Den Juristen Jens Rommel dürfte nur Fachleuten ein Begriff sein. Dr. Stefanie Hubig ist, wie auch ihr Vorgänger Marco Buschmann, hingegen für die breite Öffentlichkeit ein bekannteres Gesicht. Rommel amtiert als deutscher Generalbundesanwalt, Dr. Hubig ist seit Anfang Mai 2025 Bundesministerin der Justiz. Die Vereinigten Staaten von Amerika kennen die Ämterteilung zwischen Generalstaatsanwalt und Justizminister indes nicht. Vielmehr nimmt im politischen System der USA der Attorney General eine Zwitterstellung zwischen Justizminister und Generalstaatsanwalt ein.
So steht der Attorney General einerseits dem Justizministerium vor und kontrolliert andererseits die Strafverfolgungsbehörden. Des Weiteren vertritt der Attorney General die USA formell vor Gericht und agiert, wie in anderen Regierungssystemen, die sich an das Common Law orientieren, als oberster Rechtsberater der Regierung. Auf Bundesebene wird der Attorney General vom Präsidenten nominiert und vom U.S. Senat bestätigt. In den meisten Bundesstaaten wird der Attorney General indes vom Volk gewählt – so wie zweimal Pamela Jo Bondi in Florida.
Karriere in Florida
Bondi, die nahezu ausschließlich „Pam“ genannt wird, wurde erstmals im Jahr 2010 zur Attorney General in ihrem Heimat-Bundesstaat Florida gewählt. Im herausfordernden Vorwahlkampf erhielt sie Unterstützung von der damals in ihrer Hochphase befindenden Tea Party Bewegung, einem losen Zusammenschluss von Libertären und Erzkonservativen, die sich gegen die staatlichen Hilfsmaßnahmen während der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise positionierten. Insbesondere Sarah Palin, Vizepräsidentschaftskandidatin aus dem Jahr 2008 und ehemalige Gouverneurin von Alaska, setzte sich für Bondis Wahl ein.
Zwischen den Jahren 2011 und 2019 amtierte Bondi sodann als erste weibliche Attorney General des Sunshine State. In dieser Zeit führte sie eine Klage von 27 republikanisch dominierten Bundesstaaten gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama an, scheiterte damit jedoch. Als Attorney General setzte sich Bondi gegen Menschenhandel ein – und kooperierte dabei mit der Scientology Sekte. Mitglieder von Scientology hielten des Weiteren Spendenveranstaltungen für den Wahlkampf von Bondi ab. Begebenheiten, welche die frühere Staatsanwältin und Sprecherin des Hillsborough County, FL, vehement verteidigte.
| Steckbrief der 87. Attorney General | |
|---|---|
| Vollständiger Name | Pamela Jo Bondi |
| Geburtsdatum und Ort | 17.11.1965 in Tampa, FL |
| Ausbildung | Jura (Stetson University) |
| Karriere | US-Justizministerin (seit 2025), Lobbyistin (2019 – 2015), Attorney General Florida (2011 – 2019), Staatsanwältin |

Loyal zu Trump
Ebenso im Verteidigungsmodus befand sich Bondi als sie im Jahr 2013 eine Hinrichtung verschieben ließ, um eine Spendenveranstaltung eines Parteikollegen nicht zu stören. Eine weitere Kontroverse löste Bondi aus, als sie gegen die Trump University wegen Betrugs ermittelte, von der Donald J. Trump Foundation $ 25.000 für ihren Wiederwahlkampf 2014 erhielt und kurz daraufhin die Ermittlungen einstellen ließ. Es sollte der Beginn einer innigen, professionellen Beziehung zwischen der seit dem Jahr 2000 als Republikanerin registrierten Bondi und Donald Trump sein.
Im Jahr 2016 unterstützte Bondi, die süditalienische Wurzeln aufweist, den damaligen politischen Außenseiter bei den innerparteilichen Präsidentschaftsvorwahlen. Vier Jahre später trat Bondi als Verteidigerin von Präsident Trump bei dessem ersten Amtsenthebungsverfahren auf. Dabei versuchte Bondi vom eigentlichen Verfahren abzulenken, indem sie Joe Biden und dessen Sohn Hunter Biden der Korruption bezichtigte. Explizit ging es um die Tätigkeit von Hunter beim ukrainischen Energieversorgungsunternehmen Burisma. Des Weiteren behauptete Bondi noch während der Auszählungen, dass es bei der Präsidentschaftswahl 2020 zahlreiche Betrugsvorfälle gegeben hätte – freilich ohne Beweise vorzulegen.
Zweifelhafter Profit
Im Prozess gegen Trump um Schweigegeldzahlungen an Stormy Daniels gehörte Bondi zu einer Gruppe von Republikanern, die den Angeklagten vor Ort unterstützten. Diese enorme Loyalität gegenüber Trump dürfte, neben Bondis zahlreichen Auftritten bei Sean Hannity auf Fox News, dazu geführt haben, dass die in Tampa, FL, geborene Juristin als Attorney General für die zweite Amtszeit des MAGA-Republikaners nominiert wurde. Dass dies erst nach dem Rückzug des skandalumwobenen Matt Gaetz geschah, dürfte Bondi mehr als kompensiert haben, als sie am sogenannten Liberation Day, der Verkündung weltweiter Einfuhrzölle, von den daraus resultierenden Turbulenzen an den Börsen offenbar profitierte.
Das eigene monetäre vorankommen vereint Bondi zudem mit Präsident Trump, war sie doch nach 2019 auch als „ausländische Agentin“ für ihre Tätigkeiten als Lobbystin für Katar und Kuwait registriert. In seiner zweiten Amtszeit kann Präsident Trump auf eine außerordentlich loyale Attorney General zählen. Eine Trennung dieses Amtes, wie es in Deutschland der Fall ist, bringt vor diesem Hintergrund zur Bewahrung der Gewaltenteilung und -verschränkung Vorteile mit sich. Auch wenn der breiten Bevölkerung die Personalien nicht immer geläufig sind.

Ein Beitrag von Kai-Uwe Hülss M.A.
Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; Social Media Seiten der Politiker; eigene Grafiken.
Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.









