Legendäre Pressekonferenzen prägten die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik. Als sich am 09.11.1989 ein italienischer Journalist beim Sekretär für Informationswesen Günter Schabowski über den Beginn der Gültigkeit der neuen Ausreisebestimmungen erkundigte, antwortete dieser mit „sofort, unverzüglich“. Das Ende der Berliner Mauer wurde durch diese Aussage von Seiten der DDR-Führung ungewollt eingeleitet, tausende Ost-Berliner strömten an die Grenzübergänge, forderten die Öffnung dieser. Erfolgreich. Knapp 30 Jahre zuvor, nämlich am 15.06.1961, wurde der Bau einer Mauer auf einer internationalen Pressekonferenz noch vom Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht dementiert: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“
Die Berliner Mauer forderte mindestens 140 Todesopfer.
Quelle: Stiftung Berliner Mauer.
Die Entscheidung zur Abriegelung der Sektorengrenzen zu West-Berlin war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon gefällt. Zu viele Bürger der DDR verließen das Land und sorgten so für eine noch größere wirtschaftliche und politische Instabilität im sowjetischen Satellitenstaat. In der Nacht vom 12. auf den 13.08.1961 begann das sozialistische Unrechtsregime der DDR mit dem Bau der Berliner Mauer. Was mit Stacheldrahtverhauen und Panzersperren begann, wurde schrittweise in eine bis zu 3,60 Meter hohe und 155 Kilometer lange Mauer ausgebaut. Selbstschussanlagen, Minenfelder, Hundelaufanlagen und Wachtürme komplettierten das unmenschliche Bauwerk, welches die eigene Bevölkerung an der Ausreise hindern sollte.
Berliner Mauerbau kam Kennedy nicht ungelegen
Der damalige Führer der freien Welt, US-Präsident John F. Kennedy, reagierte indes Verhalten auf den Bau der Berliner Mauer. Schließlich, so der Demokrat, verletze der Mauerbau keine der drei Bedingungen, die einen Kriegsgrund darstellen würden. Damit meinte Präsident Kennedy den freien Zugang nach West-Berlin, der für die Alliierten, ohnehin per Luft, gegeben war, sowie die weitere Anwesenheit der Alliierten und die Freiheit der West-Berliner. Gerüchten zu Folge soll er sogar davon gesprochen haben, dass „eine Mauer (…) verdammt viel besser [sei] als ein Krieg“.
Um die aufgebrachten Gemüter in der Bundesrepublik Deutschland zu beruhigen, schickte Präsident Kennedy seinen Vizepräsidenten Lyndon B. Johnson und General Lucius D. Clay, der zwischen 1948 und 1949 die Berliner Luftbrücke organisierte und als deren Initiator gilt, nach West-Berlin. Doch erst die persönliche Solidaritätsbekundung des 35. US-Präsidenten vom 26.06.1963 („Ich bin ein Berliner“) mit der leidgeplagten Berliner Bevölkerung normalisierte weitestgehend das Verhältnis zwischen Kennedy und den Berlinern.
Russischer Imperialismus als Gefahr für Osteuropa
Die Berliner Mauer sollte bis zum November 1989 fortbestehen – und mit ihr die stark befestigte 1.378 Kilometer lange innerdeutsche Grenze. Der real existierende Sozialismus entzweite Familien, verletzte Grund- und Menschenrechte. Erst mit der Präsidentschaft von Ronald Reagan kam Bewegung in den Kalten Krieg, der eine Sicherheitspolitik nach dem Motto „Frieden durch Stärke“ verfolgte. Den Rüstungswettlauf mit der Sowjetunion entschieden die USA für sich, die sozialistischen Systeme in Osteuropa implodierten ökonomisch. Der Einfluss Moskaus über die Hauptstädte Osteuropas schwand rasant.
Die aus der Sowjetunion hervorgegangene Russische Föderation wartet infolgedessen nicht mehr mit dem Status einer Supermacht auf, wenngleich das flächenmäßig größte Land der Erde weiterhin die meisten Atomsprengköpfe zu ihrem Besitz zählen kann. Der amtierende russische Präsident Vladimir Putin sieht sich in diesem Jahrtausend indes auf einer historischen Mission der Wiederherstellung des Russischen Kaiserreichs wieder. Die vollumfängliche russische Invasion der Ukraine ist mit diesen historisch bedingten russischen imperialistischen Bestrebungen primär zu begründen. Die Dominanz über Osteuropa soll wiederhergestellt werden.
Trumps Osteuropapolitik ist näher an Kennedy als an Reagan
Als US-amerikanischem Gegenpart hat es Putin seit dem Jahr 2025 erneut mit Donald Trump zu tun, der sich gerne auf den Spuren von Reagan sieht. Die Osteuropapolitik von Präsident Trump erinnert jedoch mehr an Kennedys Haltung während des Berliner Mauerbaus als an die Ikone der Republikanischen Partei. Mit seinem unbedingten Willen „das Blutvergießen“ zu beenden und sich damit für die Auszeichnung des Friedensnobelpreises ins Spiel zu bringen, handelt Präsident Trump nämlich aus einer Position der Schwäche heraus, auch wenn er dies freilich anders formulieren mag. Kurzfristige Resultate, wie ein Treffen ohne Vorbedingungen mit Putin, stehen für Präsident Trump vor einer nachhaltigen Lösung eines tieferliegenden Konflikts. Für Russland geht es nämlich um die Zerstörung allen Ukrainischen, eine Position, die auch nicht durch einen möglichen Waffenstillstand aufgelöst werden kann.
Andererseits wird der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika qua Amt auch „Führer der freien Welt“ genannt. Doch kann ein US-Präsident überhaupt noch so bezeichnet werden, wenn dieser eine Vermittlerrolle zwischen Aggressor und Opfer, zwischen russischen Kriegsverbrechern und ukrainischen Opfern, einnehmen will? Freilich eine rhetorische Frage. Doch die Regierungschefs europäischer Hauptstädte scheuen sich nach vor dieser Realität in die Augen zu sehen. Mit Präsident Trump wird das freie Europa erneut von den US-amerikanischem Verbündeten im Stich gelassen. Wie einst im August 1961 im geteilten Berlin. Doch diesmal auch aus eigenem Verschulden, nahmen doch zu viele europäische Nationen einen naiven Blickwinkel gegenüber Russland und eigener Verteidigungsnotwendigkeiten ein.
