Tritt ein ehemaliger US-Vizepräsident bei den Präsidentschaftsvorwahlen seiner Partei an, nimmt dieser für gewöhnlich die Favoritenposition auf die Nominierung ein. Seitdem Donald Trump im Jahr 2015 die politische Bühne betrat ist jedoch nicht mehr vieles in der US-Politik gewöhnlich – und schon gar nicht innerhalb der Republikanischen Partei.
Vor diesem Hintergrund war es keine Überraschung, dass Mike Pence seine Teilnahme an den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen vorzeitig zurückzog. Erstaunlich war allerdings, dass Pence, von 2017 bis 2021 Vizepräsident, schon vor der ersten Vorwahl im Januar 2024 seine Kamapagne beendete. Im Wettstreit um die Alternative zu Trump sah Pence auf Grund mangelnder finanzieller Mittel und schlechter Umfragewerte keinen realistischen Weg mehr zur Nominierung.
Mit der Aufgabe von Pence gaben sodann nur noch fünf Republikaner ihre Aufwartung bei der dritten Fernsehdebatte. Die auf NBC News ausgestrahlte Debatte fokussierte sich primär auf außen- und sicherheitspolitische Herausforderungen und mutierte zu einem Duell zwischen DeSantis und Haley. Im Adrienne Arsht Center for the Performing Arts zu Miami, FL, glänzte Trump erneut mit Abwesenheit.
Die Ausgangslage
Seit Beginn des Vorwahlkampfes führt Trump die Umfragewerte unter republikanischen Wählern deutlich an. Landesweit kommt Trump gegenwärtig laut den auf Real Clear Politics veröffentlichten durchschnittlichen Umfragewerte der wichtigsten Meinungsforschungsinstitute auf knapp 60%. Ron DeSantis folgt mit 14,4% auf Rang Zwei, 9% der Republikaner würden sich gegenwärtig für Nikki Haley als Präsidentschaftskandidatin entscheiden.
Im ersten Vorwahlstaat Iowa zeichnet sich ein ähnliches Bild. In New Hampshire hat Haley mittlerweile DeSantis auf dem zweiten Platz abgelöst. Die ehemalig Gouverneurin von South Carolina hat im Rennen um die Alternative zu Trump derzeit das Momentum inne. Dennoch bleibt Haley in der Beliebtheitsskala unter republikanischen Wählern weiterhin weit hinter Trump zurück.
Die Regeln zur Teilnahme
Zur Teilnahme waren nur Kandidaten berechtigt, die a) mindestens 4% in zwei landesweiten Umfragen oder 4% in einer landesweiten Umfrage und 4% in zwei frühen Vorwahlstaaten erreichten und b) von mindestens 70.000 unterschiedlichen Personen Spenden (darunter 200 Spender aus 20 unterschiedlichen Bundesstaaten) erhielten.
Die Teilnehmer
Für die dritte TV-Debatte konnten sich nur noch sechs Republikaner qualifizieren. Trump verzichtete, wie schon bei den zwei vorherigen Fernsehdebatten, auf eine Teilnahme.
| Kandidat | Alter | Bisheriges höchstes politisches Amt | Politische Ausrichtung |
|---|---|---|---|
| Chris Christie | 60 | Gouverneur | Moderat |
| Ron DeSantis | 44 | Gouverneur | Rechtspopulistisch |
| Nikki Haley | 51 | Gouverneurin | Moderat |
| Vivek Ramaswamy | 38 | – | Rechtspopulistisch |
| Tim Scott | 57 | U.S. Senator | Konservativ |
Die Gewinner des Abends
Als ehemalige US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen kam Haley die außen- und sicherheitspolitische Schwerpunktsetzung der Debatte zugute. Haley stach durch ihr klassisches republikanische Profil heraus, indem sie für eine USA als Anführerin der freien Welt warb. Die zahlreichen Attacken von Ramaswamy wehrte Haley gekonnt ab. Haley stand im positiven Sinne im Mittelpunkt der Debatte.
Haleys Kontrahent um den gegenwärtigen zweiten Rang bei den republikanischen Vorwahlen, DeSantis, erlebte ebenso einen positiven Abend. Der Gouverneur von Florida kritisierte Trump ebenso deutlich wie Haley. DeSantis konnte zudem seine politische Einstellung in den debattierten Themenbereichen klar bewerben.
Gleichwohl er nicht an der Debatte teilnahm kann sich auch Trump zu den Gewinnern zählen. Die TV-Debatte wartete nämlich mit einer schlechten Einschaltquote auf. Nur noch 7,5 Millionen US-Amerikaner sahen dem Aufeinandertreffen der republikanischen Kandidaten zu – ein Minus von 21% im Vergleich zur zweiten Fernsehdebatte. Im Jahr 2015 schalteten noch 14 Millionen US-Amerikaner bei der dritten republikanischen TV-Debatte ein.
Laut einer repräsentativen Umfrage von Morning Consult sind zudem nur 40% der Republikaner der Meinung, dass die TV-Debatten sehr wichtig für die Wahlentscheidung sind. Zahlen, welche die Fernsehdebatte für den in Umfragen führenden Republikaner, ergo Trump, zu einem guten Abend werden ließen.
Die Verlierer des Abends
Chris Christie, Vivek Ramaswamy und Tim Scott konnten bei der dritten Fernsehdebatte wohl kaum neues Wählerpotential erschließen.
Die bemerkenswertesten Zitate
Donald Trump ist ein ganz anderer Typ als 2016. Er sagte, die Republikaner würden es leid sein, zu gewinnen. Nun, wir haben letzte Nacht gesehen – ich habe es satt, dass die Republikaner verlieren.
Ron DeSantis über Donald Trump und über die republikanischen Niederlagen bei regionalen Wahlen im November 2023.
Jemand, der die nächsten anderthalb Jahre seines Lebens damit verbringt, sich aus dem Gefängnis und aus Gerichtssälen herauszuhalten, kann weder diese Partei noch dieses Land führen.
Chris Christie über Donald Trump.
Netanyahu sollte den Job mit diesen Schlächtern der Hamas ein für allemal zu Ende zu bringen. Sie sind Terroristen. Sie massakrieren unschuldige Menschen. Sie würden jeden Juden von der Erde wischen, wenn sie könnten.
Ron DeSantis über die Reaktion Israels auf das durch die radikalislamische Hamas verübte Massaker vom 07.10.2023.
Das Letzte, was wir tun sollten, ist Israel zu sagen, was es tun sollte.
Nikki Haley über die Reaktion Israels auf das durch die radikalislamische Hamas verübte Massaker vom 07.10.2023.
Wir müssen dafür sorgen, dass die Europäer ihren gerechten Teil beitragen.
Ron DeSantis über weitere Hilfen für die Ukraine.
Dick Cheney in sieben Zentimeter hohen Stöckelschuhen.
Vivek Ramaswamy mit einer herablassenden Äußerung über Nikki Haley.
Du bist einfach Abschaum.
Nikki Haley an Vivek Ramaswamy gerichtet.
Die nächste TV-Debatte
Die nächste Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten ist für den 06.12.2023 in Tuscaloosa, AL, geplant. Die Debatte soll von News Nation ausgerichtet und unter anderem von Megyn Kelly moderiert werden.

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