Spiel mit der Angst

Politiker haben schon immer mit den Ängsten der Bevölkerung gespielt. In den Vereinigten Staaten von Amerika ist die Intensität des Spiels mit der Angst noch ausgeprägter als hierzulande.

Mit dem Senden von negativen Wahlwerbespots wird zudem seit Jahrzehnten versucht weitere Ängste zu schüren beziehungsweise zu verfestigen. Die aktuellen Spots von Hillary Clinton oder Donald Trump bilden in der langen Geschichte der US-Präsidentschaftswahlen somit keine Ausnahme.

#Blog1600Penn stellt euch die bekanntesten Fernsehspots aus US-Wahlkämpfen vor, in denen mit den Ängsten der Bevölkerung gespielt wurde:

1964: Präsident Lyndon B. Johnson setzte nur einmal den berühmten „Daisy Ad“ gegen Herausforderer Barry Goldwater ein – die öffentliche Debatte wurde jedoch entscheidend zugunsten des Amtsinhabers beeinflusst.

1984Ronald Reagans TV-Werbung stellte den Präsidenten als besser vorbereitet für kommende Herausforderungen im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion dar – oder anders dargestellt: Herausforderer Walter Mondale wurde die Eigenschaft der Schwäche zugeschrieben.

1988: Eine Unterstützergruppe von George H. W. Bush setzte den „Willie Horton“-Spot gegen Michael Dukakis ein.

2004: Die TV-Werbung „Wolves“, die von George W. Bushs Kampagne initiiert wurde, zeichnete den demokratischen Herausforderer John F. Kerry als zu schwach im Kampf gegen den Terrorismus.

2016: Der Anti-Trump Super PAC „Fifty Second Street Fund LLC“ orientiert sich an Johnsons Werbespot „Daisy“ und warnt – passiv – vor einer Wahl von Donald Trump.

https://www.youtube.com/watch?v=a8S7ks59Icw&feature=youtu.be&mkt_tok=eyJpIjoiTmpCbE9EQXpaRE5sT1RFdyIsInQiOiJkbTV6eFAzajhFQkowYkowaG52bEhrYmx3MFRIc21xM2x6SmRoOWF2S0txZEQxeEc3NWFzNVwvdG5wVkpxUUJQQ0o5SHhQU3NReERhd1dYSzhVaDRXUTFEZzRSUm01S1NNU1h3Sjc5RmxtYVk9In0%3D


 

Die republikanische Suche nach dem „Weißen Ritter“

Seit der Vorwahl in New York steht fest, dass nach John Kasich auch Ted Cruz keine Chance mehr hat im ersten Wahlgang beim Nominierungsparteitag der Republikaner gewählt zu werden.

Einzig Donald Trump bleibt diese Hoffnung. Doch selbst für den Immobilienmogul wird es schwierig die absolute Delegiertenmehrheit, die bei 1.237 Stimmen liegt und für die Nominierung notwendig ist, zu erreichen. Bei den verbleibenden Vorwahlen müsste Trump 58% der noch zu verteilenden Delegierten gewinnen, um sicher nominiert zu werden.

Der Vorwahlkampf tritt in die Endphase und bei Republikanern ist der Wahlausgang nahezu genauso offen wie noch vor einigen Monaten. Der republikanische Nominierungsprozess könnte noch für so einige Schlagzeilen sorgen.

Denn das republikanische Wahlrecht besagt, dass die meisten gewählten Delegierten ab einem möglichen zweiten Wahlgang nicht mehr an ihre jeweiligen Kandidaten gebunden sind. Dies bedeutet, dass ein Delegierter, der beispielsweise von den Wählern dazu berufen wurde für Trump zu stimmen, ab einem zweiten Wahlgang nicht mehr an den Willen des Souveräns gebunden ist.

Bleibt Trump mehr als 100 Delegierte von der absoluten Mehrheit entfernt, wird es für den New Yorker sehr schwierig werden, die republikanische Vorwahl zu gewinnen. Der Nominierungsparteitag könnte sich sodann lange und mit vielen Grabenkämpfen hinziehen.

Das republikanische Parteiestablishment bereitet sich seit Wochen auf diese Szenerie vor und diskutiert intensiv potentielle Kandidaten, welche die Grand Old Party aus der Misere befreien könnten. Denn selbst Personen, die nicht im Vorwahlkampf angetreten sind, könnten aus dem Parteitag als Präsidentschaftskandidaten hervortreten!

#Blog1600Penn stellt euch mögliche Retter der republikanischen Partei, in den USA oftmals auch als „Weiße Ritter“ tituliert, vor:

Paul Ryan

Mit erst 46 Jahren verkörpert Paul Ryan die Zukunft der Republikaner. 2012 zog er unter Romney als Vizepräsidentschaftskandidat in den Wahlkampf, knapp vier Jahre später wurde er zum Sprecher des Repräsentantenhauses gewählt. Ryan ist mittlerweile nicht nur der mächtigste Republikaner. Er hat sich mit seiner besonnenen Art auch viel Respekt bei seinen Kollegen, selbst bei Demokraten, erworben.

Forderungen nach einer Präsidentschaftskandidatur hat Ryan mehrmals deutlich zurückgewiesen. Doch ob er bei einem möglichen chaotischen Parteitag eine Kandidatur ablehnen kann, wenn die Partei ihn in größter Not ruft?

Condoleezza Rice

Die ehemalige Außenministerin unter George W. Bush genießt in der Partei hohes Ansehen. Seit 2008 wird mit ihr schon eine Präsidentschaftskandidatur in Verbindung gebracht – bislang lehnte die 61-jährige jedoch ab. Die Professorin der Politikwissenschaft lehrt derzeit an der Stanford University.

Mitt Romney

Obamas Herausforderer von 2012 hat sich klar gegen eine Nominierung von Trump ausgesprochen. Mit einer starken Rede zur Lage der Vorwahlen legte Romney eine Leidenschaft an den Tag, die ihm noch im 2012er Wahlkampf gefehlt hatte. Knapp vier Jahre nach seiner Kandidatur ist Romney in seiner Partei geachteter denn je. Zudem wird seine politische Ausrichtung in diesem Vorwahlkampf bei Republikanern sehnlichst vermisst.

George H. Bush

Selbst der 41. US-Präsident wurde in US-Medien schon als möglicher Retter genannt. Da Bush Senior nach nur einer Amtsperiode abgewählt wurde, wäre eine weitere Amtszeit laut Verfassung durchaus möglich. Mit 91 Jahren sicherlich keine ernstgemeinte Alternative.

Bei allen Alternativkandidaten hätte bei einem umkämpften Nominierungsparteitag Ted Cruz die besten Erfolgsaussichten. Cruz‘ Kampagne ist die am besten organisierte, welche schon jetzt um die Unterstützung der – bis dato noch gebundenen – Delegierten wirbt.

Immerhin würde Cruz eine Nominierung von Trump verhindern. Doch der Senator ist bei seinen Kollegen und beim Establishment nahezu genauso unbeliebt wie der Immoblienmogul. Mit einer Nominierung von Cruz hätten Republikaner ihren Ritter gefunden. Einen schwarzen Ritter.


 

Hoffen und Bangen vor New Hampshire

Mit 90 Jahren wagt sich Barbara Bush noch einmal in den Wahlkampf. Vor wenigen Tagen erschien die ehemalige First Lady schon in einem Wahlwerbespot für ihren Sohn Jeb. Nun nimmt die allseits beliebte Frau des 41. US-Präsidenten sogar aktiv an Wahlveranstaltungen teil.

Unterstützt von einem Rollator, auf dem natürlich die „Jeb!“ Aufkleber nicht fehlen dürfen, nahm sie in Derry, New Hampshire, noch immer den Raum für sich ein. Es geht im Granite-State um viel für Jeb Bush, so dass ihm jede Unterstützung mehr als willkommen ist. Er will, er muss das Rennen der Establishment-Kandidaten gewinnen.

Hierfür müsste er Marco Rubio, der nach Iowa das Momentum auf seiner Seite weiß, möglichst in die Schranken verweisen. Bekommt Bush in New Hampshire eine „Klatsche“, wie er es selbst formulierte, wird er die Kampagne nicht fortsetzen.

War auf republikanischer Seite Iowa auf Grund der Wählerstruktur wichtig für konservativere Kandidaten, entscheidet New Hampshire über das Schicksal der Moderaten. Marco Rubio, John Kasich, Jeb Bush und Chris Christie – am Ende kann nur eine Kampagne „überleben“.

Doch bis dahin werden noch einige Wahlkampfveranstaltungen abgehalten, an Haustüren geklingelt und Bürger mit Werbeanrufen belästigt. Es steht viel auf dem Spiel bei dieser zweiten Vorwahl. Die $ 100 Millionen, die für Fernsehwerbespots ausgegeben wurden, sprechen für sich. Im Vergleich hierzu lag der Betrag im 2012er Wahlkampf, wenngleich nicht ganz vergleichbar, bei $ 2 Millionen.

Fährt SANDErS seinen ersten Vorwahlsieg ein?

Auf demokratischer Seite versucht Bernie Sanders in New Hampshire ein Ausrufezeichen zu setzen und möglichst deutlich gegenüber Hillary Clinton zu gewinnen. Es ist ein Staat, in dem Bernie auf Grund der Wählerstruktur und der Nachbarschaft zu seinem Heimatstaat Vermont gewinnen muss.

In den Umfragen liegt Bernie klar vor Clinton. Da die Bewohner des Granite-State jedoch bekannt für ihre kurzfristigen Entscheidungen sind, könnte es dennoch spannend werden. Zumal die Clintons schon gute Erfahrungen mit Vorwahlen in New Hampshire machen durften.

Derweil versucht Hillaryland den großen Rückstand zumindest zu minimieren. Neben Hillary tourt auch Tochter Chelsea durch den Granite-State. Ebenso wurden Wahlkampfhelfer aus dem ganzen Land nach New Hampshire abberufen. Ex-Präsident Bill konzentriert sich währenddessen auf Veranstaltungen in Nevada und South Carolina, um in den nächsten beiden Staaten nichts anbrennen zu lassen.

Wegweisende Wahl

Das Präsidentschaftsbewerberfeld hat sich nach der ersten Vorwahl in Iowa erwartungsgemäß ausgedünnt. Martin O’Malley (D), Mike Huckabee (R), Rick Santorum (R) und Rand Paul (R) sahen für ihre Kampagnen keine Zukunft mehr.

Eine ähnlich hohe Bedeutung hat New Hampshire für den weiteren Verlauf der Vorwahlen. Welche Kandidaten verschaffen sich eine gute Ausgangsposition für die Wahlen in Nevada und South Carolina? Welche Wahlkampagnen werden schon frühzeitig aufgeben müssen?

Ob Barbara Bush noch einmal an ihre einstige Aussage erinnert werden wird, dass „zwei Bushs im Weißen Haus schon genug waren“?


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Welche Kandidaten gehen als Favoriten in die Vorwahl in New Hampshire? Die durchschnittlichen Umfragewerte von RCP geben Aufschluss!

Demokraten

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Republikaner

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Weitere Neuigkeiten:

Dr. Ben Carson hat mehr als 50 Mitarbeiter seiner Kampagne entlassen.

John Kasich hat mit Arnold Schwarzenegger prominente Wahlkampfunterstützung erhalten.

Bernie Sanders konnte erstmals mehr Spenden einsammeln als Hillary Clinton. Auf Bernie entfielen im Januar $ 20 Millionen, auf HRC fünf Millionen weniger.

Bernie war zudem am Wochenende zu Gast bei Saturday Night Live in New York City.


TV-HIGHLIGHTS:

New Hampshire Demokraten Town Hall

TV-Debatte der Republikaner


 

Jeb Bush kommt im Oktober nach Deutschland

Noch hat zwar kein Republikaner seine Kandidatur offiziell bekanntgegeben, doch die Berichterstattung wird weiterhin von der GOP bestimmt. In dieser Woche hat beispielsweise Jeb Bush eine vielbeachtete, aber wenig inhaltlich überraschende, außenpolitische Grundsatzrede gehalten.

Bei aller Liebe zu seinem Vater, Präsident George H. W. Bush, und zu seinem Bruder, George W. Bush, will sich Jeb in seiner Politik von ihnen abgrenzen:

Ich bin ein eigenständiger Mann.

https://www.youtube.com/watch?v=JYAXncCzbG8

Folgerichtig stellt Jeb Bush auch fest, dass im Irak einige Fehler von den USA gemacht wurden. Die falsche Kriegsbegründung von Seiten der Administration seines Bruders bis hin zu einer fehlenden außenpolitischen Stärke der Vereinigten Staaten unter Obama stachen in seiner Rede hervor.

Bush selbst plädiert für eine offensive außenpolitische Ausrichtung der Vereinigten Staaten. Konflikte sollen schon vor Ort eingedämmt werden.

Jeb Bush hat sich nicht nur mit einer außenpolitischen Grundsatzrede für eine Präsidentschaftskandidatur weiter ins Spiel gebracht. Der ehemalige Gouverneur von Florida wird im Oktober auch im Rahmen der Wiedervereinigsungsfeierlichkeiten in Frankfurt/ Main auf Deutschland-Tournee sein. 

Ebenso plant Jeb den Geschäftsführer des America Rising PAC, Tim Miller, als Kommunikationsdirektor seiner anstehenden Präsidentschaftswahlkampagne zu engagieren. Miller gilt als aggressiver und dynamischer Wahlkämpfer.