ bekannt, gelten als sehr loyal zu ihrem Idol. Laut einer repräsentativen Umfrage von Newsweek würden sogar 18% der US-amerikanischen Wähler eher für einen politischen Kandidaten stimmen, wenn dieser von Swift unterstützt würde.
Dass Politiker um die Unterstützung von Stars werben, ist auf Grund deren Reichweite selbstverständlich. Allerdings gilt es dabei auch die womöglich andere politische Meinung des Gegenübers zu akzeptieren, ohne beleidigend zu werden oder Verschwörungstheorien zu verbreiten. Der Kultur- und Sportbetrieb sollte, dies gilt parteiübergreifend, nicht noch stärker politisiert werden. Ansonsten drohen die USA endgültig in zwei sich unvereinbare Lager zu entzweien.

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