In den vergangenen zehn Jahren wurde auf die Meisterschale der Fußball-Bundesliga der immer gleiche Vereinsname eingraviert: FC Bayern München. Mehr Spannung und Abwechslung, auch dank eines ausgeklügelten Draft-Systems und eines Salary Cap, garantiert hingen der US-Sport. Beispielsweise krönten sich in der American Football Liga NFL in der vergangenen Dekade acht unterschiedliche Teams zum Super Bowl Champion.
Draft-System: Die Mannschaften mit der schlechtesten Platzierung in der vergangenen Saison dürfen zuerst die besten Nachwuchstalente auswählen.
Salary Cap: Maximalbetrag, den eine Mannschaft in einer Saison für Spielergehälter aufwenden darf.
Lediglich die New England Patriots konnten mit ihren Gewinnen in den Jahren 2019, 2017 und 2015 mehr als einmal die Vince Lombardi Trophy in die Luft stemmen. Eine absolute Ausnahme, möglich gemacht auch dank des damals noch in ihren Reihen spielenden besten Quarterback aller Zeiten Tom Brady. Auf solche glorreichen Zeiten muss die Football-Mannschaft aus der Hauptstadt weit zurückblicken. Der letzte Meistertitel, von insgesamt drei Super Bowl Siegen, gelang Washington vor 30 Jahren im Januar 1992.
American Football ist in Washington traditionsreich wie umstritten
Der sportliche Erfolg rückt im District of Columbia ohnehin oftmals in den Hintergrund. 1932 als Boston Braves gegründet, nannte sich die Franchise nur ein Jahr später in Redskins um. Seit dem Jahr 1937 gingen die „Rothäute“ sodann in Washington D.C. auf Punktejagd. Gegründet und bis zu seinem Tod im Jahr 1969 geführt wurde das Team von Unternehmer George Preston Marshall, einem leidenschaftlichen Befürworter der Rassentrennung.
Marshalls Rassismus ging soweit, dass unter seiner Führung die Washington Redskins zunächst nur weiße Spieler verpflichteten. Erst auf Druck der Bundesregierung wurde 1962 zum ersten Mal ein afroamerikanischer Spieler verpflichtet – so spät wie kein anderes Team. Als sportlich erfolgreichste Zeit gilt das Jahrzehnt zwischen 1982 und 1991, als die Redskins dreimal den Super Bowl für sich entscheiden konnten. Paradoxerweise gewann 1988 mit Doug Williams im Trikot der Redskins erstmals überhaupt ein dunkelhäutiger Quarterback die wichtigste Trophäe im American Football.
Namensgebung sorgte für jahrzehntelange Kontroversen
Doch nicht nur die Personalpolitik und die Einstellung des Gründers, sondern auch die Namensgebung sorgte bei den Washington Redskins jahrzehntelang für negative Schlagzeilen. Redskins, „Rothäute“ also, ein Bezug auf die US-amerikanischen Ureinwohner. Einige Indianer hinterfragten diese Namensgebung und das Logo, welches ein Indianerhäuptling zierte, schon seit den 1960er Jahren. Doch erst in den 1990er Jahren fand die kritische Hinterfragung der Namensgebung öffentliche Beachtung.
Für die Unterstützer des Namens sollten Indianer damit geehrt werden, Kritiker sahen darin Rassismus. Im Hinblick auf die Einstellung des Gründers darf Letzteres als wahrscheinlicher gelten. Erst mit den Anti-Rassismus-Demonstrationen rund um die Ermordung von George Floyd im Jahr 2020 und Druck einiger Großsponsoren zogen die Besitzer des Teams den Namen Redskins zurück. Zwei Jahre lang wurde unter dem Namen Washington Football Team im FedExField um Punkte gerungen. In der an diesem Wochenende beginnenden neuen Saison tritt das Team unter dem neuen Namen Washington Commanders, „Feldherren“, an.
Neue Saison, neue Kontroversen
Doch der Beginn der neuen Zeitrechnung im Washingtoner Football ist nicht gleichbedeutend mit dem Ende (gesellschafts-) politischer Kontroversen. Anfang August erlitt Runningback Brian Robinson eine Schussverletzung, als zwei Kriminelle am frühen Abend einen Autoraub begehen wollten. Robinson erlitt keine lebensbedrohlichen Verletzungen, musste dennoch am Bein operiert werden. Glück im Unglück also für den 23-Jährigen.
Trainer Ron Rivera äußerte sich daraufhin grundlegend über Waffengewalt, die er als landesweite Epidemie bezeichnete, in den USA:
Genug ist genug… Menschen sterben unnötig. Es ist verrückt, wie wir als eine der am weitesten entwickelten Gesellschaften solch ein Problem haben.
Laut dem Gun Violence Archive gab es alleine in diesem Jahr in den USA schon mehr als 20.000 mit dem Gebrauch von Waffen verbundene Todesopfer und 500 Amokläufe. Trainer Rivera fordert dahingehend eine überparteiliche Diskussion zur Eindämmung der Gewalt. Ein Thema, bei dem die Washington Commanders zumindest außerhalb des Spielfeldes (ungewollt) punkten könnten.
Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; eigene Grafiken.
Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.