Der 11. September 2001 markierte einen Epochenbruch. Mit den islamistischen Terroranschlägen von New York City, Washington D.C. und Pennsylvania nahm das von Francis Fukuyama deklarierte „Ende der Geschichte“ sein eigenes Ende. Der vom damaligen US-Präsidenten George W. Bush ausgerufene „Krieg gegen den Terror“ folgte. Wenngleich Präsident Bush explizit den islamistischen Terrorismus und nicht die Weltreligion des Islam per se bekämpfen wollte, dürfte sich Samuel P. Huntington in seiner These des Kampfes der Kulturen doch bestätigt gesehen haben. Um in dieser neuen Zeit die USA vor terroristischen Gefahren und weiteren Bedrohungen besser schützen zu können, wurde am 25.11.2002 das Heimatschutzministerium ins Leben gerufen.
Von der Aufgabenbeschreibung ähnelt das US-Heimatschutzministerium den Innenministerien anderer Länder. Das Innenministerium der Vereinigten Staaten ist ja bekanntlich nur für die Verwaltung des bundeseigenen Grundvermögens, hierzu gehören beispielsweise Nationalparks, verantwortlich. Das Heimatschutzministerium ist indes mit 240.000 Mitarbeitern die mittlerweile drittgrößte Bundesbehörde. Nur das Verteidigungsministerium sowie die Rentenorganisation beschäftigen mehr Personen.
Dem Heimatschutzministerium ist zum Beispiel die Zollbehörde, die Küstenwache, und die Katastrophenschutzbehörde FEMA unterstellt. Das FBI und die CIA gehören nicht zum Verantwortungsbereich des Ministeriums. Ebenso weist das Heimatschutzministerium trotz einer hohen Anzahl von Mitarbeitern ein vergleichsweises geringes Budget auf. So hat beispielsweise das Landwirtschaftsministerium doppelt so viele monetäre Mittel zur Verfügung wie der Heimatschutz.
Amtierende Heimatschutzministerin polarisiert
Seit ihrer Gründung hat das US-Heimatschutzministerium acht verschiedene Minister gesehen. Seit dem 25.01.2025 steht Kristi Noem dem Haus an der Nebraska Avenue in Washington D.C. vor. Zuvor hatte die Republikanerin eine 18-jährige politische Karriere in ihrem und für ihren Heimatbundesstaat South Dakota hinter sich. Zuletzt amtierte sie seit dem Jahr 2019 als erste weibliche Gouverneurin des ländlich geprägten Bundesstaates im Mittleren Westen der USA. Im Wahlkampf wurde Noem einst maßgeblich vom damaligen 45. US-Präsidenten Donald Trump unterstützt.
Im Präsidentschaftswahlkampf 2024 zählte Noem sogar zum engsten Kreis möglicher Vizepräsidentschaftskandidaten von Trump. Allerdings wurden ihr die negativen Reaktionen auf ihre Autobiographie zum Verhängnis. In dieser prahlte Noem damit, dass sie ihre 14 Monate junge Deutsche-Drahthaar-Hündin erschossen habe, da diese bei der Fasanenjagd „nicht mehr unter Kontrolle zu bringen gewesen“ sei. Ebenso behauptete Noem in ihrem Buch den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un getroffen zu haben – was nicht der Wahrheit entspricht.
| Steckbrief der 8. US-Heimatschutzministerin | |
|---|---|
| Vollständiger Name | Kristi Lynn Noem |
| Geburtsdatum und Ort | 30.11.1971 in Watertown, SD |
| Ausbildung | Politikwissenschaft (South Dakota State University) |
| Karriere | US-Heimatschutzministerin (seit 2025), Gouverneurin South Dakota (2019 – 2025), Abgeordnete U.S. House (2011 – 2019), Abgeordnete South Dakota (2007 – 2010) |

Noem ist „Kind“ der Tea Party
Bevor Noem für – negative – landesweite Schlagzeilen sorgte, begann sie im Jahr 2007 ihre politische Karriere als Abgeordnete des Repräsentantenhauses von South Dakota. Vier Jahre später wurde sie als Teil der Tea Party, die sich gegen die staatlichen Maßnahmen zur Stabilisierung der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise aussprach, in das U.S. Repräsentantenhaus gewählt. Ihren Wahlbezirk repräsentierte sie in Washington D.C. für acht Jahre bevor sie als Gouverneurin nach South Dakota zurückkehrte.
Im politischen Spektrum gehört Noem dem erzkonservativen bis MAGA-populistischen Spektrum an. Demzufolge spricht sich die 1971 in Watertown, SD, geborene Republikanerin für ein unbeschränktes Recht auf Waffenbesitz ebenso aus wie für einen bedingungslosen Lebensschutz. Gleichgeschlechtliche Eheschließungen sieht Noem skeptisch, den menschengemachten Klimawandel leugnet sie. Während der Coronavirus-Pandemie wartete Noem als Gouverneurin mit einer liberalen Handhabung auf und verhängte beispielsweise keine allgemeinen Ausgangssperren. Den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 erkannte Noem nicht an, allerdings verurteilte sie den Sturm auf das U.S. Kapitol.
Schicksalsschlag prägte Noem
Dass Noem mit einem wenig einfühlsamen Konservatismus aufwartet, liegt wohl auch an ihrer eigenen Familiengeschichte mitbegründet. Aufgewachsen auf der Familienfarm in Hamlin County, SD, half sie schon frühzeitig im familieneigenen Betrieb mit. Als im Jahr 1994 ihr Vater bei einem Autounfall ums Leben kam, verließ Noem daraufhin das College frühzeitig, um die Familienfarm zu übernehmen. Unter ihrer Leitung wurde der Betrieb mit einem Jagdgästehaus und einem Restaurant erweitert sowie die Rinderzucht weiter professionalisiert.
Noem fand dennoch die Zeit sich mit Online-Unterricht weiterzubilden und graduierte während ihrer Zeit als Abgeordnete des U.S. Repräsentantenhauses mit einem Bachelor of Arts im Fachbereich Politikwissenschaft. Die dreifache Mutter Kristi Noem wartet folglich mit einem ungewöhnlichen Werdegang unter herausfordernden Umständen auf. So herausfordernd wie es letztendlich auch der Schutz der US-amerikanischen Heimat seit dem 11. September 2001 darstellt.

Ein Beitrag von Kai-Uwe Hülss M.A.
Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; Social Media Seiten der Politiker; eigene Grafiken.
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