Der Mai ist für die weltweit 1,4 Milliarden gläubigen Katholiken ein besonderer Monat. Die Katholische Kirche sieht nämlich im fünften Monat des Jahres die besondere Verehrung der Gottesmutter Maria vor. Die beweglichen Hochfeste Christi Himmelfahrt (Aufnahme Jesu in den Himmel), Pfingsten (Sendung des Heiligen Geistes zu den Jüngern Jesu) und Fronleichnam (Hochfest des Leibes und Blutes Jesu Christi) können zudem, wie in diesem Jahr, in den Mai fallen.
Im Mai fällt zudem der Startschuss zu den alljährlichen Wallfahrten. Gleichwohl die Vereinigten Staaten von Amerika auf Grund ihrer vergleichsweisen jungen Geschichte noch keine bedeutenden Wallfahrtstraditionen entwickeln konnten, wartet das Land der unbegrenzten Möglichkeiten in diesem Jahr diesbezüglich doch mit einem religiösen Superlativ auf.
Denn im Rahmen der von den US-Bischöfen ausgerufenen „Eucharistischen Erneuerung“ begann zu Pfingsten die größte Prozession in der Geschichte der Menschheit („Die Tagespost“ wartet mit Hintergründen auf, Klick hier). Aus dem Norden, Osten, Süden und Osten der USA soll auf vier unterschiedlichen Wegen Indianapolis, IN, erreicht werden. Im Stadion der Indianapolis Colts ist sodann ein überdimensionierter Abschlussgottesdienst geplant.
Das Ziel der US-Bischöfe: Möglichst viele Personen auf dem Weg nach Indiana mit Jesus Christus in Verbindung bringen. Im Osten des Landes wird auch durch die Hauptstadt Washington D.C. gezogen. Ob Präsident Joe Biden, der seit Beginn seiner politischen Laufbahn vor 50 Jahren offensiv mit seinem katholischen Glauben wirbt, seinen Glaubensbrüdern und -schwestern eine Grußbotschaft zukommen lässt oder gar einen Besuch abstatten wird, gilt indes als fraglich. Ungleich seiner unentwegten Beteuerungen teilt nämlich der erst zweite US-Präsident katholischen Glaubens mitnichten grundlegende kirchliche Positionen wie der nachfolgende Beitrag an drei Beispielen herausgearbeitet hat.
Lebensschutz versus Wahlfreiheit
Im Juni 2022 gab der Supreme Court in einem Grundsatzurteil das Recht zur Regelung von Schwangerschaftsabbrüchen an die einzelnen Bundesstaaten zurück. Die bis dahin bestehende landesweite liberale Regelung, die ihren Ursprung in den 1970er Jahren im Urteil Roe vs Wade hatte und Abtreibungen bis zur Überlebensfähigkeit des Fötus (24. Schwangerschaftswoche, sechster Schwangerschaftsmonat) erlaubte, wurde somit nach mehr als 50 Jahren aufgehoben. Bundesstaaten und deren Bürger entscheiden folglich nun eigenständig über ihre jeweiligen Regelungen zu Schwangerschaftsabbrüchen.
Vor diesem Hintergrund wirbt Präsident Biden, getrieben von einer immer progressiver werdenden Demokratischen Partei, im Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 2024 offensiv für eine landesweite einheitliche liberale Regelung. Roe vs Wade soll als Gesetz verankert, Abtreibungen bis zur Überlebensfähigkeit des Fötus erlaubt werden. Diese Position hatte Präsident Biden mitnichten immer inne: Im Verlauf seiner politischen Karriere mutierte Biden nämlich vom Lebensschützer zum Abtreibungsbefürworter.
Betet für unseren Präsidenten, er wird bald seinen Schöpfer treffen.
Bischof Joseph E. Strickland mit Kritik an Präsident Bidens Haltung zu Schwangerschaftsabbrüchen und teils moralisch fragwürdigen Auftritten.
Als neugewählter U.S. Senator vertrat Biden 1973 noch die Auffassung, dass der Supreme Court mit seinem Urteil im Fall Roe vs Wade zu weit ging. 1982 stimmte der damalige U.S. Senator für einen Verfassungszusatz, welcher das Grundsatzurteil umgehen und den Bundesstaaten das Recht zur Beschränkung der Abtreibungsbestimmungen gegeben hätte. Vor vierzig Jahren scheiterte dieses Vorhaben, das Urteil des Obersten Gerichtshofs aus dem Jahr 2022 setzt dies aber nun de facto so um. Heute beschreibt Biden eben dies, und damit sein jüngeres Ich, als die „Verwirklichung einer extremen Ideologie“.
Diese Haltung führte dazu, dass Biden schon im Jahr 2019 die Eucharistie in einer katholischen Kirche in South Carolina verweigert wurde. Nach katholischem Glauben ist nämlich jedes Leben, begonnen mit der Empfängnis, heilig. Gleichwohl Biden durch seine Konfession und durch seinen politischen Lebensweg als Präsident prädestiniert für einen Mittelweg bei solch einem ethisch sensiblen Thema gewesen wäre, schlug er nun den Weg eines radikalen Liberalismus ein. Dass Präsident Biden bei einer Wahlkampfveranstaltung in Florida am 23.04.2024 das Kreuzzeichen machte als für die Wahlfreiheit von Abtreibungen geworben wurde, versetzte seiner Amtszeit einen moralischen Tiefpunkt (siehe nachfolgendes Video).
