Am 07.12.1941 griffen die Kaiserlich Japanischen Luftstreitkräfte überraschend die in Pearl Harbor vor Anker liegende Pazifikflotte der USA an. 2.403 US-Amerikaner kamen bei dem Angriff ums Leben, 1.178 Personen wurden verletzt. Die japanischen Angreifer konnten fünf Schlachtschiffe versenken sowie jeweils drei weitere Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer beschädigen. 188 Kampfflugzeuge wurden zerstört, 159 weitere Flugzeuge beschädigt.
Tags darauf erklärten die USA dem Japanischen Kaiserreich den Krieg. Die USA traten damit in den Zweiten Weltkrieg ein, gaben ihre bis dahin zurückhaltende Haltung auf. Der japanische Angriff auf Pearl Harbor brachte somit die entscheidende Wende für den Ausgang des Krieges und damit für die Weltgeschichte. Die japanischen Imperialisten sollten den Krieg im Pazifik ebenso verlieren wie das nationalsozialistische Deutschland in Europa.
Am 11.09.2001 veränderte sich die Welt
Der Angriff auf Pearl Harbor war ein Schock für die USA. Doch von einem Angriff auf das Festland und auf die Zivilbevölkerung blieb das Land an diesem Dezembertag des Jahres 1941 ebenso verschont wie während des Zweiten Weltkriegs und des darauffolgenden Kalten Krieges. Mit den islamistischen Terroranschlägen vom 11.09.2001 änderte sich dies jedoch, es geschah eine wahre Zeitenwende für die USA und die Welt.
Die Amerikaner haben Kriege erlebt – aber in den letzten 136 Jahren waren dies Kriege auf fremdem Boden, mit Ausnahme eines Sonntags im Jahre 1941. Amerikaner haben in Kriegen Verluste erlitten – aber nicht im Zentrum einer großen Stadt an einem friedlichen Morgen. Die Amerikaner haben Überraschungsangriffe erlebt – aber nie zuvor Angriffe auf tausende Zivilisten.
Präsident George W. Bush am 20.09.2001 vor dem U.S. Kongress.
Beim bis heute weltweit tödlichsten Terrorangriff verloren insgesamt 2.996 Menschen unmittelbar ihr Leben. Die USA beklagten an 9/11 folglich noch mehr Todesopfer als bei dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor. Sogar noch weitaus mehr Personen starben an den Folgen des Terroranschlags, beispielsweise auf Grund von Atemwegserkrankungen, die durch den Einsturz der Wolkenkratzer ausgelöst wurden. Mehr als 6.000 Menschen erlitten, teils schwere, Verletzungen.
Geplant von al-Kaida-Anführer Osama bin Laden entführten an jenem Dienstag 19 Islamisten vier Passagierflugzeuge. Die Selbstmordattentäter steuerten zwei Maschinen in die beiden Türme des World Trade Center zu New York City, wobei 2.753 Personen getötet wurden. Ein weiteres Flugzeug flog in das Pentagon in Washington D.C. und tötete 184 Menschen. Eine vierte Maschine stürzte über Pennsylvania ab, nachdem die Passagiere die Terroristen überwältigen konnten.
US-Amerikaner versammelten sich hinter ihrem Präsidenten
Es folgte eine nie dagewesene Solidarität im Land. Politisch gesehen versammelte sich das Volk hinter ihrem Präsidenten George W. Bush, der zu diesem Zeitpunkt erst knapp neun Monate als Commander-in-chief agierte. Selbstverständlich war dies nicht, war doch eine knappe Wahlentscheidung und juristische Auseinandersetzungen dem Einzug des zweiten Bush in das Weiße Haus vorausgegangen.
| Steckbrief zur „Krieg gegen den Terror“ Rede von Präsident George W. Bush | |
|---|---|
| Amtszeit als 43. US-Präsident | 2001 – 2009 |
| Warum Bush die Rede hielt | Islamistische Terroranschläge auf New York City, Washington D.C. und Pennsylvania vom 11.09.2001 |
| Berühmtester Satz in der Rede | „Unser Krieg gegen den Terrorismus beginnt mit der Al-Quaida, aber er wird dort nicht enden.“ |
Doch in den Tagen des größten Terroranschlags auf US-amerikanischem Boden konnte Bush seinen eigenen Ansprüchen eines „mitfühlenden Konservatismus“ gerecht werden. Zustimmungswerte von bis zu 88% (21.10.2001) unterstrichen dies eindrucksvoll. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hatte die außerordentliche Rede zur Lage der Nation von Präsident Bush, in der er sich entschlossen und dennoch emotional zeigte, vor dem U.S. Kongress am 20.09.2001:
Im normalen Verlauf der Dinge kommen Präsidenten in dieses Haus, um über die Lage der Nation zu berichten. Heute Abend ist ein solcher Bericht nicht nötig. Die Lage der Nation wurde bereits vom amerikanischen Volk beschrieben. Wir haben sie im Mut von Passagieren gesehen (…) Wir haben die Lage der Nation im Durchhaltevermögen unserer Bergungsarbeiter gesehen (…) Wir haben gesehen, wie Flaggen gehisst, Kerzen angezündet, Blut gespendet und gebetet wurde – auf Englisch, Hebräisch und Arabisch.
Präsident George W. Bush am 20.09.2001 vor dem U.S. Kongress.
Bush differenzierte
Es ist kein Zufall, dass Präsident Bush Gebete in diesen drei Sprachen nannte. Sprachen, die weitestgehend als Synonyme der drei Weltreligionen des Christentums, des Judentums und des Islams verstanden werden können und sicherlich von Seiten Bushs verstanden werden sollten. Die Ansprache, in der Präsident Bush dem weltweiten, insbesondere von al-Kaida geführten, Terrorismus den Krieg erklärte, versuchte nämlich durchgehend zwischen friedliebenden Muslimen und gewalttätigen Extremisten zu unterscheiden:
Die Terroristen praktizieren eine Randform des islamischen Extremismus, die von muslimischen Gelehrten und der großen Mehrheit der muslimischen Kleriker abgelehnt wird – eine Randbewegung, die die friedlichen Lehren des Islams pervertiert.
Präsident George W. Bush am 20.09.2001 vor dem U.S. Kongress.
Präsident Bush ließ es sich dabei auch nicht nehmen Muslime, deren Religion bei den Terroranschlägen des 11.09.2001 missbraucht wurde, direkt anzusprechen:
Ich möchte mich heute Abend auch direkt an die Muslime aller Welt wenden: Wir respektieren Ihren Glauben. Er wird von vielen Millionen Amerikanern in Freiheit ausgeübt sowie von vielen weiteren Millionen in Ländern, die Amerika zu seinen Freunden zählen darf. Die Lehren des Islam sind gut und friedvoll, und diejenigen, die Böses im Namen Allahs begehen, schänden den Namen Allahs. Die Terroristen sind Verräter ihres eigenen Glaubens, die im Grunde den Islam selbst zur Geisel machen. Feind Amerikas sind nicht unsere vielen muslimischen Freunde, und es sind nicht unsere vielen arabischen Freunde. Unser Feind ist ein radikales Netzwerk von Terroristen sowie jedes Land, das diese Terroristen unterstützt.
Präsident George. W. Bush am 20.09.2001 vor dem U.S. Kongress.
Vorbereitung auf langen Krieg gegen den Terror
In seiner Rede arbeitete Präsident Bush ebenso deutlich heraus, dass er die Terroristen von al-Kaida in der Nachfolge „aller mörderischen Ideologien des 20. Jahrhunderts“ sah. Dementsprechend stellte er insbesondere den freien Westen „auf einen lange andauernden Feldzug“ ein:
Dies ist nicht nur ein Kampf Amerikas. Und es geht hier nicht nur um die Freiheit Amerikas. Dies ist der Kampf der gesamten Welt. Dies ist der Kampf der gesamten Zivilisation. Es ist der Kampf aller, die an Fortschritt und Pluralismus, Toleranz und Freiheit glauben.
Präsident George W. Bush am 20.09.2001 vor dem U.S. Kongress.
Ein Kampf, der mit einer Militärintervention in Afghanistan begann. Die Steinzeitislamisten der Taliban, die Terroristengruppen wie al-Kaida Zuflucht gaben, wurden temporär entmachtet. Im Jahr 2011 konnte bin Laden in Pakistan von US-Spezialeinheiten zur Rechenschaft gezogen werden. Doch neben diesen Erfolgen steht die zumindest von den offiziellen Gründen fragwürdige Militärintervention im Irak oder die Menschenrechtssituation der Gefangenen in Guantánamo.
Bushs differenzierte Rede als Beispiel
Wie die historische Rede von Präsident Bush neun Tage nach 9/11 mit einer smarten Differenzierung zwischen Religion und Extremismus aufwartete, so sollte auch über dessen polarisierenden Kampf gegen den weltweiten Terrorismus kein undifferenziertes Urteil gefällt werden. Einseitige schwarz-weiß Betrachtungen folgten dennoch – zunächst von Medien und Politik.
In der jüngeren Geschichte der USA wartete sogar ein Bewohner des Weißen Hauses mit solch einfach gestrickten Urteilen auf, der sogar mit Fake News zum 11.09.2001 das Land in einer Frage, in der es eigentlich so einig auftrat, weiter spaltete. In polarisierenden Zeiten wie diesen lohnt sich umso mehr ein Blick zurück auf die unmittelbar nach dem größten Angriff auf die westliche Zivilisation bemerkenswert differenziert gehaltene Rede von Präsident Bush.

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; eigene Grafiken.
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