„The Lone Warrior“ zwitscherte es am letzten Juni-Tag vom Account des US-Präsidenten. Vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl sieht sich Donald Trump als „einsamer Kämpfer“. Der Amtsinhaber versucht sein Außenseiter-Image, Trump und das politische sowie mediale Establishment sind seit jeher in gegenseitiger Abneigung miteinander verbunden, einmal mehr aufzupolieren.
Vor vier Jahren war Trump als politischer Neuling mit dieser Botschaft an den Wahlurnen erfolgreich. Trumps letzter Werbespot vor der Präsidentschaftswahl 2016 hatte zum Inhalt, dass eine Trump-Administration eine „Regierung, kontrolliert von den US-Amerikanern“ werden würde, unabhängig vom „korrupten Establishment“. In den Swing States verfing diese Botschaft, die demokratische Kandidatin Hillary Clinton konnte mit ihrem zwar eindrucksvollen, aber doch sehr etablierten Lebenslauf, nichts entgegensetzen.
Sich als Außenseiter darzustellen und gleichzeitig aus dem Oval Office die Geschicke des Landes entscheidend zu gestalten, stellt die Wiederwahlkampagne von Präsident Trump jedoch wenig überraschend vor Herausforderungen. Politische, ökonomische und gesellschaftliche Entwicklungen werden nun von der Wählerschaft konsequenterweise primär Trump zugeschrieben. Eine Begebenheit, die in Boom- wie in Krisenzeiten gilt.
Getestet werden muss dieses Narrativ dennoch, ist doch mit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie und den daraus folgenden ökonomischen Turbulenzen das ursprünglich geplante Motto der Kampagne, „Keep America Great“, ad absurdum geführt worden. Verschiedene neue Arten von Botschaften wurden schon via Werbespots in sozialen Medien und TV sowie über den Twitter-Account des Präsidenten getestet.
Der Angriff auf das sogenannte Establishment, wohlgemerkt ein Rückgriff auf den Klassiker aus dem vergangenen Wahlkampf, ist vor diesem Hintergrund das jüngste Beispiel. Der Twitter-Account des Präsidenten leitete zuletzt auch Beiträge und Videos weiter, die beispielsweise die verschwörungstheoretische Frage, weshalb „das korrupte Establishment eine Wiederwahl von Trump verhindern muss“, aufwiesen.
Ergänzt wird dies mit vermehrten Angriffen auf den konservativen Nachrichtensender Fox News, der beim Präsidenten immer mehr in Ungnade gefallen ist. Von Fox News in Auftrag gegebene repräsentative Umfragen, die einen Rückstand von Präsident Trump auf Joe Biden aufweisen, werden als Fake News bezeichnet, Personalentscheidungen des Nachrichtenkanals kritisiert.
Wechseln sich Lobpreisungen für Fox News in Bezug auf dessen Einschaltquoten im Vergleich zu CNN weiterhin mit Distanzierungen vom mächtigsten Sender des konservativen Amerika ab, dürften die Wiederwahlchancen von Präsident Trump weiter sinken. Wahrlich, ein einsamer Kämpfer.