Alle vier Jahre am 20. Januar wird die Amtseinführung eines Präsidenten in den Vereinigten Staaten von Amerika feierlich begangen. Der Wahlsieger legt seinen Amtseid ab, hält eine erste Ansprache, nimmt in der Regel an einer Parade und an zahlreiche Tanzbällen teil. Der Inauguration Day ist eine Feier zu Ehren der Demokratie, zu Ehren des Volkswillens. Vor diesem Hintergrund begeben sich zehntausende US-Amerikaner an diesem Tag in die Hauptstadt Washington D.C., um den Feierlichkeiten beizuwohnen.
Für einen reibungsvollen und sicheren Ablauf sorgen neben der hiesigen Polizei auch Nationalgardisten, die von einzelnen Bundesstaaten sowie von der militärischen Reserve der Streitkräfte gestellt werden. Bei der Amtseinführung von Joe Biden am 20.01.2021 waren 20.000 Nationalgardisten zugegen. Zwölf Nationalgardisten wurden jedoch als potenzielles Sicherheitsrisiko eingestuft und von der Aufgabe abberufen. Einer dieser zwölf Personen war Pete Hegseth, der vier Jahre später zum 29. US-Verteidigungsminister aufsteigen sollte.
Hegseth wartet mit extremen Einstellungen auf
Zum Verhängnis wurden dem Republikaner seine zahlreichen Tätowierungen. Freilich, Tätowierungen an sich wären kein Ausschlusskritierum gewesen. Doch laut dem Wissenschaftler Matthew D. Taylor vom Institute for Islamic, Christian, and Jewish Studies in Baltimore, MD, handelt es sich bei Hegseths Tätowierungen um eine extreme Form des christlichen Nationalismus. Unter anderem trägt Hegseth ein Sturmgewehr vor der US-Flagge sowie ein Jerusalemkreuz auf seinem Körper. Zeichen, die von Rechtsextremen ebenso verwendet werden wie der lateinische Ausspruch „Deus lo volt“ („Gott will es“), den sich Hegseth ebenso tätowieren ließ.
Der Satz soll als Antwort der Menschenmenge an eine Rede von Papst Urban II. vom 27.11.1045 auf der Synode von Clemont zurückgehen, bei der die Befreiung Jerusalems von muslimischer Herrschaft gefordert wurde. Der erste Kreuzzug wurde hiermit begründet. Unter Anhängern von Donald Trump, der sich als US-amerikanischer Messias sieht, ist dieser Ausdruck ebenso beliebt wie bei Rechtsextremen, die mit der Parole ein Gegenkonzept zum islamistischen Dschihad sehen. Ebenso auf Hegseths Körper prangt das arabische Wort „kafir“, welches für „Ungläubiger“ steht. Hegseth unterstreicht damit laut Nihad Awad, dem Exekutivdirektor des Council on American-Islamic Relations, seine antimuslimische Haltung und seine persönliche Unsicherheit.
Umstrittener Verteidigungsminister
Hegseth verprellt damit die knapp 6.000 US-amerikanischen Muslime, die im Militär ihrem Land dienen. Nicht die einzige Gruppe, bei der Hegseth als Verteidigungsminister mit einem Malus startete. Als Anhänger der reformierten Rekonstruktionismus-Gruppierung, die als fundamentalistische calvinistische theonomische Bewegung alttestamentarliche Gesetze in der Gesellschaft verankern will und ein maskulines Gesellschaftsbild propagiert, lehnt Hegseth beispielsweise den aktiven Kampfeinsatz von Soldatinnen ab.
