Seit dem Labor Day, der US-amerikanischen Version des ersten Mai, reisen die Bewerber um das Weiße Haus vermehrt durch die USA. Die heiße Wahlkampfphase ist in vollem Gange (ein Gastbeitrag in „Die politische Meinung“ der Konrad-Adenauer-Stiftung setzt sich mit der Thematik explizit auseinander, Klick hier). Primär soll die eigene Anhängerschaft mobilisiert, die wenigen unentschlossenen Wähler von den eigenen Anliegen überzeugt werden. Die meisten US-Amerikaner werden allerdings nicht die Möglichkeit haben, sich live ein Bild von den Kandidaten zu machen. Ein US-Präsidentschaftswahlkampf wird nämlich traditionell in nur wenigen Bundesstaaten geführt und entschieden.
Nach New York City oder Los Angeles reisen Präsidentschaftskandidaten beispielsweise nur, um Spenden bei der High Society einzusammeln. Die Staaten New York und Kalifornien wählen seit Jahrzehnten demokratisch, Wahlkampfveranstaltungen wären verschwendete Energie. Das ländlich geprägte Montana, zwischen den Rocky Mountains und den Great Plains gelegen, wird beispielsweise ebenso in Wahlkämpfen außen vor gelassen. Der dünn besiedelte Staat wählt republikanisch.
Dass in Staaten, die traditionell eine Partei bevorzugen, kaum Wahlkampf geführt wird, liegt auch darin begründet, dass die Höhe eines Wahlsieges in einem Bundesstaat nicht von Relevanz ist. Es gilt in der Regel das winner-takes-it-all Prinzip. Heißt: Entscheidet ein Kandidat einen Staat für sich, egal ob mit relativer oder absoluter Mehrheit, bekommt dieser alle diesem Staat zustehenden Wahlmännerstimmen. Der Supreme Court bestätigte dieses System erst im Jahr 2020.
Je nach Einwohnerzahl entsendet ein Bundesstaat mehr oder weniger Wahlleute, die letztendlich den Präsidenten wählen. 270 Wahlmänner von insgesamt 538 werden für eine siegreiche Wahl benötigt. Der Präsident wird somit indirekt vom US-amerikanischen Volk gewählt. Hintergrund und Sinn des Wahlmännergremiums sei an anderer Stelle zu thematisieren.
Infolgedessen sind nationale Umfragen lediglich ein Stimmungsindikator. Entscheidend für den Wahlausgang ist das landesweite Ergebnis nicht direkt. 2016 profitierte Donald Trump von diesem System, als er 2.865.075 weniger Stimmen als Hillary Clinton erhielt. Clinton zog dennoch nicht in das Weiße Haus ein, da auf ihre Bewerbung in den entscheidenden umkämpften Staaten zu wenige Stimmen entfielen, so dass sie weniger Wahlmänner auf sich vereinen konnte als Trump. Diese Staaten werden im Amerikanischen als Swing States bezeichnet.
Ein Kandidat könnte in einem Bundesstaat 100% der Stimmen erhalten.
Mehr Wahlmänner, die bei einer Präsidentschaftswahl entscheidend sind,
bekommt der Kandidat für solch einen Erdrutschsieg dennoch nicht.
Wer die USA die nächsten vier Jahre regieren wird, hängt bei dieser Wahl primär von sieben Bundesstaaten ab: Arizona, Georgia, Michigan, Nevada, North Carolina, Pennsylvania, und Wisconsin (siehe untenstehende Karte sowie weitere Informationen zu genannten Staaten). In diesen Staaten werden Vizepräsidentin Kamala Harris und Trump ihr Hauptaugenmerk in den letzten Tagen und Wochen des Wahlkampfes werfen. Sie werden persönliche Veranstaltungen abhalten sowie on- und offline Werbung schalten. Für die restlichen 43 Staaten wird es eine Wahl nahezu ohne Wahlkampf vor Ort sein.

Arizona (11 Wahlleute)
| Sieger Präsidentschaftswahl 2020 (Partei; Vorsprung) | Joe Biden (D; 0,30 Prozentpunkte) |
| Sieger Präsidentschaftswahl 2016 | Donald Trump (R; 3,5 Prozentpunkte) |
| Letzter Sieg der Demokraten | 2020 |
| Letzter Sieg der Republikaner | 2016 |
| Vertreten im U.S. Senat durch | Mark Kelly (D), Kyrsten Sinema (I) |
Georgia (16 Wahlleute)
| Sieger Präsidentschaftswahl 2020 | Joe Biden (D; 0,23 Prozentpunkte) |
| Sieger Präsidentschaftswahl 2016 | Donald Trump (R; 5,09 Prozentpunkte) |
| Letzter Sieg der Demokraten | 2020 |
| Letzter Sieg der Republikaner | 2016 |
| Vertreten im U.S. Senat durch | Jon Ossoff (D), Reverend Raphael Warnock (D) |
Michigan (15 Wahlleute)
| Sieger Präsidentschaftswahl 2020 | Joe Biden (D; 2,78 Prozentpunkte) |
| Sieger Präsidentschaftswahl 2016 | Donald Trump (R; 0,23 Prozentpunkte) |
| Letzter Sieg der Demokraten | 2020 |
| Letzter Sieg der Republikaner | 2016 |
| Vertreten im U.S. Senat durch | Gary Peters (D), Debbie Stabenow (D) |
Nevada (6 Wahlleute)
| Sieger Präsidentschaftswahl 2020 | Joe Biden (D; 2,39 Prozentpunkte) |
| Sieger Präsidentschaftswahl 2016 | Hillary Clinton (D; 2,42 Prozentpunkte |
| Letzter Sieg der Demokraten | 2020 |
| Letzter Sieg der Republikaner | 2004 |
| Vertreten im U.S. Senat durch | Catherine C. Masto (D), Jacky Rosen (D) |
North Carolina (16 Wahlleute)
| Sieger Präsidentschaftswahl 2020 | Donald Trump (R; 1,34 Prozentpunkte) |
| Sieger Präsidentschaftswahl 2016 | Donald Trump (R; 3,66 Prozentpunkte) |
| Letzter Sieg der Demokraten | 2008 |
| Letzter Sieg der Republikaner | 2020 |
| Vertreten im U.S. Senat durch | Ted Budd (R), Thom Tillis (R) |
Pennsylvania (19 Wahlleute)
| Sieger Präsidentschaftswahl 2020 | Joe Biden (D; 1,17 Prozentpunkte) |
| Sieger Präsidentschaftswahl 2016 | Donald Trump (R; 0,72 Prozentpunkte) |
| Letzter Sieg der Demokraten | 2020 |
| Letzter Sieg der Republikaner | 2016 |
| Vertreten im U.S. Senat durch | Bob Casey (D), John Fetterman (D) |
Wisconsin (10 Wahlleute)
| Sieger Präsidentschaftswahl 2020 | Joe Biden (D; 0,63 Prozentpunkte) |
| Sieger Präsidentschaftswahl 2016 | Donald Trump (R; 0,77 Prozentpunkte) |
| Letzter Sieg der Demokraten | 2020 |
| Letzter Sieg der Republikaner | 2016 |
| Vertreten im U.S. Senat durch | Tammy Baldwin (D), Ron Johnson (R) |

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; eigene Grafiken.
Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.





















