12.06.1987: Präsident Ronald Reagan in Berlin

Die totalitäre Welt bringt Rückständigkeit hervor, weil sie dem Geist Gewalt antut, dem menschlichen Drang zuwiderläuft, zu schaffen, zu genießen und zu verehren.

US-Präsident Ronald Reagan bei seiner Rede am 12.06.1987 in West-Berlin.

Freilich bringt eben jene von Präsident Ronald Reagan beschriebene totalitäre Welt auch physische Gewalt mit sich. Keine andere Stadt musste dies nach dem Zweiten Weltkrieg so erfahren wie Berlin. Zwischen Juni 1948 und September 1949 sperrte das kommunistische Regime in Moskau alle Land- und Wasserwege von der Trizone, dem späteren Westdeutschland, nach West-Berlin.

Die 2,2 Millionen in West-Berlin lebenden Menschen sowie 9.000 US-Streitkräfte, 7.600 britische Soldaten und 6.100 französische Armeeangehörige sollten ausgehungert werden, um den Druck auf die West-Alliierten zu erhöhen das westliche Berlin aufzugeben. West-Berlin sollte in die sowjetische Besatzungszone eingegliedert werden. Doch die West-Alliierten hielten dem Druck stand. Unter der Führung der USA richteten die West-Alliierten eine Luftbrücke zur Versorgung der Stadt ein. Die Freiheit sollte über den Totalitarismus triumphieren.

Nur wenige Jahre später, am 17.06.1953, ließen die Bürger der DDR in Anlehnung an die späteren Worte von Präsident Reagan ihren Unmut über das fehlende Ausleben ihres „menschlichen Drang[s] (…) zu schaffen, zu genießen und zu verehren“ freien Lauf. In einem Volksaufstand erhoben sich die Menschen gegen die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zustände in der noch jungen kommunistischen Diktatur. Im gesamten Land kam es zu Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen.

(…) dass nur, wenn dem Journalisten Redefreiheit eingeräumt wird, die Wahrheit gedeihen kann, nur wenn Landwirte und Geschäftsleute wirtschaftliche Freiheit genießen, kann Wohlstand entstehen.“

US-Präsident Ronald Reagan bei seiner Rede am 12.06.1987 in West-Berlin.

Doch wie auch später in Ungarn (1956) und in Prag (1968) wurde die Forderung nach mehr Freiheit brutal vom Kreml niedergeschlagen. Moskau rief das Kriegsrecht in der DDR aus, 16 sowjetische Divisionen mit 20.000 Soldaten sowie 8.000 Angehörige der Kasernierten Volkspolizei stellten die Gewaltherrschaft wieder her. Dem 17.06.1953 fielen 55 Personen zum Opfer, 20 weitere Todesfälle sind bis heute ungeklärt. 15.000 Personen wurden willkürlich festgenommen.

Steckbrief zum zweiten Berlin-Besuch
von Präsident Ronald Reagan
Amtszeit als 40. US-Präsident1981 – 1989
Besuche in Berlin als PräsidentZwei: 11.06.1982 und 12.06.1987
Warum Reagan nach Berlin kam„Am meisten wegen dem Mut und der Entschlossenheit der Berliner“
Berühmtester Satz in der Rede„Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor. Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer nieder.“

Es folgte mit dem Bau der Berliner Mauer im August 1961 die auch für die Bürger Berlins, die bis dahin beide Teile der Stadt besuchen konnten, physische Kreierung des „Eisernen Vorhangs“ (Winston Churchill, 1946). Die bis dato ohnehin schon bestehende politische und ökonomische Abriegelung zwischen der freien, demokratischen und der totalitären, kommunistischen Welt wurde endgültig.

Präsident von Weizsäcker hat einmal gesagt: Die deutsche Frage ist so lange offen, wie das Brandenburger Tor zu ist. Heute sage ich: solange das Tor zu ist, solange wird diese Mauer als Wunde fortbestehen, es ist nicht die deutsche Frage allein, die offen bleibt, sondern die Frage der Freiheit für die gesamte Menschheit.