Steckbrief des 29. US-Verteidigungsministers
Vollständiger Name
Peter Brian Hegseth
Geburtsdatum und Ort
06.06.1980 in Minneapolis, MN
Ausbildung
Public Policy (Harvard University)
Karriere
US-Verteidigungsminister (seit 2025), Moderator bei Fox News (2014 – 2024), Angehöriger der U.S. Army (2003 – 2014)
Gleichwohl Hegseth einem christlichen Nationalismus, der in den USA in den vergangenen Jahren an Popularität gewann und mit den eigentlichen Werten des Christentums nichts gemein hat, frönt, hält sich der ehemalige bei Fox News tätige Moderator doch selbst nicht an seine hohen moralischen Werte. So ist Hegseth zweimal geschieden. Seine zweite Ehefrau, mit der er drei Kinder hat, betrog er mit einer verheirateten Produzentin von Fox News – und schwängerte diese zugleich. Hinzu gesellten sich mehrere Anschuldigungen des sexuellen Missbrauchs sowie des Alkoholmissbrauchs und der Veruntreuung von monetären Mitteln. Nach der Nominierung durch Trump als Verteidigungsminister gab Hegseth vor dem Militärausschuss sodann zu Protokoll, dass Jesus ihm vergeben habe, damit er als Verteidigungsminister „die endlosen Kriege“ beenden könne…
Hauchdünne Mehrheit rettete Hegseths Nominierung
Die demokratischen U.S. Senatoren waren bei der Abstimmung über Hegseths Nominierung ebenso wenig überzeugt wie drei Republikaner. Der daraus resultierende Patt konnte nur mit der Stimme durch den Vorsitzenden, qua Amt Vizepräsident J.D. Vance, aufgelöst werden. Es war erst das zweite Mal in der Geschichte der USA, dass der Vizepräsident ein Patt bei einer Kabinettsernennung auflösen musste. Erstmals geschah dies in der ersten Regierung Trump, als Betsy DeVos als Bildungsministerin nur 50 Senatorenstimmen erhielt.
Die Skepsis gegenüber Hegseth, der zehn Jahre lang selbst in der U.S. Army sowie in der Nationalgarde, unter anderem auf Guantánamo, im Irak und in Afghanistan diente, legte sich dennoch nie. Schließlich gesellen sich neben der streitbaren Persönlichkeit auch fehlende administrative Erfahrungen von Seiten Hegseths. Letzteres wiegt umso schwerer, bringt die Position des Verteidigungsministers doch ein sehr hohes Verantwortungsbewusstsein mit sich. Schließlich zeichnet sich der Chef des Pentagon für 750.000 Zivilangestellte sowie 1,3 Millionen Soldaten und für ein Budget von $ 850 Milliarden verantwortlich.
Besteht Hegseth seine Prüfung?
Dass Hegseth dieser Verantwortung – zumindest in den ersten Monaten seiner Amtszeit – nicht gewachsen ist, zeigte sich, als Hegseth über dem Messenger-Dienst Signal mit anderen Regierungsmitgliedern sensible Angriffspläne auf die Huthi-Rebellen verbreitete. Umso vorausschauender waren diesbezüglich die Worte von Mitch McConnell, dem ehemaligen republikanischen Fraktionschef im U.S. Senat, als dieser seine Ablehnung gegenüber Hegseths Nominierung als Verteidigungsminister begründete:
Die effektive Verwaltung von fast drei Millionen militärischen und zivilen Mitarbeitern, eines Jahreshaushalts von fast einer Billion Dollar und von Bündnissen und Partnerschaften auf der ganzen Welt ist ein täglicher Test mit erschütternden Folgen für die Sicherheit des amerikanischen Volkes und unsere globalen Interessen. Herr Hegseth hat bisher nicht gezeigt, dass er diese Prüfung bestehen wird. Zum Zeitpunkt seines Amtsantritts sind die Folgen eines Scheiterns so hoch wie nie zuvor.
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Vor drei Jahren begann die Russische Föderation ihre vollumfängliche Invasion der Ukraine. Der größte Angriffskrieg auf europäischem Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs deutete sich schon Jahre zuvor an. Kurz vor seinem Tod warnte der einstige US-Präsident Richard Nixon beispielsweise schon im Jahr 1994 vor dem russischen Imperialismus und vor einem erneuten großen Krieg in Europa (Klick hier). Auch in den 2000er Jahren sprachen unter anderem George W. Bush, Mitt Romney oder John McCain das weiterhin aggressiv auftretende Russland als eine Gefahr für den Frieden in Europa an (Klick hier).
Europäer im Schlafwagen der Geschichte
Doch die meisten politisch Verantwortlichen des alten Kontinents, insbesondere in Deutschland, befanden sich trotz zahlreicher Warnungen von genannten US-Politikern, aber auch von Politikwissenschaftlern, Sicherheitsexperten und Historikern im Schlafwagen der Geschichte wieder. Selbst der schrittweise Rückzug der einzig verbliebenen Supermacht USA von Europa, seit der Ära des demokratischen Präsidenten Barack Obama wird die größte sicherheitspolitische Herausforderung des 21. Jahrhunderts parteiübergreifend im Indo-Pazifik gesehen, ließ die Länder der Europäischen Union ebenso wenig in Bezug auf die Sicherheitspolitik „Erwachsen werden“ wie die erste Amtszeit des unberechenbaren Donald Trump.
