US-Amerikaner lieben es ein „Ei“ in die Endzone zu transportieren, Pucks ins Tor zu schießen sowie große, harte Bälle in einen Korb zu werfen oder kleine, harte Bälle in das Feld zu schlagen. Einen Ball in ein eckiges Tor zu befördern gehört nicht zu den Nationalsportarten der Vereinigten Staaten von Amerika. Und dennoch erfreut sich die Weltsportart Nummer Eins, der Fußball, auch in den USA einer immer größeren Beliebtheit wie auch die Statements von Präsident Joe Biden rund um die Weltmeisterschaft 2022 in Katar gezeigt haben.
Im Gegensatz zu westeuropäischen Ländern, insbesondere Deutschland, kommt in den USA wenig Kritik in Bezug auf das Gastgeberland auf. Dies hat nicht nur mit dem geringeren Stellenwert des Fußballs in den Vereinigten Staaten zu tun. Ausschlaggebend sind vielmehr strategische Gründe. Seit den 1970er Jahren pflegen beide Länder nämlich enge ökonomische und sicherheitspolitische Beziehungen zueinander. Katar gilt als einer der wichtigsten US-Verbündeten in Arabien. Westlich von Doha unterhalten die USA sogar mit der The Al Udeid Air Base eine Militärbasis.
US-Außenminister Antony Blinken wohnte auch aus diesen Gründen dem Eröffnungsspiel der Vereinigten Staaten gegen Wales (1:1) bei. Die Teilnahme am „Strategischen Dialog zwischen den USA und Katar“ schloss sich an. Dabei gäbe es genügend objektive Kritikpunkte an der umstrittensten und wohl politischsten Fußball-Weltmeisterschaft aller Zeiten. 15.021 Gastarbeiter starben laut Amnesty International während der Baumaßnahmen rund um die Errichtung der benötigten Infrastruktur. Die Menschenrechtsprobleme in Katar: Zahlreich.
In ein Land, in dem es an Frauenrechten, Religionsfreiheit, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit, Meinungs- und Pressefreiheit mangelt sowie Homosexualität unter Strafe steht und unfaire Gerichtsverfahren vorherrschen, hätte keine WM vergeben werden dürfen. Kritik am Fußball-Weltverband sowie am Austragungsort sind somit folgerichtig, die auch während der Vorrunde nicht nachließ. Dass die Deutsche Fußballnationalmannschaft mit ihren Statements Naivität walten ließ, Doppelmoral an den Tag legte und über die Stränge schlug, ist wiederum ein anderes Thema.
Ein politisches Statement, welches sich weder mit Katar noch mit der FIFA befasste, sendete derweil der Fußballverband der Vereinigten Staaten aus. Mit dem Achtelfinaleinzug erspielten sich die Männer von Trainer Gregg Berhalter, als Spieler einst unter anderem beim TSV 1860 München aktiv, eine Prämie in Höhe von $13 Millionen. Davon geht allerdings nur die Hälfte des Betrags an das Männerteam. Die restlichen $6,5 Millionen erhält die Frauen-Nationalmannschaft.
Im Mai diesen Jahres wurde nämlich ein Tarifvertrag unterzeichnet, welcher vorsieht, dass die bei Weltmeisterschaften erspielten Preisgelder der Männer- und Frauenmannschaften zusammengelegt und gleichmäßig aufgeteilt werden. Dieses außer Kraft setzen der Prinzipien der Marktwirtschaft und des Leistungsprinzips wird unter dem Schlagwort „Equal Pay“ zusammengefasst.
Mit anderen Worten ausgedrückt: Eine Mannschaft, die gar nicht an einem Turnier teilnimmt, bekommt dennoch unter gegebenen Umständen eine Leistungsprämie. Umgekehrt ist dies freilich ebenso der Fall: Auch die von den Frauen eingespielten Prämien bei der Weltmeisterschaft 2023 in Australien und Neuseeland müssen mit den Männern geteilt werden. Diese werden jedoch unabhängig vom Erfolg auf Grund des weltweit geringeren Interesses weitaus weniger hoch ausfallen.
Die WM der Männer im Jahr 2018 verfolgten beispielsweise 3,5 Milliarden Menschen. Die Frauen-WM ein Jahr darauf schauten lediglich 764 Millionen Zuschauer im TV. Daraus ergeben sich weniger Einnahmen aus Werbe- und Merchandising. Folgerichtig wurden bei den Männern Preisgelder in Höhe von $400 Millionen und bei den Frauen $30 Millionen ausgeschüttet.
Noch im Jahr 2020 wies das Bezirksgericht für Zentralkalifornien den Vorwurf der Lohndiskriminierung im US-Fußball zurück.
Gleichwohl Frauenfußball in den USA ähnlich populär wie Männerfußball ist, sieht dies weltweit gesehen gänzlich anders aus. Die Argumentation „Gleiches Spiel. Gleicher Lohn.“ wird damit für die internationale Bühne widerlegt. Diesen marktwirtschaftlich begründeten Unterschied will der US-Verband mit seiner Regelung nun marginalisieren. Der Wettbewerbsgedanke, eigentlich eine Ur-amerikanische Eigenschaft, wird dabei ausgeschaltet. Doch wenn die männlichen Fußballer die Frauen subventionieren sollen, warum dann nicht auch andere Sportarten wie Handball, Radsport oder Leichtathletik?
Ganz davon abgesehen erscheint das Frauen-Team der USA nunmehr als ein Anhängsel der Männer. Dabei sind die US-Frauen mit ihren bisherigen vier WM-Titeln und vier Goldmedaillen bei Olympischen Spielen deutlich erfolgreicher als das eher durchschnittliche Männer-Team. Der gut begründete Unterschied in der Prämienausschüttung kann durch Werbeverträge im Inland deutlich wettgemacht werden. Abby Wambach, Alex Morgan oder Megan Rapinoe sind nicht nur Ikonen des US-Frauenfußballs, sondern auch beliebte Werbeträgerinnen. Mit den weniger gefragten männlichen Kollegen werden diese Einnahmen freilich nicht geteilt.
Noch in den 1990er Jahren waren Fußballerinnen in den USA generell beliebter und finanziell erfolgreicher als deren männliche Kollegen. Der Pelé des Frauenfußballs trat infolgedessen auch in dieser Zeit in Erscheinung: Mia Hamm. Heute wird ihr Vermögen auf $40 Millionen geschätzt. Hamm hat es in den 1990er Jahren durch eigene Leistung, ohne Quoten oder Equal Pay zu weltweiter Bekanntheit und finanziellem Reichtum geschafft. Einer der besten männlichen Spieler der USA aus dieser Zeit, Tom Dooley, in Deutschland gut bekannt, hat lediglich geschätzte $1 bis $5 Millionen auf seinem Konto.
Der Frauenfußball verdient, wie auch andere Randsportarten, eine bessere Förderung. Diese sollte jedoch nicht auf Kosten marktwirtschaftlicher Prinzipien gehen. Mit der gegenwärtigen Regelung des US-Verbandes geht es linken Aktivistinnen wie Kapitänin Rapinoe offensichtlich nur um den eigenen, kurzfristig gedachten, Profit. Der Fußball wird mit solchen Regelungen unnötig politisiert und rückt damit einmal mehr zu einer vollkommen unamerikanischen Sportart.
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