Joe Biden ist der älteste amtierende Präsident in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Bei einer erfolgreichen Wiederwahl würde er am 20.01.2025 mit 82 Jahren seinen Amtseid ablegen. Am Ende seiner zweiten Amtszeit wäre Präsident Biden 86 Jahre alt. Mit voranschreitendem Alter ist es wenig verwunderlich, dass die Kräfte, zumal in solch einer stressreichen Position, nachlassen.
Doch das Weiße Haus sowie der Großteil der Demokraten und der Medien ließen Präsident Biden in einem tatenlosen Zustand erscheinen. Die Beschreibung der schon seit Jahren offensichtlichen kontinuierlichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes des Präsidenten wurde oftmals als republikanische Verschwörungstheorie abgetan. Bis das Kartenhaus bei der ersten Fernsehdebatte gegen Donald Trump doch noch zusammenfiel. Vor diesem Hintergrund erfährt der schon im vergangenen Jahr auf „1600 Pennsylvania“ publizierte Beitrag „Methusalems Erben“ eine Aktualisierung.
In den USA haben die Alten das politische Sagen
Das Durchschnittsalter der in Deutschland lebenden Bevölkerung stieg im Jahr 2021 auf 44,7 Jahre an. Auch das Medianalter der US-Amerikaner ist zuletzt angestiegen, liegt allerdings mit 38,8 Jahren im Jahr 2021 deutlich unter dem deutschen Schnitt. Die politische Führung der USA macht hingegen dem Methusalem, der mit 969 Jahren als der Ur-Vater schlechthin im Alten Testament beschrieben wird, alle Ehre.
Freilich sind an dieser Stelle Präsident Biden und dessen Vorgänger Trump zu nennen, die mit 82 Jahren respektive 78 Jahren im Januar 2025 jeweils eine zweite Amtszeit im Weißen Haus anstreben. Dabei sollte für nur 3% der US-Amerikaner laut einer repräsentativen Umfrage des Pew Research Center der amtierende US-Präsident älter als 70 Jahre alt sein. Für eine relative Mehrheit der US-Amerikaner (49%) sollte der Hausherr von 1600 Pennsylvania Avenue indes zwischen 50 und 59 Jahren sein.
80% der US-Amerikaner sind der Meinung, dass Präsident Biden zu alt für eine zweite Amtszeit sei.
Quelle: Repräsentative Umfrage von The Wall Street Journal.
Im Vorwahlkampf beider Parteien nahmen in diesem Jahr zahlreiche jüngere Kandidaten teil. Auf demokratischer Seite entschied sich beispielsweise der Abgeordnete Dean Phillips dafür, Amtsinhaber Biden herauszufordern. Seine Kandidatur begründete Phillips mit Bedenken gegenüber dem Alter und Gesundheitszustand von Präsident Biden. Phillips wurde daraufhin von seinen Parteikollegen einem so starken Mobbing ausgesetzt, dass sich der 55-jährige nach Ablauf der Legislaturperiode zu Beginn des neuen Jahres aus der aktiven Politik zurückziehen wird.
Im republikanischen Vorwahlkampf lag die Hoffnung auf einen Generationenwechsel indes bei Nikki Haley. Die 52-jährige ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen und Gouverneurin von South Carolina thematisierte das Problem einer alternden politischen Klasse ebenso unaufhörlich wie ihr demokratischer Kollege Phillips:
Der U.S. Senat ist das privilegierteste Pflegeheim im Land.
Nikki Haley bei Fox News.
Mitch McConnell und Dianne Feinstein als Negativbeispiele
Was bei einer oberflächlichen Betrachtung wie eine Altersdiskriminierung klingen mag, ist doch gut begründet wie im weiteren Verlauf an den U.S. Senatoren Mitch McConnell und Dianne Feinstein aufgezeigt werden soll. Der Gesundheitszustand von McConnell sorgte sogar für Schlagzeilen über die Landesgrenzen der USA hinaus, als der seit 2007 amtierende republikanische Fraktionsvorsitzende bei Pressekonferenzen im Juli vergangenen Jahres für 20 Sekunden und im August für 30 Sekunden erstarrte.
