Die Flüchtlingskrise bewegt Deutschland und Europa. Doch auch in den Vereinigten Staaten wird emotional über die Flüchtlings- und Einwanderungspolitik diskutiert. Bei elf Millionen illegalen Migranten, die Schätzungen zufolge aktuell in den USA leben, wenig verwunderlich.
Donald Trump hat diese Zahl zum Anlass genommen und die Einwanderungspolitik zu seinem zentralen Wahlkampfthema auserkoren. Und mit radikalen Forderungen (u.a. Mauerbau zu Mexiko, Deportation der illegalen Migranten) den republikanischen Vorwahlkampf für sich entscheiden können.
Was motiviert Trumps Anhänger sich für dessen restriktive Immigrationspolitik zu begeistern? Wie sieht die US-amerikanische Realität in Bezug auf Einwanderung und Flüchtlingen aus? #Blog1600Penn informiert euch über das zentrale Thema in diesem Wahlkampf.
Einwanderung spaltet die Bevölkerung
Laut dem Meinungsforschungsinstitut PewResearch sehen Zweidrittel der Anhängerschaft von Donald Trump Einwanderung als sehr großes Problem in den USA an. Die negative Sichtweise auf Migration begründet sich insbesondere mit Ängsten, dass durch – illegale – Einwanderung die Kriminalitätsrate ansteigen würde.
Clintons Anhänger vertreten eine entgegengesetzte Sichtweise. Für lediglich 17% der Clinton-Unterstützer stellt Migration eine große Herausforderung dar.
Ebenso spalten sich die Meinungen über einen Mauerbau an der Grenze zwischen den USA und Mexiko anhand der Unterstützerlinien beider Kandidaten. 79% der Trump-Anhänger finden den Bau einer Mauer eine sehr gute Idee. Demokraten lehnen zu 88% diesen Vorschlag ab.
Während 78% der Trump-Unterstützer eine härtere Strafverfolgung und eine bessere Grenzsicherheit bevorzugen, wollen 80% der Clinton-Anhänger illegalen Migranten einen Weg zu legaler Staatsbürgerschaft aufzeigen.
Des Weiteren ist in Bezug auf die Einwanderungspolitik nicht nur eine Spaltung anhand der Parteilinien zu konstatieren. Auch ist die Wählerschaft von Trump extremer eingestellt als ein Großteil der republikanischen Parteibasis.
RÜCKFÜHRUNGEN AUF REKORDNIVEAU
Trump punktete insbesondere in den Vorwahlen mit dem Vorhaben, alle illegale Migranten deportieren zu wollen. Die Rückführung von illegalen Einwanderern, so Trump, sei unter Präsident Obama zu lasch.
Die Realität sieht jedoch anders aus. Die Rückführungen erreichten in Obamas Amtszeit ein Rekordniveau. Insgesamt 2,4 Millionen ohne Aufenthaltserlaubnis lebende Menschen wurden zwischen 2009 und 2014 ausgewiesen.
Alleine im Jahr 2013 wurden 435.000 illegale Migranten zurückgeführt, davon 199.000 Kriminelle. Für 2014, den bis dato letzten Erhebungszeitraum, wurden 414.000 Personen ausgewiesen.
Migration als gesellschaftlicher Gewinn?
Die Gesamtbevölkerung betrachtet Einwanderung an sich mit gemischten Gefühlen. Die Hälfte aller US-Amerikaner ist der Auffassung, dass durch Migration die Wirtschaftskraft geschwächt wird. Nur 28% der Amerikaner sehen in Einwanderern einen ökonomischen Gewinn.
Des Weiteren befürchten 50% der US-Amerikaner eine Zunahme der Kriminalität durch zugewanderte Personen. In Bezug auf Wissenschaft, Technologie, Essen, Musik und Kunst versprechen sich Amerikaner hingegen einen Gewinn für ihr Land durch Migranten.
Diese Daten geben einen Aufschluss darüber, wie brisant die Diskussion über die zukünftige Migrationspolitik in den Vereinigten Staaten ist. Verstärkt wird dies durch die Tatsache, dass aktuell mehr als 46 Millionen Menschen in den USA leben, die im Ausland geboren wurden.
Mexiko Top-Herkunftsland
Ein Viertel aller in den USA lebender Migranten stammen aus dem südlichen Nachbarland Mexiko. Bei den illegal eingewanderten Personen stellen Mexikaner mit einem Anteil von 49% ebenso die größte Gruppe dar.
Mittlerweile verlassen jedoch mehr Mexikaner die USA, als neu einwandern. In den vergangenen fünf Jahren ist die mexikanische Gemeinschaft in den USA um 140.000 Personen geschrumpft.
Wenig Flüchtlinge
Der Vorwahlkampf ließ auch mit einer Diskussion über eine Ansiedlung von syrischen Flüchtlingen aufhorchen. Doch im Gegensatz zu vielen Ländern in Afrika, Asien und Europa suchen in den USA vergleichsweise wenige Flüchtlinge Schutz.
In den vergangenen neun Monaten bekamen 40.000 Personen einen Flüchtlingsstatus in den USA zugesprochen. Die meisten Personen stammen aus Myanmar (8.112 Menschen), der Demokratischen Republik Kongo (6.350) und Somalia (5.780). Aus Syrien wurden 2.805 Menschen aufgenommen.
Ein Gedanke zu “Einwanderungspolitik polarisiert das Einwanderungsland”