Gleichgeschlechtliche Eheschließungen
Im Juni 2015 legalisierte der Supreme Court landesweit gleichgeschlechtliche Eheschließungen. Die US-amerikanische Gesellschaft war in dieser Frage bis dahin – und darüber hinaus – tief gespalten. Selbst Barack Obama verhielt sich bei diesem Thema in den Präsidentschaftswahlkämpfen 2008 und 2012 zurückhaltend. Dessen damaliger Vizepräsident Biden hingegen preschte voraus, indem er wenige Monate vor der Wahl im November 2012 seine Unterstützung für gleichgeschlechtliche Eheschließungen in einem Interview bejahte.
Die Menschen tauschten die Wahrheit Gottes gegen die Lüge. Sie verehrten die Schöpfung und beteten sie statt des Schöpfers an. Der sei in Ewigkeit gelobt! Amen. Deshalb hat Gott sie schändlichen Leidenschaften ausgeliefert. Denn ihre Frauen vertauschten den natürlichen Geschlechtsverkehr mit dem widernatürlichen. Ebenso gaben die Männer den natürlichen Geschlechtsverkehr mit ihren Frauen auf. Dafür entbrannten sie in wildem Verlangen zueinander. Männer treiben es schamlos mit Männern. So empfangen sie am eigenen Leib den gebührenden Lohn für ihre Verirrung.
Die Heilige Schrift, wie hier in Röm 1,24-27, verurteilt ausgelebte Homosexualität.
Die Katholische Kirche befürwortet hingegen gleichgeschlechtliche Verbindungen nicht. Papst Franziskus unterstrich diese Haltung erst kürzlich in einem exklusiven Interview mit 60 Minutes, als er davon sprach, dass zwar alle Personen einen individuellen Segen erhalten können, ja sogar sollen. Eine homosexuelle Beziehung jedoch könne nicht gesegnet werden, widerspreche diese doch dem Willen Gottes, so der Heilige Vater.
Die ungleiche Gewichtung von Feier- und Gedenktagen
An den Kartagen gedenkt die Christenheit an das Leiden und Sterben Jesu. Es sind die heiligsten Tage des Jahres. Es sind stille Feiertage. Und doch kam es in diesem Jahr zu einem vom Weißen Haus verursachten Aufschrei. Was war passiert? Am Karfreitag, dem Tag der Kreuzigung Jesu, verkündete Präsident Biden öffentlichkeitswirksam, dass er den 31.03.2024 zum Transgender Day of Visibility erkläre. Gleichwohl dieser Tag der LGBTQ-Gemeinschaft jedes Jahr auf dieses Datum fällt und der US-Präsident die Proklamation alljährlich erneuern kann, fehlte es hier, wie schon bei Wahlkampfveranstaltungen zum Thema Abtreibung, an Fingerspitzengefühl des US-Präsidenten.
Dass Präsident Biden für die Verkündung des Transgender Day of Visibility 635 Wörter fand, seine Osterwünsche jedoch nur 94 Wörter beinhalteten, unterstrich die Prioritätensetzung im Weißen Haus unter der Führung des Demokraten. Dabei sind es doch Christen, welche die weltweit am stärksten verfolgte Gruppe darstellen. Mangels medialer und politischer Aufmerksamkeit nahezu ungemerkt werden jedes Jahr cirka 5.000 Christen alleine wegen ihrem Glauben getötet. Auch in den Gesellschaften des Westens steigt die Gewalt gegen Christen und Kirchen stetig an.
Mit der Doktrin Dignitas Infinita stellte der Vatikan am 08.04.2024 sodann klar, dass Geschlechtsumwandlungen, entgegen der Darstellung des US-Präsidenten, eine Bedrohung für die menschliche Würde darstellen würden. Damit steht der Transgenderismus für die Katholische Kirche auf einer Ebene mit Schwangerschaftsabbrüchen, Kriegen oder Gewalt an Frauen. Präsident Biden setzt sich hingegen für erst genannte Begebenheiten ein.
Fazit: Relativismus als Markenzeichen des US-Präsidenten
In den Vereinigten Staaten von Amerika herrscht, wie in anderen liberalen Demokratien auch, eine Trennung zwischen Staat und Kirche vor. Folglich nimmt auch kein US-Präsident Befehle seines religiösen Oberhauptes entgegen wie zahlreiche US-Amerikaner noch die Befürchtung beim ersten Präsidenten katholischen Glaubens John F. Kennedy hatten. Und dennoch muss sich Präsident Biden Kritik an seiner Gesellschaftspolitik aus einer religiösen Perspektive stellen, da er doch seit jeher mit seinem katholischen Glauben für sich wirbt.
Summa summarum lässt sich feststellen, dass Präsident Biden in grundlegenden Fragen konträre Positionen zur katholischen Lehre einnimmt. Präsident Biden vertritt einen Relativismus vor dem schon Joseph Ratzinger/ Papst Benedikt XVI. eindringlich warnte. Wilton Kardinal Gregory, Erzbischof von Washington D.C., bezeichnete Präsident Biden vor diesem Hintergrund als einen „Cafeteria Katholiken“, der sich lediglich die Teile des Glaubens auswähle, die ihm gefallen würden.
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