Für Gesellschaften, die sich einen gewissen Wohlstand erarbeiten konnten, ist Sport die schönste Nebensache der Welt. Auf Grund dieses Stellenwerts war der Sport auch schon immer in gewisser Weise politisch. In negativer Hinsicht versuch(t)en Diktaturen nämlich die Austragung von Sportwettbewerben für ihre eigenen ideologischen und politischen Ziele zu missbrauchen. Erinnert sei an dieser Stelle an die Olympischen Sommerspiele im Jahr 1936 unter dem Zeichen des Hakenkreuz in Berlin. Oder zuletzt an die Olympischen Winterspiele von Peking im Jahr 2022 oder die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar im gleichen Jahr.
Freilich nutzen auch Demokratien den Sport für ihre Zwecke. Im Jahr 2006 präsentierte sich beispielsweise Deutschland als Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft als ein weltoffenes Land. Selbst ein gesunder Patriotismus konnte temporär etabliert werden. Ein positives Bild vom Land wurde gezeichnet, was sich wiederum vorteilhaft auf die politisch Verantwortlichen und den Standort Deutschland auswirkte. Im nächsten Jahr findet die FIFA-Weltmeisterschaft in Nordamerika statt. Als einer der drei Gastgeber versprechen sich auch die USA einen Imageschub von dem Wettbewerb. Präsident Donald Trump versucht schon heute die Weltmeisterschaft auf seine Person zuzuschneiden. FIFA-Präsident Gianni Infantino war mehrmals zu Gast im Weißen Haus und zeigte Präsident Trump bereits die goldene Trophäe, die der MAGA-Republikaner am liebsten gleich im Oval Office behalten hätte.
Trumps Traum vom eigenen NFL-Team
Die weltweit beliebteste Mannschaftssportart Fußball genießt auch in den USA einer immer größer werdenden Beliebtheit. Infolgedessen zeigt die Politik steigendes Interesse an der von Europäern und Südamerikanern dominierten Sportart. Doch ob Präsident Trump sein Image steigern kann, wenn er in den Spielorten die Nationalgarde aufmarschieren lässt wie es gegenwärtig in Washington D.C. und Los Angeles der Fall ist? Letztendlich gehört zur America First Politik des 47. US-Präsidenten auch die Anerkennung, dass Baseball und American Football weiterhin die mit Abstand beliebtesten Sportarten in den USA darstellen.
Zum American Football weist Präsident Trump sodann auch eine besondere Beziehung auf. In den 1980er Jahren versuchte Trump gleich zweimal vergeblich Besitzer eines NFL-Teams zu werden: 1981 meldete er Interesse an den Baltimore Colts an, sieben Jahre später an den New England Patriots. Nach dem Tod von Ralph Wilson, Gründer und langjähriger Eigentümer der Buffalo Bills, im Jahr 2014 stand Trump in der Endauswahl neuer Eigentümer der Franchise aus dem Bundesstaat New York zu werden – scheiterte jedoch erneut. Gleichwohl der damalige New Yorker Immobilienmogul nie eine Franchise erwerben konnte, kaufte sich Trump doch im Jahr 1983 bei den New Jersey Generals, einem Team in der zur NFL konkurrierenden und kurzlebigen United States Football League, ein. In dieser Zeit lernte er auch den Running Back Herschel Walker kennen, der im Jahr 2022 als Republikaner für den U.S. Senat erfolglos kandidierte.
Namensstreit um Washington Commanders
Auch als US-Präsident kann Präsident Trump von seinem Faible für American Football nicht lassen. Suchte er als Unternehmer noch Anerkennung in dieser Sportart, mischt er sich nunmehr aktiv in die Sportpolitik ein. Jüngstes Beispiel ist die NFL-Franchise aus der Hauptstadt. Erst warb Präsident Trump noch für ein $ 3,7 Milliarden teuren Stadionneubau auf dem alten Gelände des RFK Memomorial Stadiums in Washington D.C. Damit würden die Commanders nach 30 Jahren aus Maryland nach Washington D.C. zurückkehren.
Doch dann wiederentdeckte Präsident Trump die Identitätspolitik und forderte die Rückkehr zum alten Namen „Redskins“ („Rothäute“) – ansonsten würde er den Stadionneubau versuchen zu verhindern. Bekanntlich zogen vor fünf Jahren die Besitzer des Teams den Namen „Redskins“ zurück. Vorausgegangen waren Anti-Rassismus-Demonstrationen rund um die Ermordung von George Floyd und Druck einiger Großsponsoren. Eine ähnliche Forderung stellte Präsident Trump an die Baseball-Franchise der Cleveland Guardians. Diese, so Präsident Trump, sollten ihren alten Namen „Indians“ wieder annehmen.
Verschwörung um Travis Kelce und Taylor Swift
Die MAGA-Bewegung um Präsident Trump attackiert jedoch nicht nur Sportmannschaften, sondern auch Einzelpersonen. Den Super Bowl im Jahr 2024 nutzten Rechtspopulisten nämlich mit der Verbreitung von Verschwörungstheorien über den Tight End der Kansas City Chiefs Travis Kelce und Taylor Swift, der erfolgreichsten Musikerin dieses Jahrzehnts. Laut deren kruden Theorien soll die Saison 2023/ 2024 der NFL vom liberalen Amerika manipuliert worden sein, damit die Kansas City Chiefs um Kelce im Finale stehen konnten.
Im Finale selbst, so die Verschwörungstheorie, sollte sich dann die dort anwesende Swift für die Kampagne des damaligen Präsidenten Joe Biden aussprechen und so den Weg für dessen Wiederwahl ebnen. Die Beziehung von Swift und Kelce diene lediglich dazu für Swifts Ankündigung die größtmögliche Aufmerksamkeit beim Super Bowl zu generieren. Zur Ausführung dieses Plans wurden laut der Verschwörungstheorie Demokraten vom Pentagon unterstützt. Verbündete Trumps riefen infolgedessen einen „Heiligen Krieg gegen Swift“ aus. Freilich trat nichts dergleichen ein. Am 26.08.2025 verlobten sich Swift und Kelce zudem, Präsident Trump gab auf Nachfrage der Medien kleinlaut seine Glückwünsche kund.
Der Fall Kaepernick
Nach der Ermordung des Afroamerikaners Floyd durch einen Polizisten hatte es Präsident Trump zu Ende seiner ersten Amtszeit mit zunehmenden Protesten, auch von Seiten der NFL, gegen Polizeigewalt zu tun. Doch schon vier Jahre zuvor konfrontierte der damalige Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, Trump und die Gesellschaft mit der Realität des immer noch vorhandenen Rassismus in den USA. Kaepernick war nämlich der erste Spieler, der sich im Jahr 2016 während des Abspielens der Nationalhymne hinkniete um gegen Rassismus zu demonstrieren. Ganze Mannschaften folgten seinem Beispiel.
Präsident Trump hatte für Kaepernick, der nach 2017 kein NFL-Team mehr fand, und dessen Anliegen nur Hohn und Spott übrig. Der MAGA-Republikaner sah die Geste als eine Beleidigung für die Nation an. Die US-amerikanische Gesellschaft ist indes weiterhin geteilter Meinung über die damaligen Proteste von Seiten zahlreicher NFL-Spieler. Für Präsident Trump war es indes ein willkommenes Thema, in dem er sich ganz im Sinne des Kulturkampfes zwischen konservativem und liberalem Amerika profilieren konnte. Eine Profilierung, die er sicherlich auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 an den Tag legen wird. Schließlich war der Sport schon immer auch ein Teil einer politischen Inszenierung.

Ein Beitrag von Kai-Uwe Hülss M.A.
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