Mit der vollumfänglichen russischen Invasion der Ukraine am 24.02.2022 wurde in Deutschland zwar eine sicherheitspolitische Zeitenwende ausgerufen. Doch auch das Auflegen eines Sondervermögens in Höhe von 100 Milliarden € brachte keine signifikante Verbesserung der eigenen Verteidigungsbereitschaft mit sich.
Wenn die Gesellschaft die Notwendigkeit von Verteidigung nicht versteht und unterstützt, kann sich ein Land nicht lange verteidigen.
Dr. Claudia Major von der Stiftung Wissenschaft und Politik in einem Gastbeitrag für Table.Briefings.
Politik und Medien verpackten, wie schon während der Coronavirus-Pandemie, zudem die Bevölkerung in eine staatlich subventionierte Wohlfühloase, so dass, anders als im Baltikum und in Polen, kaum ein Bewusstsein für eine real existierende Kriegsgefahr über die Ukraine hinaus in Mitteleuropa entstehen konnte.
Besonnene Unterstützung der Ukraine stärkte mittelfristig den russischen Aggressor
Schließlich waren es einmal mehr die US-Amerikaner, die in Europa ein Bollwerk gegen den russischen Imperialismus aufbauten. Nachdem der ukrainische Präsident Volodymir Zelensky ein Evakuierungsangebot von Seiten der US-Amerikaner ablehnte übernahm der damalige US-Präsident Joe Biden die Führung, baute eine Allianz der Demokratien gegen die Autokratien auf. Die Ukraine wird seitdem von mehr als 45 Nationen mit militärischer Ausstattung, monetären Mitteln und humanitärer Hilfe in ihrem Überlebenskampf unterstützt. Laut dem US-Außenministerium unterstützten alleine die USA in den drei Kriegsjahren die Ukraine mit militärischer Ausstattung im Wert von $ 65,9 Milliarden, was letztendlich auch ein Konjunkturprogramm für die eigene Rüstungsindustrie darstellte.
Doch hinter den hohen finanziellen Anstrengungen verbarg sich bei der Lieferung von schwereren Waffen eine Zurückhaltung von Seiten Präsident Bidens. Für den 46. US-Präsidenten lag die Priorität seiner Entscheidungen zwar einerseits in der Erhaltung eines souveränen, unabhängigen ukrainischen Staates. Andererseits sollte gleichzeitig eine Ausweitung der russischen Aggression auf das Territorium der NATO verhindert werden. Mit dieser Strategie, die mit Ronald Reagans erfolgreichem Konzepts eines „Friedens durch Stärke“ nichts gemein hatte, konnte die Ukraine die russischen Invasionstruppen zwar von den Außenbezirken der Hauptstadt Kyiv ebenso zurückdrängen wie von den Oblasten Kharkiv und Kherson. Doch ein vollumfänglicher Sieg war und ist so nicht möglich.
Trump will Frieden um jeden Preis – solange er sich als Sieger verkaufen kann
Nach drei Jahren russischem Vernichtungskrieg kontrollieren die Invasoren ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes. Der Frontverlauf änderte sich in den vergangenen Monaten marginal. Russen warten, nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass sich die Ukraine wegen westlicher Auflagen nur eingeschränkt verteidigen kann, jedoch mit Vorteilen auf. Der neue Hausherr in der 1600 Pennsylvania Avenue brach nun mit der Biden-Doktrin, dass es westliche Unterstützung so lange geben werde wie es nötig sei. Präsident Trump will vielmehr die kriegerische Auseinandersetzung schnellstmöglich beenden, um sich danach der eigentlichen Herausforderung China vollumfänglich zuwenden zu können.
Dabei scheint es der Trump-Administration jedoch nicht in erster Linie um einen gerechten, nachhaltigen Frieden in Osteuropa zu gehen. Vielmehr ist Präsident Trump an einem kurzfristigen eigenen Erfolg, Stichwort „Friedensstifter“, sowie an ökonomischen Vorteilen, Stichworte Mineralienhandel mit der Ukraine sowie Aufhebung der Sanktionen zu und wirtschaftlichem Handel mit Russland, interessiert. Dass Präsident Trump hierbei über den Köpfen der Europäer hinweg entscheiden will, macht die ohnehin schon bestehende große sicherheitspolitische Herausforderung ebenso wenig geringer wie die Nicht-Bestrafung eines Aggressors bei der gewaltsamen Verschiebung von international anerkannten Grenzen.
Die USA unter Trump sind kein verlässlicher Partner
Die America First Politik der zweiten Administration von Präsident Trump, die sich schon jetzt grundlegend von seiner ersten Amtszeit unterscheidet, unterstreicht, dass sich das freie Europa nicht mehr auf die USA verlassen kann und darf. Ken Wenstein vom konservativen Hudson Institute äußerte gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung die Auffassung, dass die „Europäer (…) begreifen müssen, dass ihre Ferien von der Geschichte zu Ende sind“. Jahrelange Warnungen ohne dementsprechendes Handeln wird den territorialen Hunger des historisch geprägten russischen Imperialismus, der auch nach der Präsidentschaft von Vladimir Putin wohl kaum sein Ende finden würde, nicht stoppen können.
Drei Jahre nach dem Ausbruch des größten Angriffskriegs auf europäischem Boden seit 1945 ist der russische Diktator seinem übergeordneten Ziel einer neuen Weltordnung näher denn je. Niemand geringeres als der amtierende US-Präsident, welcher der wertebasierten Weltordnung sowie dem Globalismus den Kampf angesagt hat, könnte dem Herrscher im Kreml diesen Sieg bescheren. „Unsere gemeinsame Wertegrundlage ist nicht mehr so gemeinsam“ stellte Christoph Heusgen bei seiner letzten Münchner Sicherheitskonferenz als Vorsitzender nach der Rede des US-Vizepräsidenten J.D. Vance (siehe unten) fest. Der Auftritt von Trumps Stellvertreter sowie das mit den Verbündeten unabgesprochene Telefont mit dem russischen Diktator Putin zuvor und den Aussagen des Verteidigungsministers Pete Hegseth (Infragestellung der Beistandspflicht) leiteten eine wahre Zeitenwende ein.
Chance in der Krise
Ihre jahrelange, insbesondere im Westens des Kontinents bestehende, Lethargie kommt Europa nun auf vielfältige Weise teuer zu stehen. Doch die größte sicherheitspolitische Herausforderung in der Geschichte der liberalen Demokratien sollte auch als Chance gesehen werden, militärisch eigenständiger zu werden und sich von Drittstaaten auch ökonomisch und energiepolitisch unabhängiger zu machen. Ergreift das freie Europa diese Chance nicht, könnten schon in wenigen Jahren auch in Städten der Europäischen Union statt der jahrelangen Warnrufe Sirenen erklingen. So wie in Kyiv seit mittlerweile drei Jahren.
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Die vollumfängliche russische Invasion auf die Ukraine dauert mittlerweile schon mehr als 1.000 Tage an. Moskaus militärische Aggression gegenüber Kyiv geht hingegen schon seit dem Jahr 2014 vonstatten. Infolgedessen wird die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegenüber dem russischen Imperialismus seit zehn Jahren von den USA in unterschiedlichster Intensität unterstützt. Präsident Barack Obama sah in der russischen Aggression einen rein europäischen Konflikt und lagerte die Verantwortung für die Befriedung des Konflikts an die Regierungen in Berlin und Paris aus. Der Lieferung von Waffen, zum Beispiel von Panzerabwehrraketen, an die Ukraine lehnte Präsident Obama ab. Zu hoch wäre das „Eskalationspotenzial“, so der 44. US-Präsident damals.
Nachfolger Donald Trump wiederum genehmigte solche Waffenlieferungen an Kyiv. Weitere Hilfen knüpfte Präsident Trump jedoch zunächst an eigene Vorteile im Präsidentschaftswahlkampf 2020. Das erste – erfolglose – Amtsenthebungsverfahren gegen ihn war die Folge. Präsident Joe Biden wiederum wollte eine vollumfängliche russische Invasion durch Sanktionsdrohungen verhindern. Gleichzeitig schränkte er von Beginn an eine mögliche Unterstützung der Ukraine ein, so dass Russland wenig beeindruckt von der Reaktion des Weißen Hauses am 24.02.2022 mit seiner vollumfänglichen Invasion begann.
