Trumps vertane Chance

Präsident George W. Bush lud schon vor der US-Präsidentschaftswahl 2008 seine möglichen Nachfolger in das Weiße Haus ein. Der 43. US-Präsident wollte die Reaktion seiner Administration auf die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise mit seinen beiden möglichen Nachfolgern, John McCain und Barack Obama, abstimmen.

Die reibungslose Machtübergabe setzte sich nach dem Wahlsieg Obamas fort. Innerhalb einer Woche nach dem Feststehen des Wahlergebnisses rief Amtsinhaber Bush den gewählten Präsidenten erneut in die 1600 Pennsylvania Avenue und zeigte Obama den Amtssitz der mächtigsten Person auf diesem Planeten. Obama sollte zudem die von Bush begonnenen Wirtschaftshilfen fortsetzen.

Präsident Obama setzte die Tradition der vorbildlichen Amtsübergabe fort. Zwei Tage nach der Präsidentschaftswahl 2016 trafen er und Donald Trump im Oval Office aufeinander. Vier Jahre später brach Präsident Trump auch mit diesem vorbildlichen demokratischen Akt. Den Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 03. November 2020 von Joe Biden kennt Präsident Trump nämlich bis dato nicht an.

Im Gegenteil: Vielmehr verbreitet Präsident Trump primär in den Sozialen Medien Verschwörungstheorien über unbewiesene Wahlmanipulationen. Der 45. US-Präsident versuchte diese Theorien durch zahlreiche juristische Auseinandersetzungen zu untermauern. Doch vergebens: Die Judikative ist und bleibt unabhängig von parteiischen Auseinandersetzungen und wies Trumps Klagen ab.

Wie der einstige Immobilienmogul in die Politik im Jahr 2015 einstieg, so wird Präsident Trump auch die große politische Bühne – vorerst – verlassen: Mit eigens kreierten Skandalen. Dabei hätte Präsident Trump eine enorme Chance auf eine angemessene Verabschiedung aus dem Weißen Haus gehabt. Die von Präsident Trump initiierte Operation Warp Speed (weitere Informationen: Klick hier) trug nämlich maßgeblich dazu bei, dass mehrere Firmen in atemberaubendem Tempo Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickeln sowie diese massenweise produziert werden können.

Letztgenannter Aspekt, die Massenproduktion eines frisch entwickelten Impfstoffes, sowie die Verteilung der Impfdosen sind hierbei die hauptsächlichen Herausforderungen, bei der Regierungen behilflich sein können. Folgerichtig beinhaltet die Operation Warp Speed eine monatelange vorbereitete Strategie zur Verteilung der Impfstoffe. Das Verteidigungsministerium ist hierbei ebenso involviert wie private Packetdienstleister – Fedex und UPS seien an dieser Stelle exemplarisch genannt.

Die US-Regierung wendet für die Operation Warp Speed bislang $18 Milliarden auf.  Als Präsident Trump am 15. Mai 2020 diese öffentliche-private Partnerschaft offiziell vorstellte, wurde er ob seiner Ziele, bis Ende des Jahres mehrere Impfstoffe entwickeln sowie erste Impfungen vornehmen zu lassen, noch belächelt. Der Zeitplan wurde nicht von wenigen Beobachtern als unrealistisch eingestuft. Doch Trumps Kritiker wurden eines Besseren belehrt.

Am 18. Dezember 2020 ließ nämlich die US-Arzneimittelbehörde FDA den von der US-amerikanischen Firma Moderna entwickelten Impfstoff zu. Sofort nach Zulassung begann die Verteilung von sechs Millionen hergestellten Impfdosen. Moderna wurde für ihre Forschung an einem Impfstoff gegen COVID-19 im Rahmen von Operation Warp Speed mit $2,5 Milliarden gefördert. Das Nationale Gesundheitsinstitut beteiligte sich zudem an der Entwicklung. Schon zuvor wurde der in deutsch-amerikanischer Co-Produktion hergestellte Impfstoff von BioNTech und Pfizer, als Zulieferer ebenso Teil der Operation Warp Speed, in den USA zugelassen.

Bereits am 22. Juli 2020 bestellten die USA Impfdosen der mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna. Die Europäische Union tätigte seine Kaufabsicht hingegen erst am 09. September 2020.

Bis zu den Weihnachtsfeiertagen wurden infolgedessen schon mehr als 2,1 Millionen US-Amerikaner gegen das Coronavirus geimpft sowie mehr als elf Millionen Impfdosen ausgeliefert. In den letzten Tagen seiner Amtszeit hätte Präsident Trump diesen Erfolg für sich reklamieren und quasi eine Siegesrunde drehen können. Selbst der gewählte Präsident Biden lobte die amtierende Regierung für diese Errungenschaft. Doch Präsident Trump entschied sich anders, legte den Fokus auf das unbegründete Anzweifeln des Wahlausgangs.

Präsident Bush wird heutzutage von zwei Drittel der US-Amerikaner positiv gesehen. Seine Zurückhaltung vom tagespolitischen Geschäft sowie seine vorbildliche Amtsübergabe an Obama haben maßgeblich zu diesem positivem Stimmungsbild beigetragen. Präsident Trump hat hingegen den gegenteiligen Weg eingeschlagen. Einem erneuten Anlauf auf das Weiße Haus im Jahr 2024 ist dem sicherlich nicht zuträglich.

 

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