US-Präsident Ronald Reagan bei seiner Rede am 12.06.1987 in West-Berlin.

Während des Kalten Krieges erstreckte sich der russische Imperialismus im Rahmen des Sowjetreiches auf 14 weitere Nationen sowie auf die Satelliten-Staaten des Warschauer Paktes in Osteuropa aus. Doch diese enorm große geographische Einflusssphäre von Ost-Berlin bis nach Wladiwostok war Moskau weiterhin nicht genug. Mit der Stationierung von Nuklearraketen des Typs SS-20 Ende der 1970er Jahre bedrohte der Kreml auf einmal alle Hauptstädte Westeuropas direkt.

Doch wie schon US-Präsident John F. Kennedy während der Kuba-Krise 1962 blieben die USA und ihre Verbündeten standhaft. Präsident Reagan äußerte sich hierzu in seiner Rede unweit des Brandenburger Tores 1987:

Weil wir stark blieben, sind die Sowjets an den Verhandlungstisch zurückgekehrt. Weil wir stark geblieben sind, besteht heute die Möglichkeit, nicht nur die Zunahme der Waffen einzuschränken, sondern zum ersten Mal eine gesamte Klasse nuklearer Waffen von der Erdoberfläche zu beseitigen.

US-Präsident Ronald Reagan bei seiner Rede am 12.06.1987 in West-Berlin.

Präsident Reagan sprach damit den von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) initiierten NATO-Doppelbeschluss an. Dieser besagte, dass zur Herstellung des nuklearen Gleichgewichts Mittelstreckenraketen des Typs Pershing II stationiert werden sollten. Des Weiteren sollte es zu bilateralen Verhandlungen der Supermächte zur Begrenzung der atomaren Mittelstreckenwaffen kommen.

Infolgedessen versammelten sich alleine im Bonner Hofgarten Anfang der 1980er Jahre mehrmals mehrere hunderttausende Menschen (1983: 500.000 Demonstranten), um gegen die Umsetzung des Doppelbeschlusses zu demonstrieren. Doch die Regierungschefs der Bonner Republik vertrauten mehr auf das eigene Entscheidungsvermögen als auf die vermeintliche öffentliche Meinung oder auf die Demoskopie. So setzte Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl (CDU) den sicherheitspolitischen Vorschlag seines Vorgängers um. Bis zum Jahr 1987 wurden alle geplanten Mittelstreckensysteme der USA in fünf NATO-Staaten, darunter die Bundesrepublik Deutschland, aufgestellt.

Im Wettrüsten der 1970er und 1980er Jahre sollte sich Moskau nicht zuletzt deswegen überheben, weil westliche Regierungschefs der, auch vom Kreml finanzierten, Angstmacherei von Demonstranten, Medien und linken Politikern nicht nachgaben. Eine Erkenntnis, die auch für das Jahr 2023 und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gilt. Wie Ukrainer gegenwärtig mit der Aggression Moskaus umgehen, erinnert stark an die Einstellung der Berliner während des Kalten Krieges. Präsident Reagan drückte diese wie folgt aus:

Die Sowjets mögen andere Pläne gehabt haben. Aber meine Freunde, es gab einige Dinge, die die Sowjets nicht berücksichtigten: Berliner Herz, Berliner Humor und Berliner Schnauze.

US-Präsident Ronald Reagan bei seiner Rede am 12.06.1987 in West-Berlin.

Bei Beginn seiner vollumfänglichen Invasion der Ukraine im Februar 2022 hatte Russland sicherlich auch andere Pläne gehabt. Doch mit der Stärke des ukrainischen Drangs nach Freiheit rechnete der Kreml nicht. Waren Präsident Reagan und die Bürger Berlins die Vorbilder des Freiheitskampfs gegen den Totalitarismus im Kalten Krieg, so sind dies gegenwärtig der ukrainische Präsident Wolodymir Zelensky und die Bürger der Ukraine. Wie schon im Kalten Krieg wird auch diesmal das Licht über das „Reich des Bösen“ (Präsident Reagan 1983) obsiegen.

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