In den ersten Tagen des größten Krieges auf europäischem Boden seit Endes des Zweiten Weltkriegs war Präsident Biden sogar bereit die Ukraine dem russischem Imperialismus zu opfern. Erst als der ukrainische Präsident Volodymir Zelensky eine eigene Evakuierung ablehnte, begannen die USA und ihre Verbündeten mit der militärischen Unterstützung des angegriffenen Landes. Die Waffenlieferungen erfolgen jedoch nur nach langen Debatten zu spät und zu spärlich.
Mit der Rückkehr von Trump in das Weiße Haus am 20.01.2025 wird mit einer Kehrtwende in der bisherigen US-Sicherheitspolitik gerechnet. Vor diesem Hintergrund wird im nachfolgenden Beitrag die Position des gewählten 47. US-Präsidenten sowie dessen engsten Vertrauten im zukünftigen Kabinett zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine beschrieben.
Gewählter Präsident Trump: Krieg schnellstmöglich beenden
In einem nach seinem Wahlsieg wiederverbreiteten Videostatement (aus dem Jahr 2023) hat Trump seine sicherheitspolitische Sichtweise dargestellt. Demnach sei laut Trump nicht Russland die größte Bedrohung für die Vereinigten Staaten. Vielmehr komme die größte Gefahr aus dem eigenen Land, so der MAGA-Republikaner. Vor diesem Hintergrund nannte Trump explizit „Globalisten und Neokonservative“, die auch eine Mitschuld am russischen Angriffskrieg auf die Ukraine tragen würden. Infolgedessen hat Trump das Ziel ausgegeben den Krieg „innerhalb von 24 Stunden“, eine Metapher für schnellstmöglich, zu beenden.
Um dies zu erreichen brachte Trump zunächst Gebietsabtretungen von Seiten der Ukraine ins Spiel, da nach seiner (falschen) Meinung ja ohnehin schon „russischsprachige Gebiete“ existieren würden. Um die Ukraine und Russland an den Verhandlungstisch zu bewegen, dachte der Beraterstab von Trump darüber nach, die Unterstützung für die Ukraine zunächst einzustellen. Sprecher Mike Johnson versprach diesbezüglich schon keine weiteren US-Hilfen mehr vom U.S. Repräsentantenhaus genehmigen zu lassen. Sollte sich Moskau daraufhin nicht auf diplomatischem Wege bewegen, würden die USA nach dieser (fragwürdigen) Idee die Ukraine so stark aufrüsten wie nie zuvor.
Der Gefahr für den Weltfrieden durch den historisch gewachsenen russischen Imperialismus wird bei der Position der MAGA-Republikaner nicht Rechnung getragen, zumal für den Unternehmer Trump die kurzfristigen ökonomischen Eigeninteressen an höchster Stelle stehen. Von den Europäern erwartet Trump höhere Militärausgaben sowie einen höheren Anteil an der Unterstützung für die angegriffene Ukraine. Unter einem Präsidenten Trump dürften weitere US-Hilfen an die Ukraine, wenn überhaupt, in der Form von Darlehen ausgestellt werden. Zurückgezahlt werden müssten diese laut Trump nur, wenn die Ukraine auch die Möglichkeiten dazu hätte. Die explizite Ukraine-Politik der eingehenden Trump-Administration wird auch von der Reaktion des Kreml abhängen, schließlich will der 47. Präsident als starker Mann dastehen.
Designierter Nationaler Sicherheitsberater Michael Waltz
In sicherheitspolitischen Fragen steht einem US-Präsidenten ein Nationaler Sicherheitsberater zur Seite. Als prominentestes Beispiel gilt Henry Kissinger, der die Sicherheitspolitik der Präsidenten Richard Nixon und Gerald Ford maßgeblich beeinflusste. Im ersten Kabinett Trump war diese Position noch ein Schleudersitz, für seine zweite Amtszeit hat er nun den Abgeordneten und ehemaligen Offizier der Green BeretsMichael Waltz berufen. Waltz gilt als sicherheitspolitischer Falke, der beispielsweise dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan skeptisch gegenüberstand und China als die größte Herausforderung sieht.
Zu Beginn der russischen Invasion auf die Ukraine unterstützte er zwar das angegriffene Land, zuletzt stimmte Waltz jedoch gegen weiteren US-Hilfen für Kyiv. Waltz bemängelte, dass bei der militärischen Unterstützung für die Ukraine keine Strategie von Seiten der Biden-Administration dahinterstehe. Große europäische Länder, insbesondere Deutschland und Frankreich, sollten laut Waltz die Ukraine weitaus stärker unterstützen als bisher. Die Aufgabenteilung zwischen den USA und den Europäern gehe gegenwärtig einseitig zu Lasten Washingtons (siehe untenstehendes Video).
In Präsident Bidens Erlaubnis für die Ukraine, ATACMS gegen feindliche Stellungen auf russischem Territorium einsetzen zu dürfen, sieht Waltz eine weitere Eskalation des Krieges. Der designierte Nationale Sicherheitsberater wirbt vielmehr für eine sogenannte diplomatische Lösung des Krieges, um „einen Dritten Weltkrieg“ zu verhindern. Um Moskau an den Verhandlungstisch zu bringen, sollen laut Waltz die Energiesanktionen gegen Russland besser durchgesetzt und damit gedroht werden, die Ukraine zukünftig noch stärker auszurüsten.
Nominierter Außenminister Marco Rubio
Seit dem Jahr 2011 vertritt Marco Rubio seinen Bundesstaat Florida im U.S. Senat. In dieser Zeit hat er sich einen Namen als außenpolitischer Experte für Lateinamerika und China, in der Volksrepublik sieht er die größte Bedrohung für die USA, gemacht. Bei erfolgreicher Nominierung wäre Rubio der erste hispanische Außenminister der Vereinigten Staaten. Rubio ist skeptisch ob einer Rückeroberung aller von Russland besetzten ukrainischen Gebiete. Infolgedessen plädiert der 53-Jährige für eine Verhandlungslösung. Im Frühjahr 2024 stimmte Rubio mit 15 weiteren republikanischen U.S. Senatoren gegen ein weiteres Hilfspaket für die Ukraine.
Vor seiner Tätigkeit als Moderator bei Fox News diente Pete Hegseth seinem Land in verschiedenen Funktionen im Militär auf Guantanamo, im Irak sowie in Afghanistan. Vom gewählten Präsidenten Trump wurde er als Verteidigungsminister nominiert. Hinter dessen erfolgreicher Bestätigung durch den U.S. Senat stehen jedoch auf Grund von Anschuldigungen des sexuellen Fehlverhaltens Fragezeichen.
Den russischen Präsidenten Vladimir Putin nannte Hegseth zu Beginn der Invasion einen „Kriegsverbrecher“. Einen Waffenstillstand beurteilte Hegseth zunächst als naiv, würde Russland diesen doch für weitere Aufrüstung nutzen, um einen noch größeren Krieg vorzubereiten. Abseits der Ukraine sieht der nominierte Verteidigungsminister jedoch keine Gefahr für den Frieden durch Russland, da Moskau schlichtweg die Kapazitäten für einen noch größeren Krieg fehlen würden. Infolgedessen ist Hegseth der Meinung, dass die Prioritäten der USA nicht in Europa, sondern in der eigenen Grenzsicherung liegen sollten.
Nominierte Direktorin der Nationalen Sicherheitsdienste Tulsi Gabbard
Tulsi Gabbard meldete sich im Jahr 2003 freiwillig zum Dienst bei der Nationalgarde Hawaiis. Es folgte ein Militäreinsatz im Irak in einer Sanitätskompanie sowie als Zugführerin einer Militärpolizei-Einheit in Kuwait. Nach ihrem Militärdienst vertrat sie ihren Wahlbezirk als Demokratin im U.S. Repräsentantenhaus. Im Jahr 2017 besuchte sie heimlich den Kriegsverbrecher Baschar al-Assad in Syrien. Des Weiteren nahm Gabbard – erfolglos – an den demokratischen Präsidentschaftsvorwahlen 2020 teil, bei der sie ihre Ansicht einer isolationistischen Außenpolitik in den Mittelpunkt stellte.
Für die vollumfängliche russische Invasion der Ukraine gibt Gabbard den USA und der NATO eine Mitschuld. Explizit zeichnete sie auch Präsident Biden hierfür mitverantwortlich. Zu Beginn des Krieges verbreitete Gabbard die Verschwörungstheorie, dass die USA in der Ukraine Labore für biologische Forschungsprojekte betreiben würden. Gabbard erlangte fragwürdige Bekanntheit durch die konstante Verbreitung von Kreml naher Propaganda (siehe untenstehendes Video). Ende 2022 verließ Gabbard die Demokratische Partei, da diese laut ihrer Meinung von „Kriegstreibern“ unterwandert sei.
Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; eigene Grafiken. Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.