#GOPDebate: Debatte ohne Verlierer

Nur 13 Tage nach der denkwürdigen TV-Debatte bei CNBC kam es am Dienstag Abend schon zum nächsten republikanischen Aufeinandertreffen. Nach der chaotischen Debattenführung  vor knapp zwei Wochen sollten nun bei der vierten Debatte ernsthaft wirtschafts- und außenpolitische Themen diskutiert werden.

Mit Erfolg. Denn der veranstaltende Sender FOX Business beschränkte sich weitestgehend auf politische Fragen, so dass mehr über Inhalte gesprochen werden konnte. Im Duell mit CNBC ein klarer Punktsieg für die konservative Fernsehanstalt.

Die Kleine Debatte

Hatte Chris Christie einen starken Auftritt bei der dritten Debatte, konnte der Gouverneur an diesen Erfolg kurz danach mit einem starken Statement zu Drogenabhängigkeit anknüpfen – das Video sahen mehr als 7 Millionen Menschen im Internet. Eigentlich ein perfekter Start in den November, wären da nicht die aktuellen Umfragen gewesen. Denn Christies „Goldener Herbst“ spiegelt sich (noch) nicht in Umfragen wider. Er kommt derzeit auf weniger als 2,5% der Stimmen und qualifizierte sich somit erstmals nicht für die Hauptdebatte.

Doch dies könnte sich nach Christies Vorstellung im Milwaukee Theatre ändern. Christie dominierte die kleine Debatte mit einer klaren Strategie, in dem er sich durchgehend mit smarten Angriffen auf Hillary Clinton von seinen Konkurrenten absetzte – #Blog1600Penn zählte zehn (!!!) solcher Attacken: ein Rekordwert im bisherigen Vorwahlkampf. Im Wettbewerb mit Huckabee, Jindal und Santorum stach Christie somit klar heraus.

Jeb Bush’s Duell mit sich selbst

Bei der Hauptdebatte lag das Augenmerk insbesondere bei Jeb Bush. Konnte sich der 62-jährige alte ehemalige Gouverneur von Florida von seinem miserablen Auftritt bei der letzten Debatte, dem Verlust von finanzstarken Spendern und weiter sinkenden Umfragen erholen?

Wenngleich der Durchbruch für Bush abermals ausblieb, trat er diesmal zweifelsohne selbstbewusster auf und konnte ein weiteres worst-case-scenario wie vor zwei Wochen, als Marco Rubio ihn perfekt auskonterte, verhindern. Dies war auch nötig, findet die nächste Debatte erst Mitte Dezember statt.

Der Schlagabtausch des Abends I

Einen guten Moment hatte Bush, als es um das Thema der illegalen Einwanderung ging. Als Donald Trump zunächst seine Vorstellungen eines Mauerbaus an der Grenze zu Mexiko und der Deportation von 11 Millionen Menschen mit illegalem Aufenthaltsstatus vorstellte, schritt John Kasich ein und bezeichnete Trumps Ideen als „naiv und dumm“. Kasichs Realismus traf auf Trumps Populismus.

Jeb Bush sprang letztendlich Kasich zur Seite und erörterte die Unmöglichkeit einer solchen Massendeportation. Ebenso griff Bush Trump indirekt an, indem er ihm vorwarf, dass sich Hillary  Clinton über solche unrealistischen Vorschläge sicherlich freuen würde.

Der Schlagabtausch des Abends II

Im zweiten grossen Schlagabtausch des Abends kam es zur Wiederauferstehung des Rand Paul. Als es um die zukünftige Strategie in Syrien und im Irak ging, besann sich Paul auf seine Stärke zurück: die Verbreitung libertärer Positionen.

Paul argumentierte, dass die Ausrüstung von Rebellen kontraproduktiv sei, wie auch schon die Historie gezeigt hat. Ebenso sprach er sich gegen eine Flugverbotszone über Syrien aus. Schließlich „dürfe man keinen großen Krieg mit Russland provozieren“. Vielmehr sollte mit allen – potentiellen – Partnern gesprochen werden, um eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.

Freilich ist Paul im republikanischen Bewerberfeld der einzige Kandidat, der solche Positionen vertritt. Widerspruch kam folglich prompt – von Bush, Fiorina und insbesondere von Rubio. Während Rubio für ein verstärktes Engagement in Nahost und der Welt eintritt, spricht sich Paul zwar ebenso für eine starke Verteidigung aus, jedoch „ohne dabei bankrott zu gehen“. Bei diesem Duell standen sich zwei miteinander unvereinbare Philosophien gegenüber: außenpolitische Zurückhaltung (Paul) vs. Ausbau der weltweit stärksten Militärmacht (Rubio).
Themenbezogene Debatte

Im Gegensatz zu den vorherigen Debatten brachte der vierte Schlagabtausch keine klaren Gewinner und Verlierer hervor. Dies könnte auch daran gelegen haben, dass erstmals primär politische Themen debattiert und Unterschiede zwischen den Kandidaten herausgearbeitet wurden.

Dennoch schwebte der Geist einer bestimmten Person durch die Räume des Milwaukee Theatre. So lautete das Wifi-Passwort für die Medienvertreter „StopHillary“. Bei allen innerparteilichen Grabenkämpfen wird das große Ganze, die Rückeroberung des Weißen Hauses, der Verhinderung von Hillary Clinton, nicht außer Acht gelassen. An diesem Novemberabend hatte dies Chris Christie am besten verstanden.


Videos

 

Teil 1 der Debatte:


DIE BESTEN ZITATE DES DEBATTENABENDS

Hillary Clinton’s coming for your wallet, everybody. Don’t worry about Huckabee or Jindal. Worry about her. (Chris Christie)

She [Clinton] is the real adversary tonight, and we better stay focused. Don’t worry about Huckabee or Jindal. Worry about her. (Chris Christie)

I’ll give you a ribbon for participation and a juice box. (Bobby Jindal zu Christie)

I want to fire everybody in D.C. — both parties. (Bobby Jindal)

Do you know an American who will just stop spending? I don’t. (Mike Huckabee)

It may be the best Hillary Clinton can do, but it’s not the best America can do. (Jeb Bush)

It took the telephone to take 75 years to reach 100 million users. It took Candy Crush 1 year to reach 100 million users. (Marco Rubio)

[Dems] will be the party of the past, we will be the party of the 21st century. (Marco Rubio)

Welders make more money than philosophers. We need more welders and less philosophers. (Marco Rubio)

I want a government really really small, so small you can barely see it. (Rand Paul)

Marco, Marco, Marco! … How is it conservative to add a trillion dollars in military expenditure… You cannot be a conservative if you’re going to keep promoting programs that you’re not going to pay for. (Rand Paul)

There are more words in the IRS code than there are in the Bible. And none of them is as good. (Ted Cruz)

First of all, thank you for not asking me what I said in the 10th grade, I appreciate that. (Dr. Ben Carson)

For the 11 million people — come on, folks. We all know you can’t pick them up and ship them back across the border. It’s a silly argument. It’s not an adult argument. (John Kasich)


REDEZEITEN DER KANDIDATEN IN DER HAUPTDEBATTE (IN MIN.)

GOPDebate4

alle Angaben ohne Gewähr


KANDIDATENBEURTEILUNG Vordebatte

Chris Christie: Rhetorisch überzeugender Auftritt mit einer klaren Strategie: sich von Hillary Clinton abgrenzen und sich für die Hauptdebatte empfehlen; dominierte die kleine Debatte

Mike Huckabee: Gute Performance, jedoch mit Ausnahme seines Schlussstatements mit wenigen Höhepunkten

Bobby Jindal: Engagierter Aufritt, jedoch rhetorisch unterlegen

Rick Santorum: Versuchte die erzkonservative Wählerschaft für sich zu gewinnen; rhetorisch unterlegen


KANDIDATENBEURTEILUNG HauptDEBATTE

Jeb Bush: Solider Auftritt mit guten Momenten – aber noch kein Comeback

Dr. Ben Carson
: Gewohnt ruhiger Auftritt

Ted Cruz
: Solider Auftritt

Carly Fiorina: Durchschnittlich

John Kasich
: Hatte gute Momente indem er Diskussionen anregte und sich von anderen Kandidaten abgrenzte

Rand Paul
: Hat zu alter Stärke zurückgefunden: der Verkündung libertärer Thesen.

Marco Rubio
: Gewohnt rhetorisch brillant; humorvoll; starker Schlagabtausch mit Rand Paul

Donald Trump
: Gewohnt populistischer Auftritt; weniger Angriffe auf seine Mitkonkurrenten, als bei den vorherigen Debatten

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