Ob es sich hierbei um die Folgen einer Gehirnerschütterung handelte, die McConnell nach einem Sturz im März 2023 erlitt, ist unklar. Das Büro von McConnell versuchte so wenig wie möglich über den Gesundheitszustand des mittlerweile 82-Jährigen mitzuteilen. Erst nach großem innerparteilichen Druck wird sich McConnell im kommenden Jahr aus der Führungsriege zurückziehen. Sein Mandat wird er aber freilich weiterhin behalten.
Ebenso wenig von der Macht lassen konnte trotz voranschreitendem Alters und schwindender Kräfte die demokratische U.S. Senatorin Feinstein. Noch mit 90 Jahren vertrat sie trotz einer nachlassenden kognitiven Leistungsfähigkeit ihren Bundesstaat Kalifornien im U.S. Senat, den sie seit 1992 angehörte. Bei öffentlichen Anhörungen wiederholte Feinstein Fragen mehrmals, ohne zu wissen, dass sie diese Fragen schon stellte.
Bei Abstimmungen war Feinstein auf Hilfe ihrer Kollegen und Mitarbeiter angewiesen. Erst als die innerparteiliche Kritik an ihr größer wurde, zog sich Feinstein als Ausschuss-Vorsitzende zurück. Im Februar 2023 folgte der unfreiwillige Verzicht auf eine erneute Senatskandidatur im Jahr 2024. Sieben Monate später verstarb Feinstein im Amt.
Haley polarisierte mit ihren Vorschlägen
Wie also umgehen mit mächtigen U.S. Senatoren, die schon seit Jahrzehnten immer wieder als Volksvertreter nach Washington D.C. entsendet werden, jedoch weder mit ihrem fortschreitendem Alter noch mit ihren gesundheitlichen Beeinträchtigungen verantwortungsbewusst umgehen? Zur Problemlösung schlug Haley einerseits eine Ausweitung der Amtszeitbeschränkung, die bislang auf Bundesebene nur für den Präsidenten gilt, auf Mitglieder des U.S. Kongresses vor. Politische Karrieren der Bidens, Feinsteins oder McConnells wären damit ein Riegel vorgeschoben.
Andererseits sollte es laut Haley zukünftig mentale Tests für gewählte Politiker ab einem Alter von 75 Jahren in Washington D.C. geben. Ein Vorschlag, der zunächst für Kontroversen in den USA sorgte. Nach Präsident Bidens desaströser Fernsehdebatte im Juni 2024 erwärmen sich aber sogar Demokraten an diesem Vorschlag. Doch ist es letztendlich eine mögliche Problemlösung, die auch die Verzweiflung gegenüber das oftmals wenig durchdachte Wahlverhalten der Bevölkerung widerspiegelt wie Haley bei Face The Nation unterstrich:
Wir müssen damit aufhören, Personen zu wählen, die gut in Bildern aussehen oder die ein Baby gut halten können. Wir müssen damit aufhören Personen zu wählen, weil wir sie mögen und weil sie schon ewig da sind. Wir brauchen Amtszeitbeschränkungen, weil wir neue Ideen benötigen, neue Lösungen.
Nikki Haley bei Face The Nation auf CBS.
Ob der Appell von Nikki Haley an die Wählerschaft und an den U.S. Kongress fruchten wird? Die Zeit für Reformen drängt. Denn schon Frank Schirrmacher stellte in seinem Werk „Das Methusalem-Komplott“ fest, dass mit einer alternden Gesellschaft auch ein Clash of Generations einhergehen könnte. Die Demokratische Partei erlebt selbstverschuldet solch einen Kampf schon im Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 2024.

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; eigene Grafiken.
Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.

