Am 50. Tag der Osterzeit wird im Christentum das Hochfest Pfingsten begangen. Es gilt sogleich als das Gründungsdatum der Katholischen Kirche, der weltweit größten und stetig wachsenden Religionsgemeinschaft. Nach Ostern und Weihnachten ist Pfingsten, an dem der Heilige Geist zu den Jüngern Jesu gesandt wurde, für Christen das drittwichtigste Fest im Jahreskreis. Neben Pfingsten steht auch bei einer Papstwahl der Heilige Geist im Mittelpunkt. Im Konklave rufen nämlich die wahlberechtigten Kardinäle im Gebet den Heiligen Geist an, um sich daraufhin bei der geheimen Abstimmung leiten zu lassen.
Als am 08.05.2025 weißer Rauch von der Sixtinischen Kapelle aufstieg, dachten nur die wenigsten Experten an einen Papst aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Auf Grund ihres Status als weltliche Supermacht versuchte man in der Vergangenheit eine geistliche Führungsfigur aus den USA nämlich tunlichst zu vermeiden. Doch der Heilige Geist hatte, wie schon bei der Wahl des Polen Karol Wojtyła zu Papst Johannes Paul II. inmitten der Hochphase des Kalten Krieges, anderes vor. Mit Robert Francis Kardinal Prevost, der den Namen Leo XIV. annahm, trat der erste US-Amerikaner auf dem Stuhl Petri auf die Benediktionsloggia und zeigte sich den hunderttausenden Gläubigen auf dem Petersplatz sowie Millionen Interessierten auf den Bildschirmen weltweit.
Leo XIV. – ein Papst verbindet die Welten
Auf den ersten Blick mag der 1955 in Chicago, IL, geborene Papst Leo XIV. ein gewöhnlicher weißer US-Amerikaner sein, beginnt seine Familiengeschichte doch wie die viele seiner Landsleute in Europa. Explizit weißt Leo XIV. französische, italienische und kreolische Wurzeln auf. Ebenso teilt der Heilige Vater mit vielen US-Amerikanern die Gemeinsamkeit einen Kriegsveteranen in der eigenen Familie zu wissen. Vater Louis Marius Prevost diente nämlich in der U.S. Navy und nahm im Zweiten Weltkrieg sogar bei der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 teil.
Ungewöhnlicher ist hingegen, dass Leo XIV. in einem katholischen Haushalt aufwuchs. Es sei an dieser Stelle daran erinnert, dass die USA einst als protestantische Antwort zu den europäischen Monarchien und des Einflusses des Papstes gegründet wurden. Noch John F. Kennedy, der zum ersten katholischen US-Präsidenten überhaupt gewählt werden sollte, hatte in den 1960er Jahren mit antikatholischen Ressentiments zu kämpfen. Bei protestantischen US-Amerikanern ging die Angst um, dass Kennedy Befehle aus Rom erhalten könnte. Kennedy musste sich vor diesem Hintergrund im Wahlkampf rechtfertigen und äußerte die Worte: „Ich bin der Kandidat der Demokratischen Partei, der zufälligerweise auch Katholik ist“. Von den bisherigen 45 unterschiedlichen US-Präsidenten waren bislang zur zwei Hausherren der 1600 Pennsylvania Avenue katholischen Glaubens (neben Kennedy auch Joe Biden).
Leo XIV. ist zudem ein Mann des Glaubens und der Wissenschaft, hat er doch auch einen Bachelor of Science in Mathematik inne. Auch dies ist bemerkenswert, glaubt doch auch noch im 21. Jahrhundert jeder zehnte US-Amerikaner daran, dass die Erde eine Scheibe sei. Ebenso setzt sich Leo XIV. vom steigenden Nationalismus seiner Landsleute ab, war er doch als Missionar und als Bischof in Peru tätig. Des Weiteren ist Leo XIV., der für zwölf Jahre als Generalprior des Augustinerordens amtierte, seit dem Jahr 2015 auch Staatsbürger des südamerikanischen Landes. 2023 nahm Leo XIV. sogar noch eine dritte, nämlich die vatikanische Staatsbürgerschaft an, diente er unter Papst Franziskus doch ab 2023 als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe.
Des Weiteren spricht Leo XIV. mit Englisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch vier Sprachen fließend. Auf Deutsch und Latein liest Leo XIV. zudem regelmäßig und kann sich in diesen Sprachen verständigen. Mit seinem Profil ist Leo XIV. ein US-amerikanischer Globalist in einer Zeit, in der sich die USA und zahlreiche weitere Länder mehr nach innen wenden und sich von der nach dem Zweiten Weltkrieg aufgebauten Erfolgsgeschichte internationaler Zusammenarbeit abwenden.
