Als am Super Tuesday des Jahres 2016 die Ergebnisse von den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen eintrafen, sprach CNN-Moderator Jake Tapper von einem politischen „Massaker“ für U.S. Senator Marco Rubio in seinem Heimatbundesstaat Florida. Auf den Lokalrivalen entfielen nämlich lediglich 27 Prozent der abgegebenen Stimmen. Der damals noch als Politneuling geltende New Yorker Immobilienmogul Donald Trump, der im Wahlkampf U.S. Senator Rubio unentwegt als „Little Marco“ verunglimpfte, entschied auch diese Vorwahl deutlich für sich, gewann alle 99 Delegiertenstimmen und sollte die Republikanische Partei bekanntlich in die daruffolgende Präsidentschaftswahl führen.
Noch am Wahlabend zog U.S. Senator Rubio seine Teilnahme an den republikanischen Vorwahlen zurück. In einer bemerkenswerten Rede stellte der im Jahr 1971 in Miami, FL, geborene Sohn kubanischer Exilanten fest, dass „die Menschen ziemlich frustriert über den eingeschlagenen Weg in unserem Land“ seien. Eine Unzufriedenheit, die zur Wahl Trumps zum 45. US-Präsidenten im Jahr 2016 führen sollte, sich jedoch schon als Reaktion auf die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und den folgenden Jahren zeigte.
Tea Party brachte politischen Durchbruch für Rubio
Als Reaktion auf die für viele US-Amerikaner existenziell bedrohliche Krise, die mit der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers ihren Anfang nahm, bildete sich im linken politischen Spektrum die Occupy Wall Street Bewegung heraus. Die spätere Popularität des unabhängigen U.S. Senators Bernie Sanders bei den demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen 2016 und 2020 fusste hierauf. Rechts der politischen Mitte trat die zunächst libertäre, später erzkonservative Tea Party hervor.
Die Zwischenwahlen 2010 spülten sodann zahlreiche Mitglieder der losen, den Republikaner nahestehenden Bewegung der Tea Party in den U.S. Kongress. Im U.S. Repräsentantenhaus gewann die Republikanische Partei 63 Sitze, im U.S. Senat sechs Sitze hinzu. Dieses Ergebnis war gleichbedeutend mit dem größten Sieg einer Partei seit dem Jahr 1938 als die Demokraten unter Präsident Franklin D. Roosevelt 72 Abgeordneten- und sieben Senatorensitze hinzugewannen. Wie die Wahlen in den 1930er Jahren muteten auch die Zwischenwahlen 2010 nahezu als Revolution an. Dabei nahm die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise ihren Anfang in der Ära des republikanischen Präsidenten George W. Bush.
Unter den zahlreichen Neulingen am Capitol Hill war auch ein damals noch landesweit unbekannter Politiker aus Florida namens Marco Antonio Rubio. In seiner Autobiographie „An American Son“ bezeichnete Rubio den Wahlabend an jenem November im Jahr 2010 als „surreal“. Diese Empfindung hatte seinen Grund. Denn Rubio setzte sich bei der Wahl um den U.S. Senatssitz für Florida dank der Unterstützung der Tea Party gegen den Gouverneur von Florida, Charlie Christ, durch. Ein Sieg von David gegen Goliath. Rubios politischer Aufstieg setzte sich, nachdem er schon seit 2000 als Abgeordneter im Staat Florida tätig war, somit bundesweit fort.
| Steckbrief des 72. US-Außenministers | |
|---|---|
| Vollständiger Name | Marco Antonio Rubio |
| Geburtsdatum und Ort | 28.06.1971 in Miami, FL |
| Ausbildung | Rechtswissenschaften (University of Miami) |
| Karriere | US-Außenminister (seit 2025), U.S. Senator (2011 – 2025), Abgeordneter Repräsentantenhaus Florida (2000 – 2011), Anwalt |

Außenpolitischer Hardliner im U.S. Senat
Im U.S. Senat sorgte Rubio von Beginn an mit der Tea Party, zu denen auch Rand Paul und später Ted Cruz zählten, mit ihrer Frontalopposition gegen die Politik von Präsident Barack Obama für Furore. Gleichwohl das Abstimmungsverhaltens Rubios in den 2010er Jahren laut Erhebungen von FiveThirtyEight deutlich weiter rechts im politischen Spektrum zu verorten war als dies bei seinen Fraktionskollegen der Fall war, engagierte er sich als Migrant der zweiten Generation doch auch in der überparteilichen „Gang of Eight“ für eine umfassende Einwanderungsreform, die jedoch letztendlich am Votum des U.S. Repräsentantenhauses scheiterte.
Neben seinem Einsatz in der Migrationspolitik machte sich U.S. Senator Rubio einen Namen als Verfechter einer neokonservativen Außen- und Sicherheitspolitik. Entgegen den lauter werdenden Stimmen, die sich mit der Make America Great Bewegung auch später durchsetzen sollten, sprach sich U.S. Senator Rubio für ein stärkeres Engagement der USA im Ausland aus und damit auch gegen die „Leading From Behind“ Doktrin des 44. US-Präsidenten Obama. Explizit forderte U.S. Senator Rubio beispielsweise mehr Führungsstärke des Präsidenten im syrischen Bürgerkrieg.
Fokus auf China
Während seiner Zeit am Capitol Hill wartete U.S. Senator Rubio zudem als Kritiker der immer aggressiver auftretenden Volksrepublik China auf. Als Exempel dient an dieser Stelle Rubios Einsatz für den Uyghur Forced Labor Prevention Act, der es US-Unternehmen untersagt Produkte aus chinesischer Zwangsarbeit zu erwerben. Ebenso bezeichnete U.S. Senator Rubio die Volksrepublik China als eine „geo-ökonomische Bedrohung“. Diese Kritiken veranlassten Peking dazu Sanktionen gegenüber U.S. Senator Rubio auszusprechen. Dem Republikaner wurde es sogar verboten in die Volksrepublik einzureisen.
Mit seiner Position als Hardliner gegenüber dem kommunistischen China hat sich Rubio für einen Kabinettsposten in der zweiten Regierung Trump empfohlen. Infolgedessen wurde er von seinem einstigen Kontrahenten bei den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen im Jahr 2016 als 72. Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika nominiert und vom U.S. Senat sogar einstimmig bestätigt. Der neue starke Mann im Foggy Bottom weist nicht nur mit seinem gegen ihn verhängten Einreiseverbot nach China eine Besonderheit in diesem Amt auf. Auch ist Rubio der erste US-Außenminister mit hispanischen Wurzeln. Nach seinem Debakel bei den Vorwahlen 2016 in seinem Heimatbundesstaat betritt Rubio nun doch noch die ganz große Weltbühne der Politik

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; US-Außenministerium; eigene Grafiken.
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