Im Fiserv Forum zu Milwaukee, WI, hatten am 23.08.2023 die in Umfragen und bei Spendern beliebtesten Teilnehmer der republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen erstmals die Möglichkeit sich einem Millionenpublikum zu präsentieren. Die auf Fox News ausgestrahlte und von Brett Baier und Martha MacCallum moderierte erste Fernsehdebatte ging insbesondere auf die Themen Wirtschaft, Lebensschutz und den Umgang mit Donald Trump ein.
Die wichtigsten Themen für republikanische Wähler: Wirtschafts- und Finanzpolitik. Hierunter räumen Republikaner der Bekämpfung der Inflation die größte Bedeutung ein.
Quelle: CBS News/ YouGov
Die Ausgangslage
Trump führte vor der Debatte die frühen Vorwahlumfragen deutlich an. Laut dem Stimmungsbarometer 08/2023 sprachen sich landesweit 54,8% der republikanischen Wähler für den ehemaligen Präsidenten aus. Mit 14,6% folgte Ron DeSantis mit großem Abstand. Kein anderer Republikaner erreichte einen zweistelligen Zustimmungswert. Repräsentative Umfragen zu den frühen Vorwahlstaaten zeichnen ein ähnliches Bild.
Die Regeln zur Teilnahme
Zur Teilnahme waren nur Kandidaten berechtigt, die a) von mindestens 40.000 unterschiedlichen Personen (darunter 200 Spender aus 20 unterschiedlichen Bundesstaaten) eine Wahlkampfspende erhielten sowie b) in drei landesweiten Umfragen mindestens ein Prozent erhielten oder in zwei landesweiten Umfragen sowie in zwei Umfragen in frühen Vorwahlstaaten mindestens ein Prozent erzielen konnten. Kandidaten mussten c) zudem versichern, den zukünftigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten in der Hauptwahl zu unterstützen.
Die Teilnehmer
Für die erste TV-Debatte zu den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen konnten sich neun Kandidaten qualifizieren (siehe nachfolgende Tabelle). Trump verzichtete auf eine Teilnahme.
| Kandidat | Alter | Bisheriges höchstes politisches Amt | Politische Ausrichtung |
|---|---|---|---|
| Doug Burgum | 67 | Gouverneur | Moderat |
| Chris Christie | 60 | Gouverneur | Moderat |
| Ron DeSantis | 44 | Gouverneur | Rechtspopulistisch |
| Nikki Haley | 51 | Gouverneurin | Moderat |
| Asa Hutchinson | 72 | Gouverneur | Konservativ |
| Mike Pence | 64 | US-Vizepräsident | Konservativ |
| Vivek Ramaswamy | 38 | – | Rechtspopulistisch |
| Tim Scott | 57 | U.S. Senator | Konservativ |

Die Sonderstellung von Donald Trump
Trump begründete seine Abwesenheit bei der ersten TV-Debatte auf seinem eigenen sozialen Netzwerk Truth Social mit den Worten, dass „die Öffentlichkeit weiß, wer ich bin und was für eine erfolgreiche Präsidentschaft ich hatte. Ich werde daher nicht an den Debatten teilnehmen“. Als ehemaliger Präsident und zweimaliger Präsidentschaftskandidat für die Republikanische Partei nimmt Trump bei den Vorwahlen 2024 fraglos eine Sonderrolle ein.
Nur 9% der republikanischen Wähler waren vor der Fernsehdebatte der Meinung, dass die Kandidaten Trump angreifen sollten.
Quelle: CBS News/ YouGov
In der Geschichte der Präsidentschaftsvorwahlen wurde noch keinem Kandidaten die Nominierung von der Basis verweigert, der zu diesem Zeitpunkt mit einem solch großen Umfragevorsprung ausgestattet war wie Trump. Einen ähnlich großen Vorsprung hatten im Jahr 2000 Vizepräsident Al Gore (58%), George W. Bush (61%) und 2016 Hillary Clinton (61%) inne – alle genannten Politiker wurden von ihren jeweiligen Parteien als Präsidentschaftskandidat nominiert.
77% der republikanischen Wähler sind der Meinung, dass die Anklagen gegen Trump politisch motiviert sind.
Quelle: CBS News/ YouGov
Mit seiner Entscheidung, nicht an der Debatte teilzunehmen, versuchte Trump auf Grund seines Profils und seiner Umfragewerte einerseits über dem üblichen Vorwahlprozess zu schweben. Andererseits wollte er dem ausrichtenden Fernsehsender Fox News, mit dem Trump seit 2021 keine guten Beziehungen mehr pflegt, keine hohe Einschaltquote bescheren. Mit einem Online-Interview bei Tucker Carlson (siehe unten) hatte Trump zudem das Ziel seinen republikanischen Konkurrenten die Aufmerksamkeit zu nehmen und damit potentielle Wähler und Spender nicht an einen Mitbewerber zu verlieren.
Die Gewinner des Abends
Mike Pence: Der ehemalige Vizepräsident artikulierte ebenso deutlich seine außen- und sicherheitspolitischen Positionen wie seine traditionellen konservativen und christlichen Werte. Gegenüber Ramaswamy gab sich Pence angriffslustig. Für seine Rolle bei der Zertifizierung der Ergebnisse der Präsidentschaftswahl 2020 bekam Pence von den meisten seiner Mitbewerber Unterstützung. Mit mehr als zwölf Minuten hatte kein anderer Republikaner so viel Redezeit wie Pence.
Vivek Ramaswamy: Der 38-jährige politische Neuling versuchte sich bei der ersten Fernsehdebatte als Anti-Establishment-Kandidat einem größeren Publikum bekannt zu machen. Seine Mitdiskutanten halfen Ramaswamy bei diesem Unterfangen, kritisierten diese den Unternehmer doch unentwegt. Ramaswamy stand an diesem Abend somit im Mittelpunkt.
Die Verlierer des Abends
Die Auftritte von U.S. Senator Scott, Gouverneur Burgum und des ehemaligen Gouverneurs Hutchinson können als durchwachsen beschrieben werden. Keiner der genannten Politiker hatte einen Moment, der den Wählern in Erinnerung bleiben dürfte.
Die bemerkenswertesten Zitate
Trump ist der unbeliebteste Politiker in Amerika. So können wir keine Wahlen gewinnen.
Nikki Haley über eine mögliche erneute Nominierung von Donald Trump als republikanischer Präsidentschaftskandidat.
Ich werde niemanden unterstützen, der keinen Respekt für die Verfassung zeigt.
Chris Christie über eine mögliche erneute Nominierung von Donald Trump als republikanischer Präsidentschaftskandidat.
Putin ist ein Diktator und ein Mörder.
Mike Pence über den russischen Präsidenten Vladimir Putin.
Wer ist dieser schlaksige Kerl mit dem komischen Nachnamen?
Vivek Ramaswamy stellte sich wie einst Barack Obama vor.
Sie hören sich an wie ChatGPT.
Chris Christie an Vivek Ramaswamy gerichtet.
Das Land ist zu sehr geschwächt, um einen Anfänger während des Jobs auszubilden.
Mike Pence über Vivek Ramaswamy.
Buhen ist erlaubt. Aber es ändert die Wahrheit nicht.
Chris Christie verteidigt die Tatsache, dass Trump die Präsidentschaftswahl 2020 verloren hatte.
Die nächste TV-Debatte
Am 27.09.2023 treffen sich die republikanischen Präsidentschaftskandidaten zur zweiten Fernsehdebatte in der Ronald Reagan Presidential Library zu Simi Valley, CA. Die übertragenden Sender werden Fox Business und Univision sein. Eine Teilnahme von Trump scheint auf Grund von Differenzen mit den Verantwortlichen des Austragungsortes und des TV-Senders erneut nahezu ausgeschlossen zu sein.

Bildquellen: Creative-Commons-Lizenzen (via Google); Canva.com; eigene Grafiken.
Zur besseren Lesbarkeit von Personenbezeichnungen und personenbezogenen Wörtern wird in der Regel die männliche Form genutzt. Diese Begriffe gelten für alle Geschlechter.


