Bischof Robert Barron – Word on Fire
Wie Leo XIV. ist auch der vier Jahre jüngere Robert Barron in Chicago, IL, sozialisiert worden. Seit dem Jahr 2022 amtiert Barron als Bischof von Winona-Rochester, MN. Über seine bisherigen Diözesen hinaus wurde Bischof Barron mit seinen zahlreichen YouTube Videos, in denen er sich zu populären Themen aus einer katholische Perspektive äußert sowie über den katholischen Glauben selbst aufklärt, bekannt. Mit der Non-Profit-Organisation Word on Fire Catholic Ministries rief Bischof Barron ein weltweites Medienapostolat ins Leben, welche Menschen in ihrem katholischen Glauben Stärken, zurückführen oder missionieren will. Millionen Menschen weltweit hat Bischof Barron damit schon erreicht.
Durch dieses Projekt dürfte Barron der heutzutage bekannteste Bischof in den USA sein, da er mittlerweile auch ein gern gesehener Gast in allen großen Fernsehsendern ist. Barron ist zudem der erste katholische Geistliche seit Erzbischof Fulton John Sheen in den 1950ern Jahren, der ein reguläres nationales Programm im kommerziellen Fernsehen aufweist. Bei Präsident Donald Trump, laut eigener Aussage ein konfessionsloser Christ, dürfte dies Eindruck hinterlassen haben, lud er Bischof Barron doch schon zu zahlreichen Veranstaltungen, wie dem White House National Day of Prayer, ein. Für seine scheinbare Nähe zur Präsident Trump, dessen Rede er vor dem Kongress im März 2025 er als „Liturgie der Demokratie“ bezeichnete“, musste Bischof Barron jedoch auch schon Kritik einstecken.
Pfarrer Mike Schmitz – Der Social Media Star
Begab sich Leo XIV. auf Missionsarbeit vor Ort unter herausfordernden Umständen, versucht Bischof Barron eine Evangelisierung per Medienarbeit. Der modernste Missionar ist hingegen Pfarrer Mike Schmitz, der wie Leo XIV. und Bischof Barron ebenso in Chicago geboren wurde. Mit seinem Podcast „The Bible In A Year“ landete er sogar auf Platz Eins der Apple Charts. In 365 Episoden, die jeweils zwischen 20 und 30 Minuten andauern, führt Pfarrer Schmitz seine Zuhörer durch die komplette Heilige Schrift, liest aus ihr vor, erklärt und gibt Hintergründe. Auf Grund des enormen Erfolgs rief Pfarrer Schmitz auch den Podcast „The Catechism In A Year“ ins Leben, in dem er den Zuhörern auf eine entspannte Art die Grundlagen des katholischen Glaubens näher bringt.
Diese Tätigkeit begeht Pfarrer Schmitz neben seinem Hauptberuf als Kaplan am Newman Center der University of Minnesota Duluth sowie als Leiter der Kinder- und Jugendpastoral seiner Diözese. Ebenso ist Pfarrer Schmitz Gastgeber von Ascension Presents, einer YouTube Serie der katholischen Verlags- und Medienplattform Ascension Press, die eine katholische Betrachtungsweise zu aktuellen Themen anbietet. Wie Leo XIV. war Pfarrer Schmitz auch schon als Missionar in Südamerika tätig. Und auch er weist europäische Wurzeln auf. Seine Vorfahren stammen nämlich aus Irland und Deutschland.
Konklusion
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben im Jahr 2025 antikatholische Ressentiments vergangener Tage weitestgehend überwunden. Vielmehr blüht der Katholizismus nach tiefgreifenden Krisen regelrecht auf. Dies liegt nicht zuletzt an drei Geistlichen aus dem Mittleren Westen der USA, die ein unbändiges Engagement und eine enorme Kreativität an den Tag legen, um Vertrauen in die Kirche zurückzugewinnen und das Evangelium zu verbreiten. Die Katholische Kirche in Deutschland sollte sich ein Beispiel an der Arbeit und an den Werdegängen von Papst Leo XIV., Bischof Robert Barron und Pfarrer Mike Schmitz nehmen. Doch für solch einen Wandel ist wohl auch die Unterstützung des Heiligen Geistes dringend notwendig.

Ein Beitrag von Kai-Uwe Hülss M